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Plakatmotiv: Cadillac Man (1990)

Gefesselt von einem mäßigen Drehbuch
kommt Robin Williams nicht auf Touren

Titel Cadillac Man
(Cadillac Man)
Drehbuch Ken Friedman
Regie Roger Donaldson, USA 1990
Darsteller

Robin Williams, Tim Robbins, Pamela Reed, Fran Drescher, Zack Norman, Lori Petty, Annabella Sciorra, Paul Guilfoyle, Bill Nelson, Eddie Jones, Mimi Cecchini, Tristine Skyler, Judith Hoag, Lauren Tom, Anthony Powers, Paul Herman, Paul J.Q. Lee, James Bulleit u.a.

Genre Komödie, Krimi
Filmlänge 97 Minuten
Deutschlandstart
20.September 1990
Inhalt

Der Arbeitstag des gestressten Autoverkäufers Joey O’Brian fängt miserabel an: Sein Chef setzt ihm ein Ultimatum. Entweder er verkauft innerhalb von 24 Stunden zwölf Wagen, oder er kann seine Papiere abholen.

Das ist nicht sein einziges Problem: Joey unterhält zahlreiche Affären mit Kundinnen, die ihn ausgerechnet jetzt alle festnageln wollen. Dann sitzt ihm auch noch eine kaltschnäuzige Ex-Frau im Nacken, die mehr Unterhalt für den College-Besuch der gemeinsamen Tochter will.
Mitten in ohnehin schon chaotische Verkaufsverhandlungen platzt ein amoklaufender Vorstadt-Othello mit einer AK-47 im Anschlag und nimmt alle Anwesenden als Geiseln. Irgend jemand hat es mit seiner treulosen Gattin Donna getrieben, der Sekretärin des Unternehmens, und nun sollen alle dafür büßen. Jetzt kann Joey zeigen, was in ihm steckt …

Was zu sagen wäre

Das Ur-Bild des zeitgenössischen US-Amerikaners ist das des Verkäufers. Ein Mann – meistens – der mit Optimismus durch die Welt geht in der Überzeugung, dass seine Ware die Welt ein bisschen besser macht und er damit seine Mitmenschen glücklich. In ihm schwelt noch der Pioniergeist seiner Vorfahren, die im Planwagen dem Westen die Zivilisation abgetrotzt haben.

Das Zerrbild dieser Figur ist der Gebrauchtwagenhändler. Auch er verkauft. Aber erstens Autos, die keiner braucht, weil alle schon eins haben. Und zweitens Autos, die zwar schön lackiert sind, darunter aber meistens den ersten Anschein Lügen strafen. Solche Leute sind, zumindest in der dramatisierten Version auf der Bühne und im Kino, die gnadenloser Schwätzer, die sogar einer trauernden Witwe, die gerade ihren Mann zu Grabe trägt, ein Auto aufschwatzen – der liebe Verblichene hätte sicher gewollt, dass seine Witwe sich mit einem neuen Auto eine Freude macht. Der schmierige Gebrauchtwagenhändler ist in der Idee eine Paraderolle für Robin Williams (Der Club der toten Dichter – 1989; Good Morning, Vietnam – 1987; Garp und wie er die Welt sah – 1982; "Popeye – Der Seemann mit dem harten Schlag" – 1980). Williams kann reden wie ein Wasserfall und wenn ein Kunde keine so rechte Lust zeigt, 30.000 Dollar für ein auto auszugeben, wird einer wie Williams ihm diese Lust schon beibringen.

Es ist dann aber gar nicht Williams' Aufgabe, in diesem Film Leuten ein Auto aufzuschwatzen. Statt dessen muss er vier Frauen mit seinen Sprüchen bei Laune halten – seine Ex-Frau, die mehr Unterhalt will und drei weitere, mit denen er gerade ein Verhältnis hat. Als Womanizer aber ist er eine Fehlbesetzung. Sicher sind die Frauen, mit denen er rummacht, nicht die hellsten Kerzen auf den Torten. Plakatmotiv (US): Cadillac Man (1990) Aber sein Autoverkäufer eben auch nicht. Joey O'Brian ist ein erbärmlicher Verlierer, der ein Vermögen mit seinen Frauengeschichten durchgebracht hat – selbst einem Gangsterboss schuldet er 20.000. Joey, die Hauptfigur des Films, ist also kein sympathischer Kerl. Ich schaue ihm zu, weil er Robin Williams ist, aber je länger ich das tue, desto weniger macht das Spaß. Und Autos verkaufen kann er, wie sich herausstellt, auch nicht. Kaum hängen ihm vier Kunden am Hals, verzettelt er sich völlig. Dass so einer in einem früheren Leben mal erfolgreich war in seinem Job, kann sein. Aber er ist es lange nicht mehr. Und da ist es auch längst egal.

Zu gewisser Robin-Williams-Form läuft er auf, als der Typ mit der Knarre. den Laden stürmt und alle erschießen will, die „meine Frau gebumst haben“. Aus irgendeinem Grund hängt sich Autoverkäufer Joey dieses eine Verhältnis, das er gar nicht hat, auch noch ans Bein, womit er sich in Lebensgefahr begibt – ebenso freiwillig wie unerklärlich, denn als Menschenfreund hat er sich im bisherigen Film nicht vorgestellt. Aber dadurch beschützt er alle anderen, auch seinen Chef, der tatsächlich mit der Frau des wild mit der Waffe fuchtelnden Geiselgangsters schläft, und kann den Mann mit dem Gewehr zuquatschen. Dabei ist der nur ein armer Hund und kaum gefährlich, außer wenn er mit Dauerfeuer in Wände und Decken schießt. Tim Robbins (Erik, der Wikinger – 1989; Howard – Ein tierischer Held – 1986; Top Gun – 1986; Der Volltreffer – 1985) spielt ihn als einen, der von all den nur schwach brennenden Kerzen auf den anwesenden Torten die am mickrigsten leuchtende ist – ein sympathischer Trottel mit Eifersuchtsschüben. Der sich nach und nach von dem quasselnden Autoverkäufer seine Geiseln abschwätzen lässt.

Das ist hektisch. Unter Roger Donaldson Regie (Cocktail – 1988; No Way Out – 1987; "Marie – Eine wahre Geschichte" – 1985; Die Bounty – 1984) geht es da wild zu in diesem Autohaus, aber die lustigsten Szenen gehören einem chinesischen Restaurant auf der anderen Straßenseite, in der eine sehr geschäftstüchtige Familie ihren Gästen das Geld aus der Nase zieht. Frauen kreischen, Polizisten brüllen, Männer keuchen und Robin Williams versucht bis zum Schluss, seiner Figur eine Linie zu geben. Joey aber bleibt konturlos, eine im richtigen Leben nicht lebenstauglicher Charakter, heißt: Robin Williams, der gerne brillante Komiker, verkauft uns einen Charakter, der nicht wirklich komisch ist und den wir ihm nicht glauben – auf dem er deshalb sitzen bleibt. Nicht aufregend. Nicht lustig.

Wertung: 3 von 10 D-Mark
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