Afrika um 1913: Die Amerikanerin Jessie Huston bittet den Abenteurer Allan Quatermain ihr bei der Suche nach ihrem verschollenen Vater zu helfen. Bald finden sie heraus, dass der Archäologe offenbar entführt wurde, da er von einem geheimnisvollen Schatz wusste …
Wo ein Abenteuerfilm funktioniert hat, funktioniert auch noch ein zweiter, dachten sich Filmproduzenten überall in Hollywood und produzierten munter drauf los. Und so folgten rasch ganz viele zweite Abenteuerfilme und dritte und vierte, Tom Selleck jagte, nachdem er in der Rolle des Indiana Jones 1981 wegen TV-Verpflichtungen nicht zum Zuge gekommen war, mit Bess Armstrong bis ans Ende der Welt (1983), dann schnappte sich Michael Douglas Kathleen Turner und jagte den Grünen Diamanten (1984), Steven Spielberg und George Lucas schickten ihren Superarchäologen (oder sollten wir sagen: Grabräuber) 1984 auf eine zweite Reise. Und jetzt greifen auch die Hart-und-Herzlich-Produzenten Yoram Globus und Menahem Golan in die Abenteurerkiste mit breitkrempigem Hut und verfilmen, was schon diverse Male verfilmt wurde, Henry Rider Haggards "König Salomons Schatzkammer".
Die Regie übertragen sie dem alten Haudegen J. Lee Thompson und der entwickelt so gar kein Gespür für das Genre. Er hat Thriller, gedreht, Actionfilme, Abenteuerwestern (Der Pass des Todes – 1979; Die Schlacht um den Planet der Affen – 1973; Eroberung vom Planet der Affen – 1972; Mackenna's Gold – 1969; Immer mit einem anderen – 1964; Ein Köder für die Bestie – 1962; Die Kanonen von Navarone – 1961), aber Abenteuer mit Humor zu verquirlen ist seine Sache nicht. Das Drehbuch macht es ihm auch nicht leicht. Lustlos kopieren die Autoren Höhepunkte aus Jäger des verlorenen Schatzes, ohne dabei die Geschichte voranzubringen. Beispielhaft eine Szene auf einem nordafrikanischen Basar, wie wir ihn auch aus Spielbergs Film kennen. Damals jagte Indiana Jones dort Körben hinterher, in denen er seine Freundin Marion vermutet und erschießt anschließend den Krumsäbel schwingenden Kämpfer. Weiter gehts, neue Szenerie mit weiteren Handlungselementen. In "Quatermain" bewegt sich die Situation von diesem Basar nicht mehr weg: die blonde Amerikanerin mit kurzen Hosen, die im Verlaufe des Films zunehmend kürzer werden, wird entführt, entkommt, während Quatermain in eine Schlägerei gerät mit John Rhys-Davis, der in Jäger des verlorenen Schatzes noch den freundlichen Kumpel Salah gespielt hat und hier nun den schurkischen Araber Dogati, dann die Schuren belauscht, die einen alten Archäologen foltern, denen er dann im Auto hinterher jagt, während die blonde Amerikanerin ein zweites Mal entführt wird und Quatermain schon wieder zu Fuß über Dächer rennt und so weiter und so fort. Nur die Handlung bewegt sich ewig lange nicht von der Stelle. Dasselbe später in einem Zug, der durch die atemberaubende, weite Leere afrikanischer Savanne tuckert ud in dem alles inszeniert wird, was man in einem Zug inszenieren kann – wieder wird gefoltert, es wird auf dem Dach herumgelaufen und geprügelt, es wird unter dem Zug herumgeklettert und geprügelt; nur durch den Zug gelaufen wird nicht.
Ein paar Bildschnitte später stecken Quatermain und die blonde Amerikanerin mit den kurzen Hosen, die immer gleich kreischt, wenn Gefahr droht, im Kochtopf einer großen Anzahl Kannibalen und wieder ein paar Bildschnitte mit Rennen, Kreischen, Schießen und Verstecken später sind sie tief im Berg der geheimnisvollen Diamanten des König Salomon. Wie das eine zum anderen kommt, ist dem Film egal und soll uns auch nicht weiter interessieren, ein bisschen Exotik und nacktes Frauenbein muss reichen. So werden auch die beiden Hauptrollen gespielt. Richard Chamberlain (Flammendes Inferno – 1974; Die vier Musketiere – 1974; Die drei Musketiere – 1973), versierter TV-Serienstar und seit "Dornenvögel" Lieblingspriester verliebter Mittvierziger in aller Welt, spielt den Quatermain als, nunja, TV-Serienfigur – ein paar Sprüche, ein paar Augenbrauenlupfer, dazu ein aufgeknöpftes Hemd. Und Sharon Stone als Jessie Huston trägt besagte kurze Hosen die im Verlauf des Filmes noch einlaufen. Zu ihrer Performance passt das Hollywood-Gossip, wonach Menahem Golan bei der Besetzungsfrage gesagt haben soll: „I want that Stone woman“ und damit die Darstellerin aus Romancing the Stone ("Auf der Jagd nach dem Grünen Diamanten"), Kathleen Turner, meinte. Statt dessen wurde Sharon Stone engagiert, die nichts dafür kann, dass ihre Rolle ist wie sie im Drehbuch steht – ein akademisch gebildetes Subjekt der Begierde, dem Quatermain gerne die Hand aufs nackte Bein legt..
Der Film mixt ordentlich Klischees bei. Wie Indiana Jones müssen auch Quatermain und Huston sich gegen böse Deutsche in Uniform, die den Schatz jagen, wehren. Die Deutschen sind dumm, langsam und werden angeführt von einem Glatzkopf mit Monokel, den Herbert Lom als Karikatur spielt (Dead Zone – 1983; Der Fluch des rosaroten Panthers – 1983; Der rosarote Panther wird gejagt – 1982; Der rosarote Panther kehrt zurück – 1975; Die Nibelungen: Kriemhilds Rache – 1967; Ein Schuss im Dunkeln – 1964; El Cid – 1961; Spartacus – 1960; Krieg und Frieden – 1956). Das Klischee des bösen Uniform-Deutschen komplettiert das Klischee des Huba-Huba-tanzenden Wilden in Afrika. Alle Einwohner des Kontinents sind ungebildete Bauern. Sie haben Angst vor allem, „was sich bewegt ohne Gras zu fressen“, also Autos und Eisenbahnen, sie fressen Menschen oder werfen diese Krokodilen zum Fraß vor. Und der erwähnte von John Rhys-Davis gespielte Schurke Dogati überlebt einen Schuss ins Herz, weil er plötzlich eine schusssichere Weste trägt, überlebt, dass er in einer Höhle von schweren Gesteinsbrocken verschüttet wurde und kämpft noch weiter, als er längst lichterloh brennt. Abenteuerfilme dieser Bauart sind nicht als Dokumentation über Leben und Schätze in Afrika gedacht, fröhliche Freiheiten in den Actionsequenzen, wenn etwa Quatermain sich mit einer Hand von einem Zug ziehen lässt, während seine Schuhe Ski-ähnlich über die Schienen gleiten, gehören zum Genre. Wenn dahinter keine Geschichte steckt, der wir folgen wollen und keine Charaktere, die wir interessant finden, wird es schwierig.
Dieser Film ist ein weiterer Golan-Globus-Schocker: billig produziert, frech geklaut und abkassieren, bevor die Kinogänger merken, was los ist.