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Plakatmotiv: Die fünf Geächteten (1967)

Wyatt Earp als zwischen Moral und
Rache zerrissener Gesetzesvertreter

Titel Die fünf Geächteten
(Hour of the Gun)
Drehbuch Edward Anhalt
Regie John Sturges, USA 1967
Darsteller

James Garner, Jason Robards, Robert Ryan, Albert Salmi, Charles Aidman, Steve Ihnat, Michael Tolan, William Windom, Lonny Chapman, Larry Gates, William Schallert, Bill Fletcher, Karl Swenson, Austin Willis, Monte Markham, Richard Bull, Sam Melville, Frank Converse, Jon Voight, Robert Phillips u.a.

Genre Western, Drama
Filmlänge 100 Minuten
Deutschlandstart
24. April 1968
Inhalt

Nach einem blutigen Feuergefecht muss sich Wyatt Earp, Marshal in Tombstone, zusammen mit seinem Freund Doc Holliday und seinen Brüdern Virgil und Morgan vor Gericht verantworten. Bandenboss Ike Clanton will dem Marshal damit heimzahlen, dass Wyatt Earp mit seinen Gefährten einige Männer der Clanton-Bande erschossen hat. Obwohl Clanton schon einigen Einfluss in Tombstone hat, geht seine Rechnung nicht auf. Wyatt Earp und die anderen werden freigesprochen.

Für Clanton ist das ein Grund mehr, alles zu versuchen, um seine Position in der Stadt auszubauen. Als ein neuer Marshal gewählt werden soll, lässt er einen seiner Gefolgsmänner gegen Virgil Earp kandidieren. Bald zeigt sich jedoch, dass Virgil das Rennen machen wird. Daraufhin lauern Clantons Leute Virgil Earp auf und schießen ihn zum Krüppel. Später töten sie auch hinterrücks Morgan Earp, als sich dieser an Virgils Stelle um das Marshal-Amt bewirbt.

Zum Marshal der Bundespolizei ernannt, nimmt Wyatt Earp nunmehr zusammen mit Doc Holliday die Verfolgung der Mörder auf. Die Haftbefehle gegen sie dienen ihm letztlich nur als Vorwand, um Rache zu nehmen …

Was zu sagen wäre

John Sturges überarbeitet seine Wyatt Earp-Legende. 1957 schickte er mit Zwei rechnen ab Burt Lancaster und Kirk Douglas als Earp und Doc als Helden in den Kampf gegen die Clantonbande. Jetzt, zehn Jahre später, sind es James Garner ("Grand Prix" – 1966; Gesprengte Ketten – 1963) und Jason Robards (Höchster Einsatz in Laredo – 1966), die in dem melancholischen Western "Hour of the Gun" in den Kampf ziehen, einen allerdings weniger heroischen – womit Sturges sich näher am historischen Vorbild entlang hangelt.

"Hour of the Gun" beginnt mit der Schießerei am O. K. Corral und folgt dann dem Machtkampf um die Stadt Tombstone in Arizona und der anschließenden Vendetta der Earp-Gang gegen Ike Clanton und seine Leute. In den früheren Earp-Filmen auch von anderen Regisseuren (Faustrecht der Prärie – 1946 oder "Wichita" – 1955) endet die Geschichte am O.K. Corral. In diesem Film ist die Schießerei, die nur wenige Sekunden dauert, Auftakt für ein juristisches Scharmützel zwischen Wyatt Earp und Ike Clanton. Clanton will Earp nach der Schießerei wegen Mordes dran kriegen, scheitert aber. Earp seinerseits, Vertreter des Gesetzes, das er leidenschaftlich vertritt, will Haftbefehle gegen die Bandenmitglieder erwirken, um sie alle vor Gericht zu stellen. So sagt er es.

Aber so setzt er die Haftbefehle nicht um. „Für Dich sind diese Haftbefehle doch nur Jagdscheine“, ätzt sein Freund Doc Holliday, nachdem Earp den dritten Gangster mit sechs Schüssen erledigt. Und vor dem finalen Duell gegen Ike Clanton wirft Earp seinen Marshal-Stern fort. Der Film fokussiert sich sehr auf diesen inneren Kampf des Marshals, kommt dabei aber nicht voran. Viel Zeit geht ins Land, bis sich Earps Mannschaft gefunden hat, in der jeder davon ausgeht, die Gesuchten abzuliefern und die Belohnung von 20.000 Dollar zu kassieren. Plakatmotiv: Die fünf Geächteten (1967) Weil sich die gesuchten Männer einer nach dem anderen aber nicht festnehmen lassen, aber langsamer ziehen, sind sie am Ende alle tot. Da offenbart sich Wyatts Zerrissenheit zwischen Gesetzestreue und dem Drang nach Vergeltung. Schließlich waren es die Männer, die den einen Earp-Bruder zum Krüppel und den anderen erschossen haben. Da kennt auch der Liebhaber der Gesetze, Wyatt Earp, kein Pardon mehr.

In Arizona warten zum Finale höchste amtliche Weihen auf ihn, er soll zum Chief U.S. Marshal ernannt werden, was in jenen noch wilden Tagen der Anfang einer politischen Karriere sein konnte. Aber nach seinem Rachefeldzug nimmt Wyatt das Angebot schließlich nicht an und steigt „ganz aus“. Er sieht sich als Gesetzesvertreter nicht mehr würdig genug. Das ist folgerichtig für jene Zeit. Die 80er Jahre des 19. Jahrhunderts waren in den USA schon zivilisierte Jahre, zumindest an der Ostküste, an der Städte wuchsen, der Handel blühte und das Gesetz auch wirklich durchgesetzt wurde. Die Eisenbahn brachte diese Welt zunehmend nach Westen, der noch wild, aber nicht mehr so anarchisch war, wie in früheren Tagen. In diesem Zusammenhang gehört der Revolverheld Wyatt Earp in den USA zu den großen Legenden. In vielen Western mythologisiert und heroisiert wurde er zu einem Symbol für den Kampf von Recht und Gesetz gegen offenes Banditentum in den Grenzstädten, wo die Spannungen des Bürgerkrieges nachwirkten und Strafverfolgung eher spärlich war. Folglich reitet Earp am Ende allein in den Sonnenuntergang, wohl wissend, dass Recht und Gesetz ihm schon dicht auf den Fersen sind.

Visuell besticht der Film durch viele abwechselnde Schauplätze: die kleine Stadt, das mexikanische Dorf, die weiten Ebenen, gestrecktes Galopp durch hoch spritzende Flüsse, einsame Farmen und blökende Rinderherden. Aber packend wird der Film erst im letzten Drittel. Bis dahin wird geredet und geritten, vor Gericht gestritten und Pläne geschmiedet, aber es geht nie endlich mal los. Jason Robards wirft als Doc vieldeutige Blicke aus seinen traurigen Hundeaugen zu seinem alten Freund und der wartet auf die Ausstellung von Haftbefehlen, die sich als „Jagdscheine“ entpuppen – aber eben erst im letzten Drittel.

Wertung: 4 von 8 D-Mark
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