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Plakatmotiv: Der Himmel soll warten (1978)

Der Film nimmt uns an die Hand
und führt uns aus dem Jammertal

Titel Der Himmel soll warten
(Heaven can wait)
Drehbuch Elaine May & Warren Beatty
nach dem Bühnenstück "Irrtum im Himmel" ("Heaven Can Wait") von Harry Segall.
Regie Warren Beatty + Buck Henry, USA 1978
Darsteller

Warren Beatty, James Mason, Julie Christie, Jack Warden, Charles Grodin, Dyan Cannon, Buck Henry, Vincent Gardenia, Joseph Maher, Hamilton Camp, Arthur Malet, Stephanie Faracy, Jeannie Linero, Harry D.K. Wong, George J. Manos, Larry Block, Frank Campanella, Bill Sorrells u.a.

Genre Komödie, Fantasy
Filmlänge 101 Minuten
Deutschlandstart
26. Oktober 1978
Inhalt

Joe Pendleton, Quarterback der Los Angeles Rams, wird nach einem Unfall von einem übereifrigen Himmelsboten zu früh ins Paradies verfrachtet. Deswegen darf Pendleton noch einmal auf die Erde zurückkehren – allerdings als ein völlig Anderer.

Im Körper eines steinreichen Konzernchefs versucht er, wieder für die Rams zu spielen, Anschläge auf sein Leben abwehren und eine schöne Engländerin (Julie Christie), die gegen die Skrupellosigkeit einer seiner vielen Firmen protestiert, von seiner Aufrichtigkeit zu überzeugen …

Was zu sagen wäre

Das ist der richtige Film zur rechten Zeit. RAF-Terroristen bevölkern die heimischen TV-Bildschirme, US-Präsidenten ignorieren den Rechtstaat und treten zurück, in Vietnam verliert "der Westen" einen Krieg der Systeme. Da liefert uns Hollywood ein humanistisches Märchen, in dem eine ehrliche Haut nichts aus der Bahn werfen kann, nicht einmal die Unfähigkeit himmlischer Bürokratie, personifiziert in James Mason (Steiner – Das Eiserne Kreuz – 1977; Der Mackintosh Mann – 1973; Kalter Schweiß – 1970; Der Untergang des Römischen Reiches – 1964; Lolita – 1962; Der unsichtbare Dritte – 1959; Ein neuer Stern am Himmel – 1954; 20.000 Meilen unter dem Meer – 1954; Prinz Eisenherz – 1954; Julius Caesar – 1953).

Warren Beatty spielt einen herzensguten, leidenschaftlich trainierenden, für den Team-Spirit kämpfenden Charakter, dem es ganz egal ist, in welcher menschlichen Hülle er steckt. Am Anfang ist er Joe Pendleton, Comeback-Quarterback, später ist er ein von menschlichen Kakerlaken umgebener Milliardär und am Ende ist er wieder Quaterback, nur mit anderem Namen. Aber er bleibt immer der Charakter mit dem Herz am rechten Fleck.

Die Höllenhunde, die uns draußen vor dem Kino in Kriege, Korruption und mordende Ideologien treiben, haben drinnen keine Chance. Solange der Vorhang geöffnet bleibt, gibt er den Blick frei auf eine Traumwelt, die so nah an unserer Realität entlang schrammt, dass wir sie für wirklich halten können. Warren Beatty hat daran einen großen Anteil, der in drei Rollen auftaucht, aber immer wie Warren Beatty aussieht; wir müssen uns im Kinosessel also nicht mit komplizierter Seelenwanderungs-Thematik auseinandersetzen. Wir haben es immer mit dem freundlichen, zielorientierten Mann zu tun, der seinem moralischen Kompass folgt. Daraus zieht der Film im Mittelteil seinen komödiantischen Nektar, wenn Pendleton als verschrobener Milliardär plötzlich ein Menschenfreund ist, wo der Milliardär Farnsworth zu Lebzeiten ein herzloses, kaltes Ungeheuer gewesen sein muss, gejagt von zwei absurd teuflischen Vertrauten: seiner Frau und seinem Sekretär, die ihm gleichzeitig erfolgreich und erfolglos nach dem Leben trachten. Da fällt plötzlich eine ganz auf die Exzentrik ihres kalten Herrschers ausgerichtete Struktur in sich zusammen, weil der Herrscher anfängt, „Danke“ zu sagen. Und als das geschehen ist, muss der Gute Geist den Körper unversehens wieder verlassen und beweisen, dass seine freundliche Seele auch ohne die Milliarden des Milliardärs nur durch die Augen eines Quaterbacks die Liebe seines Lebens überzeugt. Genau: Geld ist nicht nur nicht alles, sondern nichts im Vergleich zu der einzig wahren Liebe, gespielt von Julie Christie ("Nashville" – 1975; "Shampoo" – 1975; Wenn die Gondeln Trauer tragen – 1973; Fahrenheit 451 – 1966; Doktor Schiwago – 1965).

All das bringt Warren Beatty ("Shampoo" – 1975; "Zeuge einer Verschwörung" – 1974; "McCabe & Mrs. Miller" – 1971; Bonnie und Clyde – 1967) in 100 Kinominuten unter und erzeugt einen wohlig warmen Rausch.

Wertung: 7 von 9 D-Mark
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