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Kinoplakat: Der Volltreffer
Ein Lobgesang auf die
wirklichen Werte
Titel Der Volltreffer
(The Sure Thing)
Drehbuch Steven L. Bloom + Jonathan Roberts
Regie Rob Reiner, USA 1985
Darsteller

John Cusack, Daphne Zuniga, Anthony Edwards, Boyd Gaines, Tim Robbins, Lisa Jane Persky, Viveca Lindfors, Nicollette Sheridan, Marcia Christie, Robert Anthony Marcucci, Sarah Buxton, Lorrie Lightle, Joshua Cadman, Krystal Richards, John Putch u.a.

Genre Komödie, Romantik
Filmlänge 100 Minuten
Deutschlandstart
5. Juli 1985
Inhalt

Walter Gibson, Student an einem kleinen College in Neuengland, bekommt von seinem High-School-Freund Lance das Bild einer Frau im Bikini. Lance lädt Walter über Weihnachten nach Los Angeles ein und stellt ihm eine Nacht mit dieser Frau in Aussicht. Sie verspricht hemmungslosen Sex ohne Konsequenzen – in den Augen der Jungs „ein echter Volltreffer“.

Um da allerdings hinzukommen, benötigt Walter eine Mitfahrgelegenheit. Am Schwarzen Brett findet er eine. Und zwar zusammen mit Alison Bradbury – gut organisiert und zielstrebig. Auch sie will nach Los Angeles, um dort ihren Langzeitfreund Jason zu besuchen. Via Schwarzem Brett stoßen sie auf die Mitfahrgelegenheit bei dem Pärchen Mary und Gary.

Kinoplakat (US): Der VolltrefferEs wird keine heimelige Reise gen Westen. Nach weniger als einhundert Meilen haben Mary und Gary Walter und Alison aus dem Auto geschmissen. Sie müssen sich gemeinsam alleine durchschlagen; und sie finden auch einen Weg zueinander, sie werden sich … sympathisch. Aber nicht allzu lange.

Die neue Eintracht findet ein jähes Ende, als die vermeintlich schlafende Alison mithört, wie Walter und ein Fernfahrer, der sie das letzte Stück bis Los Angeles mitnimmt, die grundsätzlichen Vorzüge eines „echten Volltreffers“ erörtern.

In Los Angeles angekommen, trennen sich Alison und Walter im Streit. Alison sucht ihren Freund auf, findet es allerdings in dessen Gegenwart sehr bald langweilig. Walter, der seinen Kumpel Lance auf einer Party trifft, hat überhaupt keine Lust, sich mit Blumengirlanden und Lametta-Baströckchen zu verkleiden und ins Getümmel zu stürzen …

Was zu sagen wäre

Rob Reiner feiert die Schönheit der inneren Werte. Seine Titelheldin, dieses Sure Thing, dieser Volltreffer ist eigentlich nach einer halben Stunde desavuiert. Diese blonde 80-60-80-Schönheit kann einfach gar nicht mithalten mit Daphne Zuniga. Das ist ein böser Film, weil er manche Träume als pseudo entlarvt: Ja, wir Männer stellen uns alle vor, wie es ist, diesen blonden Knaller zu bumsen … aber damit ist die Vorstellung auch bei 99,8 Prozent zuende … und dann? Danach??

Und dann kommt Daphne Z. mit pragmatischer Daunenweste und seidenem Dunkelhaar und Du vergisst den schnellen Sex mit der willigen Blonden schneller, als die Telefonnummer Deiner Mutter. „Ich bin 19 Jahre alt. Mein Leben ist vorbei“, jammert Gibson, bevor sich alles nochmal ändert. John Cusack (Das darf man nur als Erwachsener  – 1984) hat die Rolle an sich gerissen. Der Schauspieler spielt Gibson nicht, er wird zu ihm.

Rob Reiner hat hier wunderbare Filmmomente geschaffen, die die Liebe feiern. Und diese Liebe hat so gar nichts mit den feuchten Pennälerträumen zu tun, die der blonde Volltreffer, die im Film nicht einmal einen eigenen Namen hat, anbietet, obwohl es darum die ganze Zeit geht. Nein, diese Liebe hat ausschließlich mit erwachsener Familienplanung zu tun … wie unerotisch ist das denn? Rob Reiner löst diesen gordischen Knoten, indem er Daphne Zuniga („Crazy for you – Liebe auf der Ringermatte“ – 1985) mit Daddys Scheckkarte und dreifacher Absicherung – und Daunenweste – unvergleichlich erotisch inszeniert. Du willst sie einfach … wenigstens in den Arm nehmen.

Das ist so plump, wie es klingt: Angesichts dieser Alison willst Du mit keiner anderen mehr rummachen – der blonde Frosch ist okay für den Moment, aber danach schleichst Du Dich doch aus dem Schlafzimmer. Der Versuch, mit dem blonden Bikini-Darling zu kommunizieren, ging nach zwei Sätzen schief. Wie sollte da wohl auch ein Frühstück danach aussehen? Aber das ist natürlich alles klar, auf diese Conclusio baut der Film ja die ganze Zeit auf. Und dann überrascht Rob Reiner sein Publikum ein weiteres Mal.

Der Filmregisseur verlässt die Filmsprache der Bilder und liefert Text, der vorgelesen wird und erklärt, wie Gibsons Date mit dem Volltreffer abgelaufen ist. Indem er die Literaturprofessorin vorlesen lässt, wie Gibson sein Dilemma löst, löst Rob Reiner sein eigenes. Das ganze Date in Bildern zu erzählen wäre langatmig, in seiner Vorhersehbarkeit öde und würde wahrscheinlich in einer unangemessenen Slapsticknummer enden; und dann müsste Gibson auch noch Alison (für die Kamera) umständlich erklären, was nicht gelaufen ist. Jetzt liest die Professorin Gibsons jüngsten Aufsatz vor, wir erfahren, was nicht war und Alison gleich mit, Rob Reiner liefert uns einen weiteren schönen Filmmoment und sich und seinem Film eine schöne Klammer – im Unterricht der Literaturprofessorin (wunderbar: Viveca Lindfors) haben unsere beiden Protagonisten sich und ihre unterschiedliche Wahrnehmung auf das Leben und all das zu Beginn des Films kennengelernt. Das wahre Leben steht geschrieben.

Liefert nicht die Literatur viel eindrücklicher die Wahrheit über die Liebe? Eben!

Wertung: 9 von 9 D-Mark
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