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Plakatmotiv: Ein neuer Stern am Himmel (1954)

Das Showbusiness ist kein Zuckerschlecken.
Warum wird dann nur dauernd gesungen?

Titel Ein neuer Stern am Himmel
(A Star Is Born)
Drehbuch Moss Hart
basierend auf dem 1937-Drehbuch "Ein Stern geht auf" von Dorothy Parker, Alan Campbell, Robert Carson, William A. Wellman + Robert Carson
Regie George Cukor, USA 1954
Darsteller
Judy Garland, James Mason, Jack Carson, Charles Bickford, Tommy Noonan, Lucy Marlow, Amanda Blake, Irving Bacon, Hazel Shermet, James Brown u.a.
Genre Drama, Musical
Filmlänge 154 (176) Minuten
Deutschlandstart
21. Dezember 1954
Inhalt

Bei der Benefizveranstaltung "Die Nacht der Stars" in Los Angeles geben sich Hollywoods Prominente die Ehre, um Geld zu Gunsten ehemaliger Leinwandstars zu sammeln. Norman Maine ist die Attraktion des Wohltätigkeitsfestes, doch der Schauspieler lässt das Publikum warten und erscheint wenig später betrunken hinter den Kulissen. Maine kann von den Kulissenschiebern nur mit Mühe daran gehindert werden, auf die Bühne zu stolpern.

Währenddessen bereitet sich die zurzeit in der Stadt gastierende Sängerin Esther Blodgett mit dem Glenn Williams Orchestra auf ihren großen Auftritt vor. Als sie mit ihren zwei Partnern den Song "You Gotta Have Me Go with You" interpretiert, betritt der stark alkoholisierte Norman Maine die Bühne. Esther versucht ihn von der Bühne zu schaffen. Als es ihr nicht gelingt, baut sie den Schauspieler spontan in die Gesangs- und Tanznummer mit ein und verhindert so einen Skandal. Noch vom Alkohol berauscht, bedankt sich Maine nach der Gala bei der Sängerin, die trotz des negativen Erlebnisses beeindruckt von dem Leinwandstar ist.

Stunden später sucht der mittlerweile nüchterne Norman Maine Esther bei Proben in einem geschlossenen Nachtclub auf. Der Schauspieler ist fasziniert von ihrem melancholischen Liebeslied "The Man that Got Away" und glaubt, in Esther das gewisse Etwas zu erkennen, das eine große Künstlerin ausmacht. Er fährt die verwirrte junge Frau nach Hause und kann die Sängerin, die von einer erfolgreichen Plattenaufnahme in einem großen Tonstudio träumt, zum Bleiben überreden. Der Schauspieler will Esther unbedingt zum Film bringen und vereinbart sogleich am nächsten Tag ein Vorsprechen für sie.

Plakatmotiv: Ein neuer Stern am Himmel (1954)Einen Tag später auf dem Studiogelände kommen sich Norman und Esther näher, als der Schauspieler der verunsicherten jungen Frau hilft, das richtige Make-up für die Probeaufnahmen auszuwählen. Die Sängerin bekommt auf Empfehlung Norman Maines einen Vertrag mit dem Filmstudio, spielt bald eine erste Statistenrolle und sieht sich mit einem Künstlernamen, Vicky Lester, versehen. Mit Hilfe von Maine wird sie kurz darauf mit dem Filmproduzenten Oliver Niles bekannt gemacht, der sie als Ersatz für die Hauptrolle in seinem neuen Musikfilm besetzt. Der Film über eine junge Sängerin, die versucht Karriere zu machen, wird ein Erfolg und Vicky Lester wird als neuer Star Hollywoods gefeiert.

Norman Maines neuester Film fällt dagegen bei Publikum und Kritikern durch. Nach dem Erfolg plant Norman, Esther zu verlassen, doch die junge Frau kann ihn von ihrer Liebe überzeugen und beide heiraten heimlich und unerkannt auf dem Land, sehr zum Ärger des Agenten Matt Libby, der eine große und medienwirksame Hochzeit geplant hatte.

Norman und Esther ziehen in ein luxuriöses Haus in den Hügeln Hollywoods, doch schon bald fallen erste Schatten über die junge Ehe. Esthers Filmkarriere floriert; Normans Kontrakt wird derweil von der Filmdirektion in New York aufgelöst, da er durch seine vergangenen Eskapaden und zwei erfolglose Filme in Folge ein zu großes Risiko darstellt. Norman verfällt wieder dem Alkohol und verursacht bei der Oscar-Verleihung einen Skandal …

Was zu sagen wäre

Selbst nach seinem Tod muss die Witwe noch für ihren Mann, den abgestürzten ehemaligen Star Norman Maine tanzen, um dessen Andenken nach seinem Tod zu wahren. So ist die strafe für eine Frau, die in den 50er Jahren einen unbedingten Karrierewunsch hegt und dafür Freunde und Lieben hinter sich lässt, anstatt einem Mann den Rücken freizuhalten. Das Showgeschäft, insbesondere das Filmgeschäft ist nicht erwachsener, nicht humaner geworden, seitdem A Star is Born 1937 zum ersten Mal ins Kino kam.

George Cukors Film hat so manche Szene, die Fans von Scheinwerferlicht und Film-Glamour erblassen lässt. Das hat er mit dem 17 Jahre alten Original gemein; die demütigendste aber ist sicher die, in der die unbekannte Esther Blodgett im Behandlungsstuhl drei alten Männern in weißen Kitteln ausgeliefert sind. Es sind die Maskenbildner des Studios, die aus dem Dutzend-Mädchen ein Erfolg versprechendes Stargesicht modellieren sollen. Die drei Männer sehen aus wie Ärzte, die ein Gesicht auseinandernehmen, sich über die „zu dicke Nase“ echauffieren und Gedanken über andere Augenbrauen machen. Das alles, während ihr die junge Frau direkt gegenübersitzen.. Am Ende verlässt eine völlig überschminkte Marilyn- Monroe-Esther die Maske, über die sich Norman kaputt lacht.

Plakatmotiv: Ein neuer Stern am Himmel (1954)Abgesehen vom Visuellen ist nichts neu an diesem Film gegenüber seiner Vorlage. Natürlich: andere Schauspieler, andere Kulissen, andere Texte. Aber die Stories sind identisch, sogar einige der Schauplätze. Was anders ist und diesen Film zerreißt: Es ist ein Musical, für dass Filmproduzent Sidney Luft gekämpft hat, weil er seiner Frau Judy Garland zu einer glanzvollen Rolle verhelfen wollte. Es entbehrt dabei nicht einer gewissen Ironie, dass Frau Garlands in den 30er jähren strahlender Stern verblasst ist, sie hier auf ein Comeback hofft, und sich am Set dann aber so benahm, wie es Norman Maine im Film vorgeworfen wurde. Manchmal erschien Judy Garland tagelang nicht am Filmset, dauernd musste umgeplant werden, der Film wurde immer teurer, am Ende lagen sie bei rund sechs Millionen US-Dollar.

Und natürlich, Garland war das von ihrem Mann, dem Produzenten gewollte Zentrum des Films, mussten jede Menge Songs für Miss Garland geschrieben werden, denn der Gesang ist ihre Hauptprofession und der Film daher ein Musical. Das führt im ersten Drittel des Film zu einem 15-minütigen Medley, in dem Esther Blodgett in ihrem ersten Film den Werdegang ihrer gespielten Figur von ganz unten bis nach ganz oben besingt. Es wundert nicht, dass dieser Werdegang ihrem eigenen gleicht, den sie Norman kurz vorher ausführlich geschildert hat. Diese 15 Minuten, die eher einem Hörspiel im Radio gleichen als einem Kinofilm in dem noch neuen Bildformat Cinemascope und in Technicolor, bremsen den Film auf Null und ab da wird gefühlt alle zehn Minuten gesungen und getanzt, aber nie, um die Handlung voranzubringen. Alle Musicalnummern sind Nummern aus den Filmen, die Esther gerade dreht und haben mit der eigentlichen A-Star-is-born-Handlung gar nichts zu tun, bringen die Story also nicht weiter, machen aber den Film für Kinobesucher, die nicht ins Kino gehen, um eine Frau singen zu sehen, nicht spannender.

Dabei hat der Film seine Momente. Wenn sich Norman und Esther zum ersten Mal auf einer Bühne begegnen – er volltrunken und Star, sie ein singendes Mauerblümchen, das die Situation rettet; wenn beide einen intimen Dialog übers Heiraten führen und die ganze Crew aus Versehen mithören lässt; wenn sie im melodramatischen Teil des Musicals verzweifelt umeinander ringen und sich aneinander festhalten. Das hat schon Größe und unterstreicht die Kunst des Regisseurs George Cukor, der Drama mit leichter Hand und Komödie mit strengem Timing zu inszenieren versteht (Ehekrieg – 1949; "Das Haus der Lady Alquist" – 1944; Die Nacht vor der Hochzeit – 1940; Die Schwester der Braut – 1938; "What Price Hollywood?" – 1932). Sein "A Star is Born" ist quasi eine Neuverfilmung eines Stoffes, den er 1932 als "What Price Hollywood" ins Kino brachte, auf dem dann die 1937-Version von A Star is Born entstand. In Cukors 1932er Original lag das Gewicht noch auf dem Niedergang des Mannes, In den späteren Versionen rückte das Schicksal der (erfolgreichen) Frau in den Vordergrund.

Wertung: 3 von 6 D-Mark
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