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Plakatmotiv: Broadway Danny Rose (1984)

Die Ballade auf einen
ausgestorbenen Beruf

Titel Broadway Danny Rose
(Broadway Danny Rose)
Drehbuch Woody Allen
Regie Woody Allen, USA 1984
Darsteller

Woody Allen, Mia Farrow, Nick Apollo Forte, Sandy Baron, Corbett Monica, Jackie Gayle, Morty Gunty, Will Jordan, Howard Storm, Jack Rollins, Milton Berle, Herb Reynolds, Paul Greco, Frank Renzulli, Edwin Bordo, Gina DeAngeles, Peter Castellotti u.a.

Genre Drama, Komödie
Filmlänge 84 Minuten
Deutschlandstart
17. August 1984
Website woodyallen.com
Inhalt

Künstleragent Danny Rose ist in seinem Beruf recht erfolglos, zu Bedeutung gelangte Künstler haben ihn nach ihrem beruflichen Durchbruch verlassen. So betreut er jetzt einen einbeinigen Stepptänzer, einen stotternden Bauchredner, ein Luftballonfigurenfalter-Duo und andere untalentierte Künstler. Seine besondere Aufmerksamkeit gilt dem Schnulzensänger Lou Canova, der durch eine Nostalgiewelle plötzlich zu einem Comeback gelangt.

Danny verschafft ihm einen Auftritt im Waldorf Astoria. Lou verlangt, nur dann aufzutreten, wenn seine heimliche Geliebte Tina beim Konzert dabei sei. Während der Suche nach Tina wird Danny in Mafia-Kreise hineingezogen, da er von Tinas Familie, verwechselt mit Lou Canova, als deren unerwünschten Liebhaber gehalten wird. Danny und Tina werden festgesetzt, können aber knapp entkommen, um bei Lous Auftritt dabei zu sein.

Nach dem Konzert offenbart Lou Danny, dass er das Management wechseln möchte, da er ihn für zu erfolglos hält

Was zu sagen wäre

Was für eine wunderbare Ode auf den Künstler-Agenten, was für ein bezaubernder Film. Ein großer Tränenzieher.

Das ist eben das Schöne an diesem Geschäft, meine Liebe: Über Nacht kann ein Niemand zum strahlenden Stern werden. Und genau das wird mit Lou passieren.“ Woody Allen schreibt ein Denkmal für jene Männer und (wenigen) Frauen, die für die Karrieren so vieler unvergessener Künstler verantwortlich sind, ohne jemals groß ins Rampenlicht gekommen zu sein.

Dieser Danny Rose ist unter arrivierten New Yorker Künstlern gleichzeitig eine Lachnummer und eine Respektsperson. Seine Geschichte wird in einer Rückblende erzählt. Mehrere dieser arrivierten Künstler sitzen beisammen in einem New Yorker Deli, reden über ihre Schwierigkeiten, mit ihren mittlerweile etwas abgewrackten Witzen noch ihr Publikum zu erreichen und lästern dann über ihren ehemaligen Agenten Danny Rose, den sie allesamt verlassen haben, als sie begannen erfolgreich zu sein. Sie machen sich lustig über diesen kleinen, sehr engagierten Agenten und offenbaren damit gleichzeitig ihren Respekt vor dem Mann.

Woody Allen erzählt in Schwarz-Weiß-Bildern, die seiner Geschichte per se eine historische Note geben. Sein Danny ist keine Figur von heute. Danny Rose ist eine Figur aus einer Vergangenheit, als die Bilder noch nicht farbig und also das Künstlerleben noch breit gefächert war. Blinde Xylophonspieler, einbeinige Steptänzer – zu den Hochzeiten des Danny Rose waren solche Künstler auf der Bühne noch möglich. Beide Seiten befruchteten einander: Danny verschaffte den schrägen Künstlern Auftritte, die Künstler lieferten auf der Bühne, dadurch wurde eine ganze Branche am Leben erhalten.

Tempi passati. In Woody Allens Drehbuch macht die Mafia dieses Geben und Nehmen kaputt; eher zufällig durch eine verquere Liebesgeschichte. Die Mafia mag im realen Leben eine Rolle spielen bei der Zerstörung dieses Geschäftsmodells. Im Film ist sie eine Metapher auf die Kommerzialisierung dieser im Film gezeigten Kleinkunst, die eben nicht mehr klein ist. Das Publikum heute hat Ansprüche. Wo Siegfried & Roy die Zauberei live auf der Bühne revolutionieren, will das Publikum am Broadway keinen plappernden Papagei, keinen stotternden Bauchredner mehr sehen. Ein Schnulzensänger wie Lou hat nur Erfolg, weil das Publikum plötzlich Sehnsucht nach früher hat und solche Sinatra-artigen Gassenhauer wieder hören will. Die Zeiten ändern sich halt. Jeden Tag.

Danny Rose, der Agent dieser Künstler, sieht sich als Anwalt dieser Künstler, als deren verlängerter Arm, der die Realitäten des modernen Künstlerlebens von diesen Künstlern fern hält, damit die sich ganz auf ihr Schaffen konzentrieren können. Er ist mit seinem hundertprozentigen Einsatz für seine Klienten ein aussterbendes Relikt in Zeiten hochkommerzialisierter Kunst, die mit der kreativen Kunst als solchen gar nichts mehr zu tun hat.

"Broadway Danny Rose" ist eine Ballade. Ein Abgesang auf einen großartigen Berufstand, der Kreative in einer Zeit als Attraktion vermarktete, als Kleinkunst noch keine verlachte Beleidigung und die Kommerzialisierung des kreativen Schaffens noch nicht erfunden war.

Wertung: 9 von 10 D-Mark
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