Kenneth Zevo, der Gründer und Chef der erfolgreichen Spielzeugfabrik Zevo Toys, stirbt. Eigentlich hatte er seinen Sohn Leslie dafür vorgesehen, die Fabrik zu übernehmen, weil in ihm der rechte Kindskopf für die erfolgreiche Fortführung der Firma mit fröhlichem Spielzeug für Kinder steckt; aber sein Kindskopf scheint noch nicht geeignet zu sein, die Firma verantwortungsbewusst zu führen. Deshalb erhält Kenneths Bruder, Lt. General Leland Zevo, vorübergehend die Aufsicht über die Fabrik und Kenneths Kinder Leslie und Alsatia.
Leland Zevo, sein Leben lang Soldat, kann mit Spielzeug wenig anfangen. Als er jedoch feststellt, dass es von Zeit zu Zeit Industriespionen gelingt, Ideen zu stehlen, beschließt er auf seine Art, ein wenig aufzuräumen und für Disziplin und Ordnung zu sorgen. Dazu lässt er eigens seinen Sohn, Captain Patrick Zevo, und einige Einheiten Soldaten einfliegen.
Vorbei sind die Zeiten von Sorglosigkeit und Spaß bei der Arbeit. Leslie lässt sich zunächst nichts anmerken, entwickelt weiter seine spaßigen Kindskopfideen – täuschend echte Kotzepfützen aus Kunststoff, qualmende Jacken und solche, die bei jeder Bewegung ein Instrument erklingen lassen. Als Leland aber anfängt, immer mehr Platz in der Fabrik zu beanspruchen, wird Leslie skeptisch.
Der konfliktscheue Kindskopf sucht das Gespräch mit seinem Onkel und als das erfolglos bleibt, schleicht er sich in den abgeriegelten Sicherheits-Bereich ein und stellt fest, dass sein Onkel Ideen ausprobiert, die mit Kriegführung zu tun haben …
Das Leben als Militär ist seit Glasnost und Perestroika auch nicht mehr, was es mal war. Nicht mal mehr auf die Kommunisten ist Verlass und so sitzt in Barry Levinsons neuem Film ein frustrierter US-General, für den das Pentagon keine Verwendung mehr sieht, im Direktorensessel einer – ausgerechnet – Spielzeugfabrik und muss sich ein neues Leben ausdenken. Was macht er also, der General? Er entwickelt Kriegsspielzeug. Was sei den Krieg anderes als ein Spiel, fragt er, als er Kindern in der Spielhalle zusieht, wie sie bei Computerspielen allerlei Panzer, Flugzeuge und Soldaten ausschalten.
Kurzerhand engagiert er ein Dutzend Kinder, die er an die von ihm entworfenen Computerspiele setzt; Spiele, die mit realen Waffen gekoppelt werden sollen, die reale Ziele angreifen sollen. Seine zynische Idee: Statt einen Stealthbomber für viele 100 Millionen Dollar zu entwickeln, in die man auch noch zwei Piloten setzen muss, entwickelt man einfach unbemannte Jets in Spielzeuggröße, aber mit scharfen Waffen, die von spielenden Kindern aus dem Bunker gelenkt werden – die müssen ja nicht wissen, dass ihre Spielerei echte Menschenleben kostet. Und wäre der General nicht einer, der seinen Jähzorn nicht immer im Griff hat, wären die Herren Offiziere aus dem Pentagon auch sicher sehr angetan von der Idee, Krieg zu führen ohne eigene Verluste, ohne dass die eigenen Soldaten realisieren, dass sie überhaupt Menschen töten – und das auch noch zu einem Bruchteil der Kosten von konventionellem Militär. <Nachtrag2013>Damals, 1992, als nach dem Fall des Eisernen Vorhangs etwas voreilig das Ende der Geschichte ausgerufen wurde, waren Barry Levinsons militärische Ideen in seinem Film noch eher was für durchgeknallte Generäle. Niemand ahnte, außer vielleicht den militärischen Geheimlabors, wie visionär die Ideen des schurkischen Generals waren. Unbemannte Drohnen, gesteuert aus einer Kaserne in den USA, schalten in Afghanistan unliebsame Taliban aus oder sprengen zivile Hochzeitsfeiern. Überlegungen, Kinder für solche Einsätze zu rekrutieren, werden nicht ausgesprochen, aber dass Kinder viel schneller lernen, mit solchen "Joysticks" umzugehen und besser damit zu sein, als Erwachsene, weiß man natürlich. "Toys" wird nicht besser, weil manche militärische Idee aus dem Film Realität geworden sind. Aber die Häufung ist schon bemerkenswert.</Nachtrag2013>
Die Idee, "Spielzeug kontra Waffen" und, Spielzeug in Waffen zu verwandeln, trägt den Film eine Weile. Aber dann kommt nichts mehr. Natürlich gibt es das große Finale mit viel Blitz und Bumm und Krach. Das bleibt aber unübersichtlich und ohne Spannung. Auch die Kontrahenten entwickeln kein Leben. Dem unsympathischen General steht der wie immer sehr sympathische Robin Williams als Leslie gegenüber, der spielt, was er am besten kann – sich selbst (Hook – 1991; König der Fischer – 1991; Schatten der Vergangenheit – 1991; Zeit des Erwachens – 1990; Cadillac Man – 1990; Der Club der toten Dichter – 1989; Good Morning, Vietnam – 1987; Garp und wie er die Welt sah – 1982; "Popeye – Der Seemann mit dem harten Schlag" – 1980). Ein kalauernder Spaßvogel mit einem Herz für Kinder und deren abgefahrene Ideen. Auch das ist über zwei Filmstunden gedehnt ermüdend. Während Williams im vergangenen Jahr in Hook noch einen Peter Pan spielt, der entgegen seinem Grundsatz schließlich doch erwachsen wurde, bleibt er in "Toys" ein Kind, das sich nur widerwillig mit dem Ernst des Lebens beschäftigt. Das Drehbuch gibt ihm zarte Liebesbande mit Robin Wright (Im Vorhof der Hölle – 1990; Die Braut des Prinzen – 1987) an die Hand, aber die tragen nichts zu einer möglichen Dramaturgie bei. Auch die freundliche, noch versponnenere Schwester des freundlichen Lesley bleibt ohne Entwicklung, bis sie im Finale plötzlich für das große Aha sorgt, das immerhin noch einiges erklärt. Joan Cusack spielt diese blass geschriebene Figur mit großem Herzen (Ein ganz normaler Held – 1992; My Blue Heaven – 1990; Die Waffen der Frauen – 1988; Die Mafiosi-Braut – 1988; Broadcast News – Nachrichtenfieber – 1987; Das darf man nur als Erwachsener – 1984).
Nachdem schnell klar ist, was der böse General vorhat, tut sich erzählerisch nichts mehr, bis er sein im Verborgenen gebautes Arsenal aus Kriegszeug auf die sympathischen Helden loslässt. Nein, mit seinem Drehbuch und seiner Inszenierung bleibt Barry Levinson mit "Toys" schwach (Bugsy – 1991; "Avalon" – 1990; Rain Man – 1988; Good Morning, Vietnam – 1987; "Tin Men – Zwei haarsträubende Rivalen" – 1987; Das Geheimnis des verborgenen Tempels – 1985; Der Unbeugsame – 1984; American Diner – 1982), dafür punktet er mit seinem Film auf der visuellen Ebene.
Der Film spielt nicht in dieser Welt. Sie sieht aus wie eine Spielzeugwelt, in der Spielzeuge Spielzeuge gebären: Schauplätze, Gerätschaften, Objekte, Kostüme sind eigens für den Film gemacht worden. Die Spielzeugfabrik sieht aus, wie ein geschichteter Haufen bunter Holzklötzchen. Die Villa der Familie Zevo ist ein übergroßes Puppenhaus. Das Grab des frisch verstorbenen Kenneth Zevo krönt ein übergroßer Spielzeugelefant aus Marmor, der unablässig Seifenblasen aus dem Rüssel pustet. Die Konstruktionshalle für neues Spielzeug wird dominiert von gigantischen Spielzeugköpfen, die Arme, Beine, Köpfe für Puppen oder Räder für Spielzeugautos oder Lippen für Krokodile ausspucken. Die Bilder sind in kräftigen Farben gehalten, Pastelltöne sucht man vergeblich, selbst rosa Kostüme oder Perücken knallen.
Visuell ist der Film eine große Freude. Hier sprießt der Film vor originellen Ideen – und verdeutlicht dadurch die Ideenarmut des Scripts.