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Plakatmotiv: Young Guns – Sie fürchten weder Tod noch Teufel (1988)

Ein buntes Sprungbrett
für Hollywoods Nachwuchs

Titel Young Guns – Sie fürchten weder Tod noch Teufel
(Young Guns)
Drehbuch John Fusco
Regie Christopher Cain, USA 1988
Darsteller

Emilio Estevez, Kiefer Sutherland, Lou Diamond Phillips, Charlie Sheen, Dermot Mulroney, Casey Siemaszko, Terence Stamp, Jack Palance, Terry O'Quinn, Sharon Thomas, Geoffrey Blake, Alice Carter, Brian Keith, Thomas Callaway, Patrick Wayne u.a.

Genre Western, Action
Filmlänge 107 Minuten
Deutschlandstart
2. Februar 1989
Inhalt

Um seine Farm zu schützen stellt der englische Farmer John Tunstall in New Mexico eine Handvoll junger Männer an, die aber nicht nur für ihn arbeiten, sondern auch Lesen und schreiben lernen sollen.

Eines Tages wird Tunstall von Männern seines Nachbarn Lawrence G. Murphy ermordet, aber der zuständige Sheriff zeigt kein Interesse, den Fall aufzuklären, denn auch er wird Murphy geschmiert. Daher bleibt den "Young Guns" nichts anderes übrig, als die Sache selbst in die Hand zu nehmen.

Ein guter Freund des Ermordeten, der Anwalt Alexander McSween, schafft es, die sechs jungen Männer zu Hilfssheriffs zu machen, doch als solche haben sie auch gewisse Regeln einzuhalten, und nachdem einer von ihnen einen Gegner erschießt statt ihn festzunehmen, stehen plötzlich sie selbst ganz oben auf der Fahndungsliste …

Was zu sagen wäre

Wir schreiben das Jahr 1988 und Hollywood präsentiert seine Jungstars – sowas wie das Brat Pack der 80er – … in einem Western? Vor drei Jahren gab es Silverado, ein Western, in dem Lawrence Kasdan gleich alle Storylines inszenierte, die das Genre in seiner Blütezeit der 40er und 50er Jahre erzählt hat. Es entstand ein Actionmovie ohne Seele, aber mit der Erkenntnis, dass es das mit dem Western wohl einfach war. Die Mythen des Wilden Westens im Wilden Westen waren alle erzählt, waren abgewandert in die Science Fiction, wo sie New Frontiers fanden – die TV-Serie "Star Trek" ist dafür ein Beispiel, aber auch George Lucas' Star Wars. Ansonsten war das Leben einfach ins 20. Jahrhundert weitergegangen und die Filme, die dessen Dramen erzählten, waren Geschichten über die Mafia, über Naturkatastrophen, unkontrollierbare Roboter oder Police Officers, die mit dicker Knarre und Handgranaten gegen Waffenhändler und Drogendealer zu Felde zogen und darin die Erzählmuster der alten Western hochhielten. Aber eben in der modernen Großstadt, nicht in der kleinen Stadt im Westen.

Christopher Cain ist engagiert, dennoch einen neuen Western mit der Moral von damals zeitgemäß zu interpretieren. Er wendet einen smarten Trick an: "Young Guns" siedelt in einer historisch belegten Krise, im Lincoln-County-Rinderkrieg zwischen Februar und Juli 1878 rund um die Stadt Lincoln. In diesen Krieg war auch der Rinderbaron John Chisum involviert, den John Wayne 1970 unter der Regie von Andrew V. McLaglen in dem Film "Chisum" gespielt hat. In diesem Krieg schoss sich Billy the Kid zu ziemlicher Berühmtheit und auch Pat Garrett, der Billy viel später stellen sollte, begründete in diesem Lincoln-County-Rinderkrieg seine Freundschaft zu Billy the Kid; Patrick Wayne spielt Garrett, Sohn von John Wayne. Die melodramatischen Einzelheiten, wie diese Freundschaft endete, hat Sam Peckinpah 1973 in Pat Garrett jagt Billy the Kid einfühlsam nacherzählt.

Bemerkenswert einfühlsam ist Caines Film nicht. Er nutzt die historische Marke für eine Heldenreise, in der die Filmindustrie ihre Köder für die jungen Kinokartenkäufer an den Haken hängt. Was zieht da besser als junge, unterprivilegierte Männer, die sich gegen einen alten, etablierten Sack durchsetzen? Das berührt die Sohn-gegen-Vater-Saite, die im Hollywoodkino schon zu Stummfilmzeiten eine große Rolle spielte. Emilio Estevez (Die Nacht hat viele Augen – 1987; Rhea M. – Es begann ohne Warnung – 1986; St. Elmo's Fire – 1985; Der Frühstücksclub – 1985; Die Outsider – 1983) interpretiert seinen Billy the Kid als Jungen, der Spaß am Kill hat, weil er weiß, dass es die Richtigen trifft. Er sieht sich auf einer Mission: Der Präsident soll sich endlich um die schreiende Gesetzlosigkeit im Westen der Neuen Welt kümmern: „Ich wollte einfach nur die Leute ein bisschen wach rütteln. Präsident Hayes dazu bringen, dass er sich darum kümmert. Murphy kauft Politiker und tut, was er will. Das kann ich nicht zulassen! Je mehr von diesen Kerlen Staub schlucken, desto mehr Geschichten schreiben sie über mich. Je mehr Truppen sie uns auf den Hals hetzen, um so eher muss Präsident Hayes mal die Augenbrauen hochziehen. Er muss herkommen und mit eigenen Augen sehen, was hier wirklich los ist! Dann wird er erfahren, wer für die Morde verantwortlich ist.“ Was sich junge Menschen halt so wünschen, die sich im Recht wähnen. Natürlich kommt der Präsident nicht. Aber Billy the Kid ist in der Geschichte der Vereinigten Staaten auch nicht eine Staatsfeind-Nummer-Eins-Outlaw-Figur, wie etwa Jesse James es war. William Bonney lebte in einer Gesellschaft, in der Freund und Feind schnell mal die Seiten wechseln konnte – war er heute noch geduldeter Killer (Regulator), war er morgen schon Outlaw.

Auch die Rolle des Josiah "Doc" Gordon Scurlock ist historisch belegt, wenn auch ohne seine chinesische Freundin Yen Sun, die er laut Film später ehelichte. Ihn spielt Kiefer Sutherland (Die grellen Lichter der Großstadt – 1988; The Lost Boys – 1987; Stand by Me – Das Geheimnis eines Sommers – 1986) als so eine Art großer Bruder Billys, den er nicht unter Kontrolle bringt. Auch der freundliche Anwalt und seine verständnisvolle Gattin sind historisch. Aber was Christopher Cain dann aus dieser ganzen Historie macht, ist ein einfallsloses Buddymovie mit Einlagen von Kugelhagel; sechs Freunde lehnen sich gegen eine Übermacht auf und am Ende steht eine ganze Arme gegen fünf (übrig gebliebene) Aufrechte.

Das ergibt im Kino ordentliche Actionszenen. Das ergibt auch die ein oder andere dramatische Situation. Aber weder können sich die Schauspieler profilieren, noch entwickelt die Erzählung auf der Leinwand eine Erkenntnis, Erfahrung, Idee, die wir im Kinosessel nicht längst hatten. Wäre ich zehn Jahre jünger, also 17 (und also Kernzielgruppe des Films), wäre ich irritiert, dass gefeierte Jungstars frühzeitig den Löffel abgeben, während der hochgekochte Vater-Sohn-Konflikt dann eben doch keine entscheidende Rolle spielt.

Wertung: 5 von 10 D-Mark
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