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Plakatmotiv: Am Goldenen See (1981)

Großartige Schauspieler bei
angenehm dünner Handlung

Titel Am Goldenen See
(On Golden Pond)
Drehbuch Ernest Thompson
nach seinem gleichnamigen Broadway-Stück
Regie Mark Rydell, USA 1981
Darsteller

Katharine Hepburn, Henry Fonda, Jane Fonda, Doug McKeon, Dabney Coleman, William Lanteau, Christopher Rydell, Troy Garity u.a.

Genre Drama
Filmlänge 109 Minuten
Deutschlandstart
15. April 1982
Inhalt

Seit 48 Jahren verbringen Ethel und Norman Thayer jeden Sommer in ihrem Ferienhaus am "Goldenen See" in Neuengland. Das Haus ist voller Erinnerungen an die gemeinsame Zeit, die sie dort mit ihrer Tochter Chelsea verbracht haben. Diese hatte allerdings immer ein distanziertes Verhältnis zu ihrem Vater.

In diesem Sommer bahnt sich ein Konflikt an, als Chelsea, Mitte 40 und frisch geschieden, zu Normans 80. Geburtstag in Begleitung ihres neuen Partners Bill und dessen pubertierendem Sohn Billy Ray erscheint, den sie für den Zeitraum einer Europareise bei ihren Eltern lassen will. Es kommt zum Clash zwischen den drei Generationen, denn vor allem Norman ist im Alter nicht zugänglicher geworden. Nur die lebhafte und rüstige Ethel versucht zu vermitteln.

Nach der Abreise von Chelsea und Bill sehen sich die frisch gebackenen Großeltern mit einer ungewohnten Rolle konfrontiert. Doch nach anfänglichen Zänkereien entwickelt sich zwischen den beiden Dickköpfen Norman und dem verwöhnten Stadtkind Billy eine warmherzige Freundschaft. Gemeinsam verbringen sie viel Zeit auf dem See mit der Jagt nach der Forelle "Walter", die Norman seit Jahren durch die Fänge geht.

Nach ihrer Rückkehr aus Europa wird Chelsea bewusst, dass sie sich immer eine ebenso innige Beziehung zu ihrem Vater gewünscht hat wie die, die ihn jetzt mit Billy verbindet. Aber auch Norman erkennt, wie viel er verpasst hat, indem er die Liebe seiner Tochter zurückwies. Beide haben jetzt die Chance zur Versöhnung …

Was zu sagen wäre

Der Film ist eine Familienproduktion im doppelten Sinne. Jane Fonda sicherte sich die Rechte an dem – am Broadway nur mäßig erfolgreichen – Theaterstück über Generationenkonflikte in einer Familie, um mit ihrem Vater Henry einmal zusammen vor der Kamera zu stehen – mit dem sie lange Zeit ebenfalls ein schwieriges Verhältnis pflegte. Wir sehen hier durchaus autobiographisch aufspielenden Schauspielern dabei zu, wie sie eigene Konflikte künstlerisch aufarbeiten.

Mark Rydell (The Rose – 1979) steigt in seinen Film gemächlich ein. Minutenlang zeigt er uns, während die Filmtitel laufen, schöne bis grandiose Landschaftsaufnahmen, einen – tatsächlich – golden schimmernden See, einzelne Pflanzen, Vögel auf dem Wasser, Gräser; dazu klimpern Dave Grusins Piano-Miniaturen von der Tonspur. Irgendwann schält sich verstohlen ein Auto aus der Waldlandschaft rund um den See. In dem sitzen dann Ethel und Norman, die im Begriff sind, wie jedes Jahr ihr Sommerhaus zu beziehen.

Wir erleben die beiden ausführlich, wie sie ihren Alltag organisieren, wie Ethel alles im Blick hat, während Norman mit großen Augen seine gewohnte Welt langsam wieder in Besitz nimmt. Sie ist augenscheinlich eine immer fröhliche Person, während er ein wenig verkniffen seine Todessehnsucht pflegt und sich mit der Tatsache zu arrangieren versucht, dass seine Gedächtnislücken größer werden. Wir sehen da in Henry Fonda einer alt gewordenen Ikone des Hollywood-Kinos – Jahrgang 1905 – dabei zu, wie er sehr nachfühlbar einen alten Mann spielt (Fedora – 1978; Mein Name ist Nobody – 1973; Sie möchten Giganten sein – 1970; Nur noch 72 Stunden – 1968; Plakatmotiv (DDR): Am Goldenen See (1981) Spiel mir das Lied vom Tod – 1967; Höchster Einsatz in Laredo – 1966; Die Panzerschlacht in den Ardennen – 1965; Das war der Wilde Westen – 1962; Der längste Tag – 1962; Sturm über Washington – 1962; Warlock – 1959; Der Stern des Gesetzes – 1957; Die zwölf Geschworenen – 1957; Der falsche Mann – 1956; Krieg und Frieden – 1956; "Bis zum letzten Mann" – 1948; Faustrecht der Prärie – 1946; Ritt zum Ox-Bow – 1942; Rache für Jesse James – 1940; Früchte des Zorns – 1940; Trommeln am Mohawk – 1939; Der junge Mr. Lincoln – 1939; Jesse James – Mann ohne Gesetz – 1939).

Jane und Henry Fonda haben vorher nie zusammen vor der Kamera gestanden. Aber auch Henry Fonda und Katherine Hepburn, die seine quirlige Ehefrau Ethel spielt, nicht ("Der Löwe im Winter" – 1968; "Rat mal, wer zum Essen kommt" – 1967; Plötzlich im letzten Sommer – 1959; African Queen – 1951; Ehekrieg – 1949; Die Frau von der man spricht – 1942; Die Nacht vor der Hochzeit – 1940; Die Schwester der Braut – 1938; Leoparden küsst man nicht – 1938). Deshalb wird es im Kinosessel nicht langweilig. Denn neben den schönen Bildern, die Kameramann Billy Williams (Der Wind und der Löwe – 1975; Der Exorzist – 1973) für den Film liefert, sehen wir einfach zwei Legenden der Filmschauspiel-Kunst dabei zu, wie sie ihren Job machen, und das wird nicht langweilig, weil sie eben ihren Job beherrschen. Manche Szenen zwischen den beiden wirken improvisiert, so locker fließen ihnen die Dialoge von der Zunge.

Wenn dann Tochter Chelsea mit neuem Liebhaber und dessen Sohn die Bühne betreten, bleibt der Krampf der Generationen aus, denn als es einmal ernst wird, sind Chelsea und ihr Zahnarzt schon wieder auf dem Weg nach Europa. Das Vater-Tochter-Problem wird verschoben und entpuppt sich als dasselbe, das Generationen von Filmsöhnen mit ihren Filmvätern schon ausgefochten haben: Wenn Dad mir doch nur Beachtung schenken, mich für das anerkennen würde, was ich bin.

Auch mit dem mutmaßlich verzogenen 13-Jährigen löst sich die Stimmung schnell in Wohlgefallen auf. Kurz versucht er, seinen Aushilfs-Großeltern motzend auf der Nase rumzutanzen und alle Vorschläge zur Tagesgestaltung als „Mäusescheiße“ abzutun. Als Norman das mit einem schulterzuckenden „Dann eben nicht“ kontert, ist jeder drohende Konflikt schnell beigelegt. Angenehm überraschungsarm plätschert der Film so dahin: Wenn am Haus zu Beginn eine Terrassentür schief in der Angel hängt, darf man sicher darauf wetten, dass Norman und Billy sie zum Ende hin gerichtet haben werden; wenn Norman von der Forelle "Walter" erzählt, die er seit Jahren zu fangen versucht, ist schon klar, dass der Junge "Walter" fangen, den Fisch aber aus Respekt vor dessen Lebensleistung auch lebend wieder ins Wasser zurückgeben wird.

Spannung hat der Film also ebensowenig wie Erhellendes in Familienfragen; das Vater-Tochter-Drama erlöst sich schließlich, indem es einfach diffundiert. Und komischerweise ist das eine gute Entscheidung des Drehbuches. Was auf der Bühne offenbar nicht gut funktioniert hat – die fehlende Schwere im Drama – entwickelt auf der Leinwand den Charme eines schönen Sonntagnachmittages bei den Großeltern und Oma hat Kuchen gebacken. Es ist eine Freude, den Schauspielerinnen und Schauspielernin wunderschöner Landschaft beim miteinander Spielen zuzusehen.

Wertung: 6 von 9 D-Mark
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