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Plakatmotiv: Jesse James – Mann ohne Gesetz (1939)

Spannende Verfilmung eines
Mythos aus dem Wilden Westen

Titel Jesse James – Mann ohne Gesetz
(Jesse James)
Drehbuch Nunnally Johnson
Regie Henry King, USA 1939
Darsteller

Tyrone Power, Henry Fonda, Nancy Kelly, Randolph Scott, Henry Hull, Slim Summerville, J. Edward Bromberg, Brian Donlevy, John Carradine, Donald Meek, Johnny Russell, Jane Darwell, Charles Tannen, Claire Du Brey, Willard Robertson u.a.

Genre Western, Drama, Biografie
Filmlänge 106 Minuten
Deutschlandstart
27. Oktober 1950
Inhalt

Missouri nach dem Ende des Sezessionskriegs: Jesse James und sein Bruder Frank verteidigen ihren Besitz gegen die Agenten der Midlands-Eisenbahngesellschaft, die die kleinen Grundbesitzer zum Verkauf zwingen wollen. Als ihr Haus niedergebrannt wird und ihre Mutter dabei ums Leben kommt, ermorden sie einen Vertreter der Gesellschaft und begehen in der Folge Bank- und Eisenbahnüberfälle, um sich zu rächen.

Auf die Ergreifung der Brüder wird eine hohe Belohnung ausgesetzt. Plakatmotiv (US): Jesse James (1939) Die James-Brüder sind ständig auf der Flucht und oft entgehen sie den ihnen gestellten Fallen nur knapp.

Jesses Versuch, mit seiner Frau Susan ein neues, gewaltloses Leben zu beginnen, scheitert, weil Susan das rastlose Umherziehen von einem Versteck zum anderen nicht mehr aushält.

Mittlerweile ist Jesse auch vor Verrat nicht mehr sicher …

Was zu sagen wäre

Wenn die Legende schöner ist, als die Realität, verfilme die Legende. Henry King inszeniert mit viel Pathos, einem bisschen Humor und kraftvoller Action die Heldengeschichte eines Mannes, der in seine Verbrechen gezwungen worden ist. Ein paar windige Typen von der Eisenbahn kaufen den armen Farmern in der Gegend für ein Spottgeld deren Farmen ab. Als sich manche Farmer gegen diese Quasi-Enteignung zur Wehr setzen, greifen die Leute von der Eisenbahn hart durch, Jesses Mutter kommt ums Leben. Für die Brüder Frank und Jesse Grund genug, Rache zu nehmen. Jesse erschießt den Leiter der Eisenbahnkiller und taucht unter. Um was zu essen zu haben, raubt er die Züge der Eisenbahngesellschaft aus.

In seinem Heimatstädtchen wird er als Held gefeiert, dessen Glorienschein mit jedem Eisenbahnüberfall noch ein bisschen heller leuchtet. Während die staatlichen Stellen einen Verrat nach dem anderen begehen, versucht Jesse einfach nur, sein Leben zu leben. Kurz kommt er dabei vom Weg ab, wird aber von seinem umsichtigen älteren Bruder Frank auf den rechten Weg zurückgeführt. So kehrt dann auch seine Frau zu ihm zurück, die beider Sohn fünf Jahre allein aufzog, weil sie das dauernde Verstecke wechseln nicht mehr ertrug. Schließlich wird er von einem von den staatlichen Behörden bezahlten Verräter aus den eigenen Reihen hinterrücks erschossen, nachdem er dem Verbrechen gerade endgültig Lebewohl gesagt hatte, um mit seiner Familie in Kalifornien ein neues Leben aufzubauen. Das große Kapital hat den kleinen Mann erst in den Untergrund gejagt und dann erschossen wie einen räudigen Hund – ein klassisches Westernmotiv: Mal ist es der Großgrundbesitzer, mal ist es die Eisenbahn.

Das ergibt einen spannenden Film, schon, weil die Geschichte so nachvollziehbar ist. Und Tyrone Power spielt den Jesse als einen charmanten Kerl, eine ehrliche Haut, der seine Familie liebt und verteidigt. Plakatmotiv (US): Jesse James (1939) Mit der Realität der historischen Figur eines der berühmtesten Outlaws des Wilden Westens aber hat diese Erzählung wenig gemein. Der feige Mord an Jesse James durch einen Verräter, der zum Tode durch den Strang verurteilt und vom Gouverneur rätselhafterweise umgehend begnadigt worden war, ist die Ursache der Legendenbildung, die Blüten trieb und Jesse James zu einem Volkshelden in Büchern, Liedern und Filmen erhob. Der historische Jesse James war als Mitglied der unterlegenen Südstaatenarmee nach dem Bürgerkrieg Repressionen ausgesetzt, ehemaligen Konföderierten wurde zum Beispiel das Wahlrecht vorenthalten. Deswegen verlegte er sich auf das Ausrauben von Banken, um seinen Lebensunterhalt sicherzustellen. Für das Kino ist das eher nicht so spektakulär, da braucht die Motivation schon größere Nahrung. Und was ist größer und böser, als das Großkapital? Zumal in den 30er Jahren, in denen der Film entstand und die USA sich nur langsam von der großen Depression erholte.

Zunächst aber ist "Jesse James" ein ordentlicher Western mit einem sympathischen Hauptdarsteller sowie dem jungen Henry Fonda in einer seiner ersten größeren Rollen. Der flott geschnittene Film lebt von rasant inszenierten Reitereien, von spektakulären Raubzügen und zeichnet, abgesehen von seiner erdichteten Jesse-James-Biografie, ein Gesellschaftsbild jener Jahre nach dem Bürgerkrieg, spiegelt aber in seiner Stimmung auch die Haltung der US-Bürger in den kargen 30er Jahren.

Henry King karikiert seine Heldengeschichte durch den bärbeißigen Zeitungsherausgeber Cobb, ein Jesse-James-Sympathisant, der jedes Mal, wenn ihn etwas in Zorn versetzt, sofort einen beißenden Kommentar gegen dieses etwas diktiert – egal ob es gegen den Status, den Sheriff, Anwälte oder den Zahnarzt geht. Auch der Zeitungsherausgeber weiß: Stramme Texte verkaufen sich besser, als die Wahrheit Es gab in Jesse James' Historie einen Verleger, der angeblich in engem Austausch mit dem Outlaw gestanden haben und dessen Briefe gedruckt haben soll; es ist allerdings unklar, wie eng der Kontakt wirklich war und ob der Zeitungsmann nicht das meisten erfunden hat, um seine Zeitung besser verkaufen zu können.

Wertung: 5 von 6 D-Mark
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