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Plakatmotiv: Bugsy (1991)

Elegant gefilmt, prunkvoll ausgestattet
scheitert ein Mann an seinen Träumen

Titel Bugsy
(Bugsy)
Drehbuch James Toback
nach dem Buch "We Only Kill Each Other: The Life and Bad Times of Bugsy Siegel" von Dean Jennings
Regie Barry Levinson, USA 1991
Darsteller

Warren Beatty, Annette Bening, Harvey Keitel, Ben Kingsley, Elliott Gould, Joe Mantegna, Richard C. Sarafian, Bebe Neuwirth, Gian-Carlo Scandiuzzi, Wendy Phillips, Stefanie Mason, Kimberly McCullough, Andy Romano, Robert Beltran, Bill Graham, Lewis Van Bergen, Joseph Roman, James Toback u.a.

Genre Biografie, Drama, Crime
Filmlänge 105 Minuten
Deutschlandstart
12. März 1992
Inhalt

Der New Yorker Mafioso Benjamin 'Bugsy' Siegel wird in den 1930er Jahren von seinen Bossen nach Los Angeles geschickt. In der Metropole am Pazifik fehlt es der New Yorker Mafia noch an Einfluss und das soll Bugsy ändern, indem er das Glücksspielgeschäft unter Kontrolle bringt.

Mit einem wagemutigen Auftritt gelingt es Bugsy, den örtlichen Mafia-Paten Jack Dragna in eine Geschäftsvereinbarung zu zwingen, die Dragna einen Anteil am Profit und Bugsy die Kontrolle über das Glücksspiel garantiert. Auch bei den Frauen hat der eigentlich verheiratete Bugsy Erfolg. Vor allem die Schauspielerin Virginia Hill hat es dem draufgängerischen Mafiosi angetan.

Bei einem Streit in der Wüste Nevadas kommt Bugsy schließlich auf die Idee, in der Einöde ein Kasino zu gründen. Er macht sich an die Fertigstellung, aber das Projekt wird immer aufwendiger und sorgt bei seinen Mafia-Freunden zunehmend für Unmut …

Was zu sagen wäre

Der Film heißt "Bugsy", sein Titelheld ist die historische Figur Benjamin 'Bugsy' Malone, der Erfinder der Glücksspielmetropole Las Vegas. Dennoch erzählt der Film nur ein bisschen Wahrheit und viel Fiktion. Regisseur Barry Levinson ("Avalon" – 1990; Rain Man – 1988; Good Morning, Vietnam – 1987; Das Geheimnis des verborgenen Tempels – 1985; Der Unbeugsame – 1984; American Diner – 1982) präsentiert ein Hochglanzstück mit eleganten Kostümen, Limousinen mit geschwungenen Linien, prunkvollen Interieurs und schönen Menschen, gefilmt in erlesen ausgeleuchteten Bildern. Eine Vision von Los Angeles, wie es in den 30ern ausgesehen haben könnte, hätten Filmdesigner die Stadt entworfen.

In diesem Ambiente erzählt Levinson die Geschichte eines Aufsteigers aus kleinen Verhältnissen, der, als wir ihn kennenlernen, mit seinen Freunden Meyer Lansky und Lucky Luciano schon weit oben in der Hierarchie der New Yorker Mafia angekommen ist. Siegel kopiert die Manierismus der Oberen Zehntausend, er macht Sprechübungen, um neben den Schönen und Reichen nicht nur zu bestehen, sondern zu einem der ihren zu werden. Und mit deren Frauen zu schlafen. Bugsy geht stets aufs Ganze: bei Frauen, bei Geschäftspartnern, bei Kontrahenten. Er ist zwar ein verheirateter Vater von zwei Kindern, aber auch ein nicht zu bremsender Playboy. Als seine Freunde ihn nach Los Angeles schicken, um an der Westküste die Erträge aus dem Glücksspielgeschäft zu steigern, ist das für Bugsy der Jackpot: schöne Frauen, Sonnenschein und die Filmindustrie, die Welt des schönen Scheins. Hier lernt er die Schauspielerin Virginia Hill kennen, für die er mehr empfindet, als für alle die kleinen Abenteuer zuvor.

Frauen sind in seiner Welt Spielzeug, keine vertrauenswürdigen Menschen und schon gar nicht auf Augenhöhe. Virginia wird Bugsy Schwäche neben seiner viel größeren Schwäche: Geld bedeutet Bugsy wenig, ist für ihn „nur bedrucktes Papier“. Als ihm spontan ein Haus gefällt, geht er einfach durch die Eingangstür und kauft dem durch seinen berüchtigten Namen eingeschüchterten Besitzer das Haus direkt ab, obwohl der ursprünglich gar nicht verkaufen wollte. Er findet den überrumpelten Eigentümer großzügig mit bedrucktem Papier ab. Ähnlich geht er sein größtes Projekt an, das Hotel "Flamingo" in der Wüste von Nevada, heute der Nukleus der Stadt Las Vegas – wobei Levinson sich hier eine seiner vielen historischen Freiheiten nimmt. Es war nicht etwa so, dass Bugsy Siegel ganz alleine auf die Idee gekommen wäre, irgendwo in der Wüste ein Kasino mit Hotel, das "Flamingo", zu bauen. Der historische Bugsy hatte sich in ein bereits bestehendes Projekt eingekauft. Und es war auch nicht das erste Kasino in Nevada, das legales Glücksspiel anbot. Aber Levinson wollte keine Biografie drehen, er erzählt eine Geschichte von Draufgängertum und innerer Freiheit. So will Bugsy zum Beispiel über die lockere Bekanntschaft zu einer italienischen Gräfin den italienischen Diktator Mussolini umbringen. Ein Plan, den er enttäuscht zu den Akten legt, als er in der Zeitung liest, dass schon jemand anderes den Duce ermordet hat.

Um seine Mafiafreunde von dem Wüstenprojekt zu überzeugen, verspricht er Gesamtkosten von einer Million Dollar. Am Ende wird der Bau des Hotels sechs Millionen verschlungen haben, weil Bugsy seine Vision verwirklichen wollte und dauernd Umbauten am Rohbau verlangt, koste es, was es wolle. Und als er sein Kasino in der Wüste dann zum ungünstigsten Zeitpunkt eröffnet, zu Weihnachten, regnet es in Strömen, die Eröffnung gerät zum Flop, Bugsys Mafiafreunde sind längst misstrauisch, weil Gerüchte kursieren, er habe heimlich Geld aus dem Hotelprojekt auf ein Nummernkonto in der Schweiz umgeleitet. Das ist Benjamin Siegels Todesurteil. Eine grimmige Texttafel weißt zum Ende des Films daraufhin, dass die Investition der angeblich verschleuderten sechs Millionen Dollar bis zum Jahr 1991 100 Milliarden Dollar eingebracht habe.

Dass sich Vieles anders als im Film dargestellt oder gleich gar nicht zugetragen hat, macht den Film nicht zu einem schlechten Film. Die Person Ben Siegel mit der Erfindung Las Vegas' bietet sich an für den Film über einen Mann des Think Big. Was geht größer, als eine ganze Stadt bauen zu wollen? Noch dazu in der Wüste. Noch dazu eine, die später Las Vegas sein wird? Für die Titelrolle hat sich Barry Levinson einen geholt, der in Hollywood, ohne dort an nennenswert vielen Filmen, dafür aber an umso erfolgreicheren Filmen mitgewirkt zu haben, als Machtfaktor geführt wird, Warren Beatty. Beatty hatte 1967 das Gangsterdrama Bonnie und Clyde produziert, in dem er auch die Rolle des Clyde Barrow übernahm. Bei einem Budget von nur 2,5 Millionen Dollar spielte der Film damals rund 70 Millionen Dollar ein und war für zehn Oscars nominiert, von denen Beatty zwei gewann. Der Film etablierte ihn für die nächsten Jahrzehnte als Schauspieler, Regisseur, Produzent und Drehbuchautor. Er trat dann aber in der Folge selten als Schauspieler auf. Während der 1970er Jahre wirkte er in sieben (u.a. Der Himmel soll warten – 1978; "Migiftjäger" – 1975; "Shampoo" – 1975; "Zeuge einer Verschwörung" – 1974; "Der Millionenraub" – 1971"; McCabe & Mrs. Miller" – 1971), in den 1980er Jahren sogar nur in zwei Filmen mit – "Reds (1981) und "Ishtar" – 1987. Letzterer gilt den Kritiken zufolge als Jahrhundert-Flop. Erst im vergangenen Jahr konnte er mit der Comic-Adaption Dick Tracy (1991) an frühere Erfolge anknüpfen.

Beattys Bugsy Mallone ist ein charmanter Umgarner, der von jetzt auf sofort, etwa, wenn er sich um Geld geprellt oder betrogen fühlt, zum jähzornigen Monster werden kann, für das das Erschießen von Menschen so besonders ist wie Atmen. Dieser Kino-Mafioso ist getrieben von Leidenschaft und der Sehnsucht nach dem Menschen, der seine Leidenschaft teilt, bei der Geld immer nur Mittel zum Zweck ist. Beatty ist wunderbar in dieser Rolle, für die er eine weitere Oscarnominierung bekam, in der Oscar-Nacht dann aber Anthony Hopkins applaudierte für dessen Oscar für die Rolle des Hannibal Lecter. Insgesamt war "Bugsy" für zehn Oscars nominiert (s.u.). Neben Beatty spielt Annette Bening (In Sachen Henry – 1991; Schuldig bei Verdacht – 1991; "Grifters" – 1990; "Grüße aus Hollywood" – 1990; "Ferien zu dritt" – 1988) als Bugsy Siegels Schicksal, die Frau, für die er seine Instinkte an der Garderobe abgibt, die ihn in eifersüchtige Tobsuchtsanfälle treibt und die schließlich mitverantwortlich ist für sein Ende. Aufregend oszilliert Bening als Virginia Hill zwischen besinnungsloser Hingabe und giftigem Zorn. Dem mächtigen Hollywood-Mann Warren Beatty gibt die junge Frau Kontra auf Augenhöhe. <Nachtrag2005>1992 hat Beatty Annette Bening geheiratet und mit ihr mittlerweile vier Kinder. Beatty war vorher unter anderem mit Natalie Wood, Julie Christie, Diane Keaton, Joan Collins, Isabelle Adjani und Madonna (zumeist ehemalige Filmpartnerinnen) liiert.</Nachtrag2005>

So ist dieser Film auch die elegant erzählte Geschichte eines romantischen Träumers, der an seinen Träumen zugrunde ging, bis dahin aber ein aufregendes, wenn auch nicht unbedingt menschenfreundliches Leben geführt hat.

Wertung: 7 von 10 D-Mark
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