„Haben Sie Ihre Frau jemals so sehr geliebt, dass sie daran dachten, sie umzubringen?” Jammerlappen Tex, ein koscherer Metzger aus New York, lebt unter dem Zeugenschutzprogramm mit seiner Frau Candy in einer Wohnwagenkolonie in Arizona. Tex hat es nicht leicht mit seiner attraktiven Frau: Candy nutzt jede Gelegenheit, dem leidenschaftslosen Eheleben zu entkommen und betrügt ihren Mann nach Strich und Faden. Der draufgängerische Sheriff Bobo ist längst nicht ihr einziger Liebhaber. Als Tex seine untreue Ehefrau Candy in flagranti erwischt, tötet er sie in einem Anfall von Eifersucht.
Um seine überstürzte Tat zu verbergen, zerlegt er die Leiche fachgerecht in Einzelteile und macht sich auf dem Weg nach New Mexico, um dort die Beweisstücke in der Wüste zu begraben. Dabei verliert er allerdings unbemerkt die abgetrennte Hand Candys, die in ihrer Lieblingsgeste, dem Stinkefinger, erstarrt ist.
Eine blinde Frau stolpert über die Hand und aus heiterem Himmel erhält sie ihr Augenlicht wieder.
Die wunderbar Geheilte bringt die „Hand der heiligen Jungfrau”, wie sie fortan heißt, zum Priester des kleinen Städtchens El Nino, der gerade mitten in einer stürmischen Romanze mit der bezaubernden Hure Desi steckt. Nach reiflicher Überlegung stellt Priester Leo Jerome die Hand in einem Schrein in seiner Kirche aus, wo sie weitere unglaubliche Wunder an den Bürgern El Ninos vollbringt.
Die Neuigkeit der „heilenden Hand” verbreitet sich wie ein Lauffeuer. Bürgermeister Machado will daraus Kapital schlagen und verwandelt sein ulkiges Kaff in einen florierenden Wallfahrtsort. Dem engstirnigen Cop Bobo zum Trotz beschließen die Einwohner El Ninos die heilige Hand zu behalten, denn – so unerklärlich es auch scheint – besteht kein Zweifel, dass die Wunder absolut real sind.
Doch als Tex die Hand seiner Frau auf einem Zeitungsfoto entdeckt und sofort nach New Mexico aufbricht – dicht gefolgt vom nach Rache sinnenenden Sheriff – nimmt das Chaos seinen Lauf …
Okay: Woody Allen spielt mit. Damit genießt der Film bei mir Vorschuss-Sympathien. Dauert aber nicht lange, da sind die aufgebraucht. Alfonso Araus größter Knüller in diesem Film scheint zu sein, Woody Allen aus New York herausgebracht zu haben. Was er allerdings da mitten in New Mexico soll, bleibt im Dunkeln. Wer keinen Spaß verstehe, der solle ihn am Arsch lecken, sagt er zu Schluss. Vielleicht gibt es noch eine Möglichkeit dazwischen.
Am ehesten funktioniert dieser Film als Farce. Bloß nichts ernst nehmen. Dann können wir einer Ansammlung verhaltensauffälliger Kleinbürger dabei zusehen, wie sie wegen eines heilenden Stinkefingers am Rad drehen. Der Film bietet keine Erklärung für die Wunder, als eben: Wunder! Will er mir damit was sagen?
Eine Art „Ihr könnt mich alle am Arsch lecken, ich lass mir das nicht mehr länger gefallen!“? Glaubt an wunder oder nicht. Am Ende bekommt ihr sie oder nicht! Zwischendrin sitzt der Paradejude der amerikanisch-jüdischen Intelligenzia im römisch-katholischen Beictstuhl und schaut auf die großen Brüste einer Frau, die es dem Pastor während der beichte besorgt. Na, wenn das nicht mal Kirchenkritik pur ist! Einwandfreie Gotteslästerung.
Oder nicht? Nein: eher nicht! Kiefer Sutherland macht als Sheriff Bobo das, was Kiefer Sutherland immer macht, wenn seine Rolle einsilbig ist ("Dark City" – 1998; Die Jury – 1996; Machen wir's wie Cowboys – 1994; Die drei Musketiere – 1993; Eine Frage der Ehre – 1992; "Flatliners" – 1990; Young Guns – 1988; Die grellen Lichter der Großstadt – 1988; The Lost Boys – 1987; Stand by Me – 1986): Er schaut grimmig durch seine gelbe Sonnenbrille und ballert wie wild in der Gegend rum. Woody Allen zappelt wie Woody Allen, ohne halbwegs glaubhaft zu machen, dass sein Metzger-Charakter Tex in Ehe mit einem Sharon-Stone-Weib leben könnte. Lediglich David Schwimmer kann sicht achtbar aus der Affaire ziehen. Sein romantischer Sturm und Drang als katholischer Priester in einer kleinen Stadt angesichts der schönen Disi, der das ehemalige Model Maria Grazia Cucinotta vor allem augenweitende Form gibt, hebt den Film über manche Greuel hinüber. Insgesamt bleibt mir große Ratlosigkeit, warum dieser Film entstanden ist.
Ich sag's mal mit der Kritik aus dem SPIEGEL: „Eine grobschlächtigere Wallfahrtsrummel-Satire ist kaum denkbar, die prominenten Beteiligten können nur mit starrem Blick auf die Gage bei der Sache gewesen sein. In den USA ist der Film (inszeniert von dem Mexikaner Alfonso Arau) nur auf einem Kabelkanal gelaufen, und es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn er hier zu Lande Furore machte.”
Die Filme von Woody Allen
- Drehbuch, Schauspieler: Was gibt's Neues, Pussy? (What's New Pussycat), 1965
- Regie: What's up, Tiger Lily (What's up, Tiger Lily), 1966
- Schauspieler: Casino Royale (Casino Royale), 1967
- Regie, Schauspieler: Woody, der Unglücksrabe (Take the Money and run), 1969
- Regie: Bananas (Bananas), 1971
- Schauspieler: Mach's noch einmal, Sam (Play it again Sam), 1972
- Regie, Schauspieler: Was Sie schon immer über Sex wissen wollten (Everything You wanted to know about sex but were afraid to ask), 1972
- Regie, Schauspieler: Die Letzte Nacht des Boris Gruschenko (Love & Death), 1975
- Regie, Schauspieler: Der Schläfer (Sleeper), 1973
- Schauspieler: Der Strohmann (The Front), 1976
- Regie, Schauspieler: Der Stadtneurotiker (Annie Hall), 1977
- Regie: Innenleben (Interiors), 1978
- Regie, Schauspieler: Manhattan (Manhattan), 1979
- Regie, Schauspieler: Stardust Memories (Stardust Memories), 1980
- Regie, Schauspieler: Eine Sommernachts-Sexkomödie (A Midsummernight Sexcomedy), 1982
- Regie, Schauspieler: Zelig (Zelig), 1983 Regie
- Schauspieler: Hannah und ihre Schwestern (Hannah and her sisters), 1985
- Regie, Schauspieler: Broadway Danny Rose (Broadway Danny Rose), 1984
- Regie: The Purple Rose of Cairo (The Purple Rose of Cairo), 1985
- Regie: Radio Days (Radio Days), 1987
- Regie: Eine andere Frau (Another woman), 1988
- Regie: September (September), 1989
- Regie, Schauspieler: Verbrechen und andere Kleinigkeiten (Crimes and Misdemeanors), 1989
- Regie, Schauspieler: New Yorker Geschichten (New York Stories), 1989 Episodenfilm
- Regie: Alice (Alice), 1990
- Schauspieler: Ein ganz normaler Hochzeitstag (Scenes from a mall), 1991
- Regie, Schauspieler: Schatten und Nebel (Shadow and Fog), 1992
- Regie, Schauspieler: Ehemänner und Ehefrauen (Husbands and Wifes), 1992
- Regie, Schauspieler: Manhattan Murder Mystery (Manhattan Murder Mystery), 1993
- Regie: Bullets over Broadway (Bullets over Broadway), 1994
- Regie, Schauspieler: Geliebte Aphrodite (Mighty Aphrodite), 1995
- Regie, Schauspieler: Alle sagen: I love you (Everyone says I love You), 1996
- Regie, Schauspieler: Harry außer sich (Deconstructing Harry), 1997
- Regie: Celebrity - Schön. Reich. Berühmt (Celebrity), 1998
- Stimme: Antz (Antz), 1998
- Regie: Sweet and Lowdown (Sweet and Lowdown), 1999
- Schauspieler: Picking up the Pieces - Ich habe doch nur meine Frau zerlegt (Picking up the Pieces), 2000
- Regie, Schauspieler: Schmalspurganoven (Small Time Crooks), 2000
- Regie, Schauspieler: Im Bann des Jade Skorpions (The curse of the Jade Scorpion), 2001
- Regie: Sounds from a Town I love (Kurzfilm), 2001
- Regie, Schauspieler: Hollywood Ending, 2002
- Regie: Anything else, 2003
- Regie: Melinda und Melinda (Melinda and Melinda), 2004
- Regie: Match Point (Match Point), 2005
- Regie: Scoop - Der Knüller (Scoop), 2006
- Regie: Cassandras Traum (Cassandra's Dream), 2007
- Regie: Vicky Cristina Barcelona, 2008
- Regie: Whatever works - Liebe sich wer kann (Whatever works), 2009
- Regie: Ich sehe den Mann Deiner Träume (You will meet a tall dark Stranger), 2010
- Regie: Midnight in Paris, 2011
- Regie: To Rome with Love, 2012
- Regie: Blue Jasmine, 2013
- Schauspieler: Plötzlich Gigolo, 2013
- Regie: Magic in the Moonlight, 2014
- Regie: Irrational Man, 2015
- Regie: Café Society, 2016
- Regie: Wonder Wheel, 2017
- Regie: A Rainy Day in New York, 2019
Sharon Stone ("Candy") begann ihre Filmkarriere mit einer kleinen Rolle in Woody Allens "Stardust Memories": Sie spielte in der Anfangssequenz des Films die unerreichbare Traumerscheinung Woody Allens, eine blonde Göttin in einem vorbeifahrenden Zug. Nach etlichen kleinen Filmrollen wird sie durch eine Rolle in der Folge "Schwarzer Spiegel" für die TV-Serie "Magnum" bekannt. Sie spielt eine schizophrene Frau, die sich in Magnum verliebt. Aufgrund dieses Erfolges ergattert Stone in den Quatermain-Filmen (Auf der Suche nach der geheimnisvollen Stadt – 1986; Quatermain – Auf der Suche nach dem Schatz der Könige) neben Richard Chamberlain ihre erste Hauptrolle. International bekannt wurde sie als schlagkräftige Ehefrau Arnold Schwarzeneggers in Total Recall (1990) von Paul Verhoeven. Der Holländer verhalf ihr auch zum Superstar-Status mit der Rolle der eiskalten Catherine in Basic Instinct (1992).
Kiefer Sutherland ("Sheriff Bobo") bekam sein Talent zum Schauspieler in die Wiege gelegt. Sein Vater ist Donald Sutherland, seine Mutter Bühnenstar Shirley Douglas. Kiefer wurde am 21. Dezember 1966 in London geboren, weil sein Vater seinerzeit britische Filme und TV-Projekte drehte. Kiefers Karriere kam 1985 in Schwung, als er nach Jahren auf kanadischen Bühnen und in kanadischen Filmen einen Abstecher ins amerikanische TV-Geschäft machte und eine Episode in Steven Spielbergs Serie "Unglaubliche Geschichten" drehte. 1986 war er in Rob Reiners Stephen King-Verfilmung Stand by me zu sehen, 1988 in "Young Guns". Es folgten "Renegades" (1989), "1969" (1989), "Flatliners" (1989) und "Young Guns II" (1990).
David Schwimmer ("Pfarrer Leo") erhielt für seine Darstellung des sensiblen, hoffnungslosen Romantikers Ross in der TV-Serie "Friends" (1994 - 2004) eine Emmy-Nominierung in der Kategorie „hervorragender Nebendarsteller in einer Comedy-Serie“.
Maria Grazia Cucinotta ("Desi") begann ihre Karriere als Fotomodel. Die gebürtige Sizilianerin entschied mit 16 Jahren, ihren Heimatort Messina zu verlassen und ging nach Mailand. Sie wurde auf dem Cover eines Hochglanzmagazins entdeckt. Bis ihre Filmkarriere Schwung erhielt, war sie durch zahllose italienische TV-Shows und Sit-Coms getingelt. Schließlich stand sie für Ridley Scott in einem Werbefilm vor der Kamera. Am ehesten kennen wir Maria Grazia Cucinotta als Zigarre rauchende Ballonfahrerin und Killerin aus Pierce Brosnans drittem James Bond-Ausflug The world is not enough.
Cheech Marin ("Bürgermeister Machado") kam am 13. Juli 1946 in Los Angeles als Sohn eines Polizeibeamten und Kriegsveterans sowie einer Mexikanerin auf die Welt. Er ist bekannt als die eine Hälfte des respektlosen, satirischen Komiker-Duos "Cheech & Chong". Die beiden waren 15 Jahre lang ein kritisch beäugtes, aber bejubeltes Team. In acht Filmen waren sie zusammen zu sehen: Angefangen bei "Up in Smoke" (dt. Titel: "Viel Rauch um Nichts", 1978) – einer der erfolgreichsten Filme seines Jahrgangs – über "Cheech and Chong's Next Movie" (1980) bis zu "Cheech and Chong's The Corsican Brothers" (1984). In diesen und vielen anderen Lachnummern brabbelten sie meist blödsinniges Zeug als ständig bekiffte Hippies. Ihre Filme waren in Videotheken lange Zeit ständig vergriffen. Das oft als „Paradox der Unterhaltungsbranche“ bezeichnete Multitalent Cheech Marin trat, nachdem er sich 1985 von Chong trennte, in mehreren erfolgreichen Hollywood-Produktionen auf: In "Tin Cup" spielte er den Caddy und besten Kumpel von Kevin Costner; er war neben Samuel L. Jackson und Jeff Goldblum in "The Great White Hype" und an der Seite George Clooneys und Quentin Tarantinos in From Dusk till Dawn von Robert Rodriguez zu sehen. Unter dessen Regie spielte er auch an der Seite von Antonio Banderas in Desperado.
Die Regie für "Picking up the Pieces" führt Alfonso Arau ("Bittersüße Schokolade", Dem Himmel so nah), der im Film auch die Rolle des Arztes der blinden Frau, Dr. Amado, spielt; die ausführende Produzentin ist Mimi Polk Gitlin (Thelma & Louise, White Squall). Das Drehbuch schrieb Neuling Bill Wilson, Chefkameramann ist der dreimalige Gewinner des Acadamy Awards, Vittorio Storaro (Apocalypse Now, "Der letzte Kaiser", Bulworth, "Reds").