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Plakatmotiv (US): Nomis – Die Nacht des Jägers

Potente Stars in 08/15-Bildern
bei Spannung auf "Tatort"-Niveau

Titel Nomis – Die Nacht des Jägers
(Nomis)
Drehbuch David Raymond
Regie David Raymond, Kanada, USA 2018
Darsteller
Henry Cavill, Ben Kingsley, Alexandra Daddario, Stanley Tucci, Brendan Fletcher, Minka Kelly, Nathan Fillion, Mpho Koaho, Emma Tremblay, Eliana Jones, Daniela Lavender, Jason Tremblay, Beverly Ndukwu, Lauren Cochrane, Will Woytowich u.a.
Genre Thriller
Filmlänge 98 Minuten
Deutschlandstart
26. September 2019 (Blu-ray- und DVD-Premiere)
Inhalt

Police Lieutenant Marshall hat gerade genug privaten Ärger an der Backe, als er zum Fundort einer Leiche gerufen wird. Auf einem Holztransporter wird der Körper einer jungen Frau gefunden, die offensichtlich von einer Brücke in den Tod sprang. Bei seinen Recherchen stellt Marshall fest, dass die Tote bereits seit längerer Zeit vermisst wurde. Offensichtlich konnte sie ihrem Kidnapper entkommen und starb auf der Flucht.

Sofort durchkämmen die Polizisten die Vermisstenfälle der vergangenen Jahre und kommen auf eine erschreckend hohe Zahl verschwundener junger Mädchen. Der Leiter der Abteilung, Commissioner Harper , räumt diesem Fall absolute Priorität ein und stellt Marshall die junge Polizeipsychologin Rachel an die Seite. Als wieder ein junges Mädchen verschwindet, hat die Polizei endlich Glück.

Die hübsche Lara hat einen Tracker bei sich, weil sie mit ihrem väterlichen Freund Cooper einen eigenwilligen Rachefeldzug führt. Als "Honigfalle" zieht Lara im Netz Pädophile an, die dann beim ersten Date von Cooper gewaltsam zur Verantwortung gezogen werden. Schnell können Marshall und sein Team dank des Trackers Lara und das Versteck des Entführers ausfindig machen und mehrere junge Mädchen befreien, die in kleinen Verliesen gefangen gehalten wurden.

Plakatmotiv (US): The Night HunterFestgenommen wird noch vor Ort der geistig zurückgebliebene Simon. Und sofort stellt sich die Frage. Ist Simon der einzige Täter, oder gibt es einen Komplizen, der aus dem Hintergrund agiert? In mehreren Gesprächen versucht Rachel, den kindlichen Simon aus der Reserve zu locken, doch sie kommt nicht wirklich weiter. Dann geschieht etwas Unfassbares, was den Fall plötzlich in einem ganz neuen Licht zeigt …

Was zu sagen wäre

In besseren Zeiten, als Hollywood noch mehr auf den Psychothriller vertraute, also etwa in den Jahren nach Das Schweigen der Lämmer, als plötzlich Serienkillerthriller die Leinwände überrannten, da wäre dieser Thriller um organisierten Missbrauch junger Frauen in großem Stil von einem Typ wie David Fincher verfilmt worden. Anhand der unappetitlichen Möglichkeiten, die das Missbrauchsthema sichtbar und unsichtbar bietet, wäre Fischers Sieben fortan als lockere Fingerübung in Sachen filmischer Depression durchgegangen.

Wir schreiben aber nicht mehr die 1990er Jahre. Hollywood setzt nicht mehr so unbedingt auf Psychothriller. Trotzdem leben in der Stadt aber kassentaugliche und/oder namhafte Schauspieler, die ein jung angeheftetes Image abstreifen wollen, die beschäftigt werden wollen, die Geld für die nächste Indie-Produktion brauchen oder im Gespräch bleiben wollen. Henry Cavill etwa ist vor allem bekannt als Superman. In dieser Rolle stand er mittlerweile dreimal vor der Kamera (Man of Steel, 2013, Batman V Superman: Dawn of Justice, 2016 und Justice League, 2017). Beständig versucht er, sich mit anderen Charakteren zu profilieren, oft an der Seite prominenter Kollegen, die ihren Zenit in Frieden überschritten haben und gerne einen Schritte zur Seite treten, Bruce Willis etwa (The Cold Light of Day – 2012) oder Tom Cruise (Mission: Impossible – 2018), dazwischen versucht er es mit prominenten TV-Serienverfilmungen und namhaften Regisseuren (Codename U.N.C.L.E. – 2015; "Krieg der Götter" – 2001; Whatever Works – 2009). Im vorliegenden Film ist er der privat teddybärhafte, um seine adoleszente Tochter besorgte Kerl mit Scheidungsschmerz. Seine Partnerin, Alexandra Daddario, besticht vor allem durch stechende Augen, die in Erinnerung bleiben – etwa in ihrem Auftritt als Tochter von Dwayne Johnson in San Andreas (2015), oder durch andere hervorstechende Merkmale der Badeanzug-Schönheit Summer Quinn in der Kinoversion von Baywatch (2017).

Stanley Tucci wiederum, der den knorrigen Polizeichef spielt, der lauter Hauptsatz-Knurrigkeiten von sich geben darf, ist sicher auf der Suche nach Förderern für sein nächstes Lieblings-Independentprojekt; und weil die Filme, bei denen er Regie führt oder in denen er gerne Rollen spielt, unabhängig vom großen Spaß, den diese Filme im Kinosessel machen, erfahrungsgemäß keine Boxoffice-Knaller werden, nimmt er solche gut bezahlten Kleinjobs immer wieder gerne. Ben Kingsley schließlich spielt einfach gerne, hier den zweifelhaften Charakter eines Ex-Richters der mit einem Lockvogel Pädophile überführt und kastriert; in Vergessenheit geraten will er zumal nicht. Natürlich sind das, zumindest in den letzteren beiden Fällen, Spekulationen. Aber welche anderen Gründe könnte es für Tucci und Kingsley geben, diese wenig inspirierenden Rollen zu spielen, außer zu beweisen, dass sie auch einsilbige Figuren mit Leben füllen können oder sie wenigstens charmant wirken zu lassen.

Überfordert mit diesem Starpotenzial ist Regisseur David Raymond, der ein eigenes Drehbuch umsetzt. Dieses Buch bietet Möglichkeiten, auch wenn eine multiple Persönlichkeit, die monströse Taten begeht, vor einem Jahr erst James McAvoy in Split (2017) zum niederknien gespielt hat und Edward Norton mit einer ähnlich gelagerten Schizophrenen-Rolle 1996 in Zwielicht seinen Durchbruch feierte – der Zuschauer also auf allerlei Wendungen vorbereitet ist; dennoch hätte das mit diesem Cast ein spannender Film werden können. Aber weder die Kamera, noch das Licht, noch die Montage bauen Spannung auf. Raymond liefert 08/15-Bilder und Spannung auf Tatort-Niveau. Das ist freilich für einen Kinothriller zu wenig.

Der Schweigen der Lämmer-Hype auf den Leinwänden ist vorbei. Thriller haben es im Kino schwer. Deshalb erscheint dieser Film in Deutschland direkt auf DVD und Bluray.

 

Wertung: 3 von 8 €uro
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