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Plakatmotiv: Eine Sommernachts-Sexkomödie (1982)

Woody Allen versucht sich luftig leicht
am Gegensatz von Leidenschaft und Liebe

Titel Eine Sommernachts-Sexkomödie
(A Midsummer Night's Sex Comedy)
Drehbuch Woody Allen
Regie Woody Allen, USA 1982
Darsteller

Woody Allen, Mia Farrow, José Ferrer, Julie Hagerty, Tony Roberts, Mary Steenburgen, Adam Redfield, Moishe Rosenfeld, Timothy Jenkins, Michael Higgins, Sol Frieder, Boris Zoubok, Thomas Barbour, Kate McGregor-Stewart, Sandy Biano, Caitlin O'Heaney u.a.

Genre Komödie
Filmlänge 88 Minuten
Deutschlandstart
15. Oktober 1982
Website woodyallen.com
Inhalt

Der Wall-Street-Banker und Hobby-Erfinder Andrew und seine Ehefrau Adrian haben zu zwei entspannten Tagen in ihr Landhaus geladen. Es kommen der Arzt Maxwell, die Krankenschwester Dulcy, der Philosoph Leopold und dessen Verlobte Ariel.

Die Ehe von Andrew und Adrian läuft nicht mehr rund, weil Flaute im Bett herrscht. Bald wird klar, dass Andrew und Ariel sich von früher kennen, als sie ineinander verliebt waren. Andrew findet es schade, dass nicht mehr daraus geworden ist.

Leopold hat vor, seine letzte Nacht als Junggeselle mit Dulcy zu verbringen – während Maxwell sich in Ariel verliebt …

Was zu sagen wäre

Kann es Liebe ohne leidenschaftliches Verlangen geben? Oder leidenschaftliches Verlangen ohne Liebe? Dieser Frage geht Woody Allen in dieser luftigen Sommerfrische nach, in der die Hormone von sechs Protagonisten verrückt spielen. Nach dem bleischweren Stardust Memories geht der ehemalige Stadtneurotiker raus aufs sonnige Land.

Hier trifft er in der Rolle eines Börsenmaklers auf Mia Farrow als Ariel, also auf einen Engel, gibt man der jüdischen Übersetzung für "Ariel" den interpretatorischen Raum. Er hat sie vor vielen Jahren leidenschaftlich begehrt, gleichzeitig aber so bewundert, dass er seine Hände bei sich gelassen hat. Jetzt erfährt er, dass diese Klosterschülerin ihr damals promiskuitives Leben für ihn bereit gewesen wäre aufzugeben, wenn er sie denn einfach genommen hätte: „Wenn ich so an die Liebesaffären meiner Vergangenheit denke, Du warst der einzige Mensch, der hätte sagen können Komm, lass es!“ „Das hätte ich?!?“ „Ja, ich fing an, Dich zu lieben. Weißt Du, ich frage mich manchmal, was geschehen wäre, wenn wir uns in der Nacht geliebt hätten. Es war genau der richtige Augenblick. Und Menschen erfahren, wenn sie sich lieben, Dinge voneinander, von denen sie nie geträumt hätten.Plakatmotiv: Eine Sommernachts-Sexkomödie (1982) Das ist irritierend in Zeiten, in denen die Emanzipationsbewegung – zum Beispiel Alice Schwarzer – die Vorstellung durchsetzen will, dass männlicher Sex immer Unterdrückung bedeutet: Er nimmt sie. Er besteigt sie. Er dringt ein.

Wie der Titel schon andeutet, ist dieser Film aber keine schwerblütige Filmkost. Woody Allen liefert eine wunderschön gefilmte Posse über Männer, die sich nicht klar werden können, welche Frauen sie warum anziehend oder nicht anziehend finden sollen – und deshalb einfach alle Frauen verführen wollen. Lediglich Philosophie-Professor Leopold, ein eingebildeter, ältlicher Intellektueller, will nur eben diese Ariel, die viel jünger ist als er, endlich heiraten; wohl auch, weil ihn das gesamte Professoren-Kollegium darum beneidet und er ihr unwidersprochen die klassische Kunst sowie die Welt erklären kann.

Allen orientiert sich in diesem Film an seinem großen Kinovorbild Ingmar Bergman und dessen "Das Lächeln einer Sommernacht" (1955). Auch da ging es um mehrere Paare, die sich im Laufe des Films vermischen und neu zusammensetzen – damals im Jahr 1901, bei Woody Allen in der Zeit, als Autos gerade endgültig die Pferdekutschen verdrängt hatten. Typisch für einen Woody-Allen-Film sind hier die langen Dialogstrecken, in denen sich die jeweiligen Charaktere über sexuelle Unzulänglichkeiten und emotionale Unsicherheiten austauschen und in ihre Gespräche Gags einbauen, die frisch von Allens Anfängen als Stand-Up-Comedien in den Film einfließen. Das geht alles so locker ineinander über, dass einen auch die bisweilen auftretenden Waldgeister nicht irritieren, die Allen sich aus Shakespeares Namens-Vetter ausgeliehen hat.

Gordon Willis, Allens Immer-Kameramann (Stardust Memories – 1980; Manhattan – 1979; Innenleben – 1978; Der Stadtneurotiker – 1977; Die Unbestechlichen – 1976; Unter Wasser stirbt man nicht – 1975; Der Pate 2 – 1974; Zeuge einer Verschwörung – 1974; Der Pate – 1972) zaubert große Entspannung in seine Bebilderung des sexuell-emotionalen Ausnahmezustands der Figuren. Im Gegenlicht wird jede schwebende Staubflusel über dem saftig grünen Gras sichtbar.

Woody Allen trifft mit dieser sehenswerten filmischen Fingerübung nicht ins Schwarze, aber immerhin knapp daneben. Bei ihm kann es leidenschaftliches Begehren ohne Liebe geben, aber Liebe nicht ohne eben jene Leidenschaft.

Wertung: 5 von 9 D-Mark
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