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Plakatmotiv: Angel has fallen

Ein kompakter Actionfilm,
der mit der Serie versöhnt

Titel Angel has fallen
(Angel has fallen)
Drehbuch Robert Mark Kamen & Matt Cook & Ric Roman Waugh & Creighton Rothenberger & Katrin Benedikt
mit Figuren von Creighton Rothenberger & Katrin Benedikt
Regie Ric Roman Waugh, USA 2019
Darsteller

Gerard Butler, Morgan Freeman, Piper Perabo, Lance Reddick, Danny Huston, Nick Nolte, Jada Pinkett Smith, Tim Blake Nelson, Frederick Schmidt, Rocci Williams, Harry Ditson, Linda John-Pierre, Ori Pfeffer, Jasmine Hyde u.a.

Genre Action
Filmlänge 121 Minuten
Deutschlandstart
29. August 2019
Website angelhasfallen.movie
Inhalt

Secret-Service-Mann Mike Banning ist an einem Wendepunkt in seinem Leben: Sein Körper macht die Strapazen seines Jobs – Leibwächter des US-Präsidenten – nicht mehr hundertprozentig mit. Heimlich kontaktiert er Spezialisten, die ihm allerlei Pillen verschreiben. Er macht das heimlich, weil er seine Frau nicht verunsichern möchte und vor allem, weil er seinen Präsidenten nicht verunsichern will, der kurz davor steht, ihn zum Leiter des Secret Service zu machen.

Bevor Banning eine ehrliche Entscheidung treffen kann, nehmen Terroristen sie ihm ab: Ein Angel-Ausflug des Präsidenten endet in Explosionen und Tod. Irgendjemand hat explosive Drohnen gegen den Angel-Ausflug gesteuert, Bannings gesamte Mannschaft ausgeschaltet und beinahe auch den Präsidenten; den aber kann Banning in letzter Sekunde retten.

Als er im Krankenhaus wieder aufwacht, liegt er mit Handschellen gefesselt im Bett und sieht sich der Anklage „Mordversuch am Präsidenten und 12facher Mord an Sicherheitsbeamten“ ausgesetzt.

Präsident Trumbull kann ihm nicht helfen. Der liegt im Koma. Bei seiner Überführung in eine FBI-Verhörzelle gelingt Banning die Flucht. Und bald ist ihm klar, wer hinter dem Drohnenattentat auf den Präsidenten steckt und wer ihn als Sündenbock inszeniert hat …

Was zu sagen wäre

Wenn man das Ticket für so einen Film löst, ahnt man, was einen erwartet: beinhartes Geprügel und Geballer. Da sollte man fairerweise mehr auch nicht erwarten. Vor allem nicht, nachdem der Vorgängerfilm London has fallen so brachialer Mist war, dass es mir heute noch, drei Jahre später, graust.

Umso leichter kann ich dann auch positiv überrascht werden. Das passiert bei diesem Film, und daran Anteil hat, was man in solchen Filmen nicht vermutet, das Drehbuch. Plakatmotiv: Angel has fallen Es hat die naheliegenden Schwächen: Da taucht Americas Most Wanted unter, und während die Terroristen nun gleich auf die Idee kommen, mal Bannings Computer beim Secret Service und daheim zu hacken – was in solchen Filmen immer total einfach ist und keiner weiteren Hinterfragung ausgesetzt sein sollte – und dort im Suchverlauf zuverlässig den Ort rausfinden, an dem sich Banning garantiert versteckt, sagt zwar die Chefermittlerin des FBI, die Kollegen mögen alles auswerten und sie wolle „nichts von Datenschutz und solchem Mist hören“, aber auf die Idee mit dem Suchverlauf kommt im FBI niemand. Auch sieht die Dramaturgie der Geschichte nicht vor, dass die Identität der Terroristen lange geheim bleibt, und auch der Hintermann, der Große Strippenzieher macht sich frühzeitig als solcher verdächtig. Filigrane Dialoge und smarte Entscheidungen findet man nicht. Was andererseits aber dem Film auf die Beine hilft.

"Angel has fallen" ist der dritte Teil einer Art Serie, wenn man denn so will (anfangs gab es da einfach nur einen, dann recht erfolgreichen, Film), und es ist wohl auch – Trilogien sind In – der letzte Teil. Da erwarten wir nichts Neues, da erwarten wir maximal – siehe oben – nicht nochmal verarscht zu werden. Der erste Film lebte von dem Spektakel, dass Terroristen das best gesicherte Haus der Welt besetzen. Der zweite lebte gar nicht, setzte aber als Defibrillator Londons Spektakelbauten ein, die gesprengt, gestürmt oder im Boden versenkt wurden. Der jüngste Teil nun setzt ganz auf seine Figuren. Das ist heutzutage tatsächlich einen Satz wert. Kein einziges berühmtes Bauwerk geht zu Bruch, aber natürlich stürzen Häuser ein, gibt es eine schöne Lkw-Jagd, ordentlich inszenierte Schießereien, Faustkämpfe und die coolen Oneliner – „Du brauchst nicht nach mir zu suchen. Ich finde Dich.

Daneben aber erfinden die Macher – Co-Produzent ist auch hier wieder Gerard Butler himself – ein Sohn-Vater-Trauma, in dem Mike Banning als traumatisierter Sohn von Nick Nolte erzählt wird, der in Morgan Freeman als US-Präsident einen Ersatzvater bekommt (Ben Hur – 2016; Lucy – 2014; Last Vegas – 2013; Die Unfassbaren – Now You See Me – 2013; Oblivion – 2013; The Dark Knight Rises – 2012; R.E.D.: älter. Härter. Besser. – 2010; Invictus – Unbezwungen – 2009; The Dark Knight – 2008; Wanted – 2008; "Das Beste kommt zum Schluss" – 2007; Ein ungezähmtes Leben – 2005; Batman begins – 2005; Million Dollar Baby – 2004; Bruce Allmächtig – 2003; "Dreamcatcher" – 2003; Der Anschlag – 2002; Nurse Betty – 2000; Deep Impact – 1998; Hard Rain – 1998; Amistad – Das Sklavenschiff – 1997; Denn zum Küssen sind sie da – 1997; Sieben – 1995; Outbreak – Lautlose Killer – 1995; Die Verurteilten – 1994; Erbarmungslos – 1992; Robin Hood – König der Diebe – 1991; Fegefeuer der Eitelkeiten – 1990; "Glory" – 1989; Miss Daisy und ihr Chauffeur – 1989; Johnny Handsome – 1989; "Der knallharte Prinzipal" – 1989; Brubaker – 1980); der Film arbeitet sich in bester John-Woo-Tradition an einer Männerfreundschaft ab, die im Krieg geschmiedet wurde und dichtet dem Superagenten allerlei Wehwehchen an, die sein Ego ankratzen. Für einen Actioner ist das ganz ordentlich viel Handlung, die sich hier in die Ritzen quillt, die die Actionpausen lassen.

Entschieden werden derartige Filme über die Typen im Regiestuhl – wenn sie nicht Kathryn Bigelow heißen (Detroit – 2017; Zero Dark Thirty – 2012; "The Hurt Locker" – 2008; K-19 – Showdown in der Tiefe – 2002; Strange Days – 1995), dann sind die immer männlichen Geschlechts. Meistens sehen sie so ähnlich aus wie die Hauptfigur, die sie inszenieren. Der Regisseur in diesem Fall heißt Ric Roman Waugh, ist im Hauptberuf Stuntman, hat vor einigen Jahren mal mit Dwayne "The Rock" Johnson Snitch – Ein riskanter Deal (2013) inszeniert, sieht auf manchen Fotos seinem Hauptdarsteller irre ähnlich, und hat hier nun seine achte Regiearbeit abgeliefert. Plakatmotiv: Angel has fallen Er nutzt die Möglichkeiten. Die Kamera saust und wackelt, die Hintergründe werden per Greenscreen leuchtender, die Schnittfrequenz ist hoch, die Zeitlupe sorgt für Dramatik und der Score wummert. Das Drehbuch hat sicher ein paar mehr Ideen als der Regisseur, aber mit seiner Baukasten-Inszenierung verhunzt der es dann auch nicht.

Morgan Freeman, der in seinem dritten "…has fallen"-Einsatz nun endlich Präsident ist, gibt einen formidablen, friedfertigen, rational denkenden und handelnden US-Präsidenten – und warmherzigen Ersatzvater. Und Nick Nolte als Waldschrat, der mehr Sprengstoff gehortet hat, als die gesamte Pazifikflotte und mit Begeisterung seine Sprengfallen zündet, um die Angreifer auszuschalten, ist schlicht wunderbar (Picknick mit Bären – 2015; Parker – 2013; Die Akte Grant – 2012; Tropic Thunder – 2008; Hulk – 2003; Der schmale Grat – 1998; Der Gejagte – 1997; U-Turn – Kein Weg zurück – 1997; Freeze – Albtraum Nachtwache – 1997; I love Trouble – Nichts als Ärger – 1994; The Player – 1992; Herr der Gezeiten – 1991; Kap der Angst – 1991; Und wieder 48 Stunden – 1990; Tödliche Fragen – 1990; Ausgelöscht – 1987; Unter Feuer – 1983; Nur 48 Stunden – 1982; Die Tiefe – 1977).

Zwischen diesen beiden Könnern fügt sich Gerard Butlers hölzernes Spiel perfekt ein (Hunter Killer – 2018; Criminal Squad – 2018; Geostorm – 2017; Kiss the Coach – 2012; Coriolanus – 2011; Der Kautions-Cop – 2010; Gamer – 2009; 300 – 2006; Timeline – 2003; Lara Croft – Tomb Raider: Die Wiege des Lebens – 2003; Die Herrschaft des Feuers – 2003) – er ist und bleibt, seit dem ersten Teil, immer der loyale, alles andere ausblendende Präsidentenbeschützer. Die stelle ich mir genau so in ihrem Alltag vor – ein Typ, der sich jederzeit in eine Kugel für den US-Präsidenten werfen würde, macht nicht einfach mal ein Wochenende frei für seine zwei Jahre alte Tochter. Oder? Vielleicht auch doch. Vielleicht hat er sogar echte Gefühle, wie einst Clint Eastwoods Secret-Service-Figur in Wolfgang Petersens In the Line of Fire (1993). Aber solche Gefühle würden in einem Actionfilm nur ablenken.

Ric Roman Waugh bietet ausgewogenes, bisweilen sogar humoriges Actionkino. Soviel hatte ich gar nicht erwartet.

Wertung: 4 von 8 €uro
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