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Plakatmotiv: Die drei Musketiere (1993)

Ein buntes Abenteuer
mit flotten Sprüchen

Titel Die drei Musketiere
(The Three Musketeers)
Drehbuch David Loughery
nach dem Roman von Alexandre Dumas
Regie Stephen Herek, Österreich, UK, USA 1993
Darsteller

Charlie Sheen, Kiefer Sutherland, Chris O'Donnell, Oliver Platt, Tim Curry, Rebecca De Mornay, Gabrielle Anwar, Michael Wincott, Paul McGann, Julie Delpy, Hugh O'Conor, Christopher Adamson, Philip Tan, Erwin Leder, Axel Anselm u.a.

Genre Action, Abenteuer
Filmlänge 105 Minuten
Deutschlandstart
27. Januar 1994
Inhalt

Seit langem schon ist der junge D’Artagnan von dem Wunsch erfüllt, in die Fußstapfen seines verstorbenen Vaters zu treten und einer der legendären Musketiere, der persönlichen Leibwächter des Königs von Frankreich, zu werden. Als der wutentbrannte Bruder einer von D’Artagnan bezirzten Dame ihn zur vorläufigen Flucht aus seiner Heimat zwingt, macht sich der junge Mann auf den Weg nach Paris. Dort angekommen muss er jedoch feststellen, dass das Chor der Musketiere aufgelöst wurde, und zwar von niemand geringerem als Kardinal Richelieu, dem kirchlichen Oberhaupt des Staates, persönlich.

Richelieu hat es sich nämlich zur Aufgabe gemacht, den König von Frankreich zu stürzen, auf dessen Thron Platz zu nehmen und so selbst die Herrschaft über das Land an sich zu bringen. Zu diesem Zweck entsendet er ein Schriftstück an den Duke of Buckingham, welches diesen zu einer Zusammenarbeit mit Richelieu gegen König Louis von Frankreich bewegen soll. Durch mehr oder weniger glückliche Umstände erfährt D’Artagnan von den Plänen des Kardinals und kann Athos, Porthos und Aramis, drei der nunmehr verstreuten Musketiere, über die intriganten Machenschaften des Geistlichen informieren.

Und so beginnt die Jagd nach dem unheilvollen Schriftstück und dessen verräterischen Überbringer, bis sich die tapferen Degenschwinger schließlich dem Kardinal und seinem Gefolge persönlich stellen müssen …

Was zu sagen wäre

Sie sind die Wiedergänger des zeitgenössischen Kinos. alle paar Jahre kehren sie jung, vital und frisch auf die Leinwand zurück, als hätte es das gestern nicht gegeben. Das Gestern, in dem Die drei Musketiere 1973 unter Richard Lesters Regie der Goldstandard für Filme dieser Art wurde und als beste Verfilmung des Alexandre-Dumas-Romans gilt.

Stephen Herek, der die aktuellen Musketiere inszeniert, hält sich ans Fechten und Witze reißen, den Zynismus aus Lesters Zeiten sehen die großen Studios heute nicht mehr so gerne in ihren Großproduktionen fürs ganz breite Publikum. Herek ist ein versierter Handwerker. Er hat so unterschiedliche Filme gemacht wie "Critters - Sie sind da!", "Bill & Teds verrückte Reise durch die Zeit" – 1989 oder im vergangenen Jahr erst Mighty Ducks – Das Superteam. Für die Studios waren das erfolgreiche Filme, spielten mehr ein als sie gekostet haben. Deshalb bekommt Herek jetzt die heißesten Jungstars Hollywoods sowie einen der heißen Cookies vor die Kamera gestellt: Charlie Sheen als Aramis, Kiefer Sutherland als Portos und Chris O'Donnell (Der Duft der Frauen – 1992; "Grüne Tomaten" – 1991) als D'Artagnan.

Herek inszeniert einen vergnüglichen Abenteuerfilm mit gehobenem Slapstik, der von zu viel Fanfarenbläserei gestört wird schon in Szenen, in den gar nichts passiert. Herek zieht das Abenteuer in 105 Minuten durch und bringt ein Großteil dessen unter, das Richard Lester damals in zwei Filme packte, damit die Haute Volee der Schauspielzunft gegen sich aufbrachte und für eine neue Vetragsklausel sorgte. Man kann gar nicht anders, allzu vergleichen. Die 1973er Musketiere sind charmanter vor allem, weil sie Erinnerungen an eine Jugend im Kino wecken, weil der Film seine Helden als zwar wuchtige Streiter zeigte, aber auch blasierte Männer von Stand, fern des einfachen Volkes. Heute sind das tolle Jungs, die Spaß haben. Die Motivation der Helden hat sich leicht verschoben. Ihre Truppe ist vom Kardinal aufgelöst worden. Die Helden müssen sich erst wieder zu einem Bund finden. „Wach endlich auf, Junge. Die Musketiere sind Vergangenheit!“ In Herek Musketier-Version geht es um den Mut der Verzweiflung, um das Werden aus dem Nichts heraus. Das ist gepackt in einen Abenteuerbombast mit Pferdekutschen, gestrecktem Galopp und coolen One-Linern – State of the Art.

Tim Curry (Jagd auf Roter Oktober – 1990) spielt mit, der einst den Frank-n-furter in der "Rocky Horror Picture Show" und seither viele Durchgeknallte und Monster gespielt hat. Er spielt den Kardinal Richelieu durchtrieben, fies und mit viel Spaß an seinen Gemeinheiten. Kirchenmänner die sich weder um Kirche noch um Keuschheit scheren, spielt man in Filmen wie diesen heute so. Curry geht ganz in der Rolle auf. Aber kein Vergleich zu Charlton Hestons Kardinal in den beiden Filmen von 1973 und 74, der beinah schon durch nicht spielen auffiel. Heston brauchte als durchtriebener Ränkeschmieder nicht groß auftreten. Es reichte, dass er da war – ohne Zähnefletschen warf er die Sünder freundlich und charmant in die Kerker der Bastille. Heston war schon Moses, Ben Hur oder El Cid. Er hat die großen Männer mit seinem Eisenkinn verkörpert. Da strahlte seine Richelieu-Figur schlicht natürliche Autorität mit Herrschaftsanspruch aus, sozusagen Ich bin, der ich bin. Tim Curry hat einen Mad Scientist mit Lederfetisch in seiner Vita stehen. Da muss die Autorität erkämpft werden durch Grimassieren, hecheln, Augenrollen. Das macht Curry wunderbar.

Rebecca De Mornay (Die Hand an der Wiege – 1992; Backdraft – Männer, die durchs Feuer gehen – 1991; "Runaway Train" – 1985; Lockere Geschäfte – 1983; "Einer mit Herz" – 1981) als Lady DeWinter ist weitaus verführerischer als einst Faye Dunaway. Sie ist beweglicher, fleischlicher und zielgerichteter. 1973 musste diese böse Frau dem verschreckten Publikum schmackhaft, weitschweifiger erklärt werden. Das geht 20 Jahre später einfacher, was dazu dazu führt, dass die DeWinter-Rolle kleiner ausfällt. Intrigante Frauen sind nicht mehr neu oder erschreckend: „Was schert mich diese Welt. Hat sie je etwas für mich getan?“ In der Figur der Lady pulst Emanzipation, gerade genug, um die (jungen, männlichen) Zuschauer nicht zu überfordern.

Charlie Sheen ist für solche Filme gemacht. Die feinsinnige Charakterstudie war nie sein Ding (Hot Shots! Der 2. Versuch – 1993; "Loaded Weapon 1" – 1993; Hot Shots! – Die Mutter aller Filme – 1991; Rookie – Der Anfänger – 1990; Young Guns – 1988; Wall Street – 1987; Platoon – 1986; Ferris macht blau – 1986; "Die rote Flut" – 1984). Aber das Bild eines wackeren Ritters mit Bibelzitaten, lebhafter Libido und mit wallendem Haar erfüllt Sheen perfekt. Kiefer Sutherland hingegen gibt dem einst vom kraftvollen Oliver Reed gespielten Athos neben der nötigen Heldenschablone den rauen Charme eines erfahrenen Kämpfers mit gebrochenem Herzen. Porthos aber ist der menschlichste: „Los, komm runter, D'Artagnan. Wir retten gerade den König!“ Ihn spielt Oliver Platt als leichtfüßigen Lebemann (Ein unmoralisches Angebot – 1993; Ein Hund namens Beethoven – 1992; "Flatliners" – 1990; Die Mafiosi-Braut – 1988). Charlie Sheen stellt dar, Sutherland glänzt ("Spurlos" – 1993; Eine Frage der Ehre – 1992; "Flatliners" – 1990" – 1988; Young Guns – 1988; Die grellen Lichter der Großstadt – 1988; The Lost Boys – 1987; Stand by Me – 1986), Oliver Platt umgarnt spielend.

Der Film will keine Botschaften aussenden, er will keine Kamerapreise gewinnen. Der Film soll Spaß machen und uns dafür das Geld aus der Tasche ziehen. Er zeigt edle Streiter im gestreckten Galopp hoch zu (weißem) Ross, jede Menge Fechtszenen, ordentliche Explosionen und die Herzen der Damen. Na gut, gelungen, ich hatte Spaß, „Lang lebe der König!

Wertung: 7 von 10 D-Mark
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