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Plakatmotiv: Quatermain – Auf der Suche nach der geheimnisvollen Stadt (1986)

Ein unerfülltes Versprechen
mit lahmen Spezial Effekten

Titel Quatermain II – Auf der Suche nach der geheimnisvollen Stadt
(Allan Quatermain and the Lost City of Gold)
Drehbuch Gene Quintano & Lee Reynolds
nach dem Roman "Allan Quatermain" von Sir Henry Rider Haggard
Regie Gary Nelson, USA, Israel 1986
Darsteller

Richard Chamberlain, Sharon Stone, James Earl Jones, Henry Silva, Robert Donner, Larbi Doghmi, Aileen Marson, Cassandra Peterson, Martin Rabbett, Rory Kilalea, Alex Heyns, Themsie Times, Philip Boucher, Stuart Goakes, Fidelis Cheza, Nic Lesley, George Chiota u.a.

Genre Abenteuer, Action
Filmlänge 99 Minuten
Deutschlandstart
18. Dezember 1986
Inhalt

Afrika um 1914: Abenteurer Allan Quatermain und die Archäologin Jessie Huston sind nach den Geschehnissen um König Salomons Diamanten ein Paar geworden, bewohnen inzwischen ein Herrenhaus im Dschungel und führen ein beschauliches Leben.

Die Idylle wird jäh gestört, als der schwer verletzte Dumont, ein Freund Quatermains, ihn aufsucht. Dumont gehörte einst zur Expedition von Allans Bruder Robeson, der seitdem verschollen ist. Dumont glaubt sich außerdem verfolgt. Quatermain stellt die maskierten Jäger und entreißt ihnen etwas Goldschmuck, der keiner bestimmten Kultur zugeordnet werden kann. Kurz darauf ist Dumont tot und Quatermain macht sich auf den Weg, seinen Bruder zu suchen und die Angreifer aufzuspüren, denn beides scheint in irgendeiner Weise zusammenzuhängen.

Quatermain sucht den in der Nähe wohnenden Guru Swarma auf, der in Wirklichkeit jedoch ein Scharlatan ist. Swarma klärt Allan über die Hintergründe auf: Der Goldschmuck stammt von einer verborgenen goldenen Stadt, in welcher eine bislang unbekannte weiße Rasse leben soll. Robeson war auf der Suche nach beidem, als er verschwand. Daraufhin bricht Quatermain mit Jessie, Swarma und dem Kriegerhäuptling Umslopogas auf, um Robeson zu finden. Nach etlichen Gefahren wie kriegerischen Stämmen und einer Fahrt durch von Kaskaden durchzogenes Höhlenlabyrinth gelangt die Gruppe tatsächlich zu der an einem Wasserfall gelegenen goldenen Stadt.

Hier finden sie tatsächlich Robeson, der inmitten der fremden Rasse ein neues Zuhause gefunden hat. Doch es gibt auch neuen Ärger: die Stadt steht unter der Fuchtel des Hohepriesters Agon, der einst als Sklavenhändler hierherkam und nun einen kriminellen Goldhandel in einer unterirdischen Mine betreibt

Was zu sagen wäre

Die Sehnsucht der Menschen, an etwas Höheres glauben zu wollen, bringt sie immer wieder in Teufels Küche. In diesem Quatermain-Film leben Menschen aller Hautfarben friedlich zusammen in einem wahren Paradies abseits der Handelsrouten in einem fernen, abgelegenen Tal. Und wäre nicht der eine Hohepriester, der sie mit seltsamen Riten kujoniert, könnten alle in Glück und Frieden leben. Aber so haben sie Angst vor dem Hohepriester beziehungsweise vor dem, was er prophezeit, wenn sie nicht seinen Befehlen folgen, die er ihnen als Opfer für die Götter verkauft.

Dass der Mann kein freundlicher Hohepriester ist, wird nach fünf Sekunden klar, wenn die Kamera erstmals sein Gesicht in Großaufnahme zeigt: Es ist das Gesicht Henry Silvas, einem Schauspieler, der gefühlt nie einen guten Menschen gespielt hat in seiner Karriere ("Cusack – Der Schweigsame" – 1985; Auf dem Highway ist wieder die Hölle los – 1984; Der Außenseiter – 1983; Flammen am Horizont – 1982; Buck Rogers – 1979; Botschafter der Angst – 1962; Bravados – 1958; Viva Zapata – 1952). Und tatsächlich ist der Mann eigentlich Sklavenhändler, der entdeckt hat, dass es in der geheimnisvollen Stadt der glücklichen Menschen Unmengen von Gold zu holen gibt. Die Bewohner finden das Gold freilich gar nicht aufregend; man kann es nicht essen, nicht anbauen – es glänzt halt schön. Aber den Beschwörungen des finster dreinschauenden Hohepriesters sind sie dann doch hörig und so hat der Mann dort einen florierenden Schmuggel aufgemacht. Wobei: So genau weiß man das im Kinosessel nicht. Was er eigentlich genau will, bleibt unklar. Hauptsache, Henry Silva guckt unter seiner Wirres-Haar-Perücke schön finster, wenn er eifersüchtig auf die Neuankömmlinge um den Abenteurer Allan Quatermain starrt.

Ansonsten ist der Film die Fortsetzung eines lahmen Abenteuers. Der Vorgänger, King Solomon's Mines, war ein Abenteuer ohne Handlung und voller rassistischer Klischees, hatte 11 Millionen Dollar gekostet und sehr bescheidene 15 Millionen eingespielt. Das ist normalerweise ein Grund für Produzenten, die Finger von Fortsetzungen zu lassen. Nicht so für die beiden Krach-und-Bumm-Produzenten Yoram Globus und Menahem Golan, die bei bescheidenen Produktionsbudgets auch mit bescheidenen Gewinnen zufrieden sind und wissen, dass es neben der Kinoauswertung auch noch einen immer hungriger werdenden Heimkinomarkt gibt, dessen Millionen von Videorecordern mit Kassetten gefüllt werden wollen; und auch die TV-Auswertung bringt nochmal Geld ein. Plakatmotiv: Quatermain – Auf der Suche nach der geheimnisvollen Stadt (1986) Also gibt es diese Fortsetzung, die 13 Millionen Dollar gekostet hat – und in den USA dann allerdings nur sehr bescheidene 3,8 Millionen Dollar eingespielt hat. Was auf dem Weltmarkt in die Kinokassen kam, ist nicht bekannt, aber mit diesem US-Ergebnis kann man den Film als Rohrkrepierer betrachten.

Der größtenteils in Simbabwe gedrehte Film zeigt schöne Landschaftspanoramen. Da hat er seinem Vorgänger was voraus, der neben keiner Handlung auch kaum interessante Schauplätze hatte. Im vorliegenden Film treten die Helden eine lange Reise an und Regisseur Gary Nelson gönnt der Leinwand diese grandiose Landschaft, bevor sich die Dreharbeiten ins Filmstudio verlagern, wo die Ausstatter Höhlenmodelle gebaut haben, durch die kleine Papierschiffchen mit batteriebetriebenen Püppchen fahren, was uns auf der Leinwand als gigantische Höhle verkauft wird, durch die Quatermain und seine Leute paddeln. An anderer Stelle hängt der Stuntman, der Richard Chamberlain die gefährliche Arbeit abnimmt, an zwei sehr schwer zu übersehenen Schnüren, als er durch eine Decke ins Haus bricht.

Die Spezialeffekte sind im Jahr 9 nach Krieg der Sterne für eine Hollywoodproduktion, selbst für einen Golan-Globus-Film überraschend schlecht. Dabei haben sich die Modellierer alle Mühe gegeben. Nachdem Spielbergs zweiter Indiana Jones-Film, der in indischen Tempelanlagen spielt, seine Zuschauer mit allerlei ekligem Getier und grausamen Feuerritualen unter der Erde erschreckt hat, wollten die Macher auch hier den Igittfaktor erkennbar erhöhen. Glitschige Plastikwürmer werden aus Erdlöchern geschoben, Leichen zerfallen in ihre verschiedenen Fleischsorten und panisch quiekende Menschen werden in siedendem Gold ertränkt und zu Statuen geformt. Manche dieser Szenen erinnern in ihrer Simplizität an Karl-May-Verfilmungen aus den 60er Jahren (Der Schatz der AztekenDie Pyramide des Sonnengottes – beide 1965).

Immerhin ist an der Handlung etwas mehr Fleisch, als beim letzten Mal, zumindest, bis wir in die Goldene Stadt kommen. Die wenige Spannung, die durch geheimnisvolle Mörder, rätselhafte Artefakte und die sagenhafte Goldene Stadt aufgebaut wird, diffundiert durch einen Guru namens Swarma, der ein trotteliger, geldgeiler Idiot ist, der bei jeder Gefahrenszene die Augen verdreht und ängstlich bibbert. Der Guru in Afrika trägt Turban, wahrscheinlich, weil der Spielbergs Film auch eine exotische Note verpasst hat. Ins Drehbuch konstruiert als Comic Relief, und im Kinosessel verbunden mit der festen Überzeugung, dass Swarmas großer Moment im Film bestimmt kommt, landet der Charakter als Luftnummer, erodiert das Interesse an ihm mit jedem weiteren tatenlosen Augenrollen. Jessie Huston, die in diesem Film lange Hosen trägt, die auch nicht kürzer werden, rollt nicht mit den Augen. Dafür schreit sie umso mehr. Ob Fledermaus, Schlange oder Leiche, das Kreischen ist sicher und man will gar nicht wissen, warum sie nicht einfach, wie zu Beginn geplant, heim nach Amerika geflogen ist, wo sie ihren Quatermain eigentlich heiraten will, der aber dann doch erst seinen Bruder suchen muss. Sie hätte ja bei Mom und Dad auf ihn warten können. Statt dessen kehrt sie zurück in die Wildnis. Und kreischt nun dauernd.

James Earl Jones, einst die markante Stimme des Darth Vader sowie der schreckliche Tulsa Doom in Conan, der Barbar (1982), spielt einen wortkargen Stammesführer mit riesiger Axt, der Quatermain ein treuer Gefährte wird, der aber auch eher dazu da ist, das Bild zu füllen, wenn die schönen Landschaften vorbei sind. Auch diese Sidekick-Figur bleibt ein uneingelöstes Versprechen. So wie dieser ganze Film.

Wertung: 3 von 10 D-Mark
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