1885: Die zwei Cowboys Gil und Art stranden in einem langweiligen Dorf in Nevada. Im örtlichen Saloon geht es rau zu. Da erscheint ein Mann mit der Botschaft, einige Viehdiebe hätten den Rancher Kinkaid erschossen. Trotz des Einspruches des besonnenen Geschäftsmannes Mr. Davis, der meint, man müsste erst den Sheriff und den Richter zurate ziehen, laufen die Männer des Dorfes nun zusammen, um sich auf die Suche nach den Tätern zu begeben.
Der Sheriff ist längst bei Kinkaids Ranch und kann deshalb nicht einschreiten; der wenig durchsetzungsfähige Richter Tyler mahnt die Männer, auf die Rückkehr des Sheriffs zu warten. Als den Männern von einem mexikanischen Ranchgehilfen jedoch zugetragen wird, er habe in der Nähe Männer mit der Herde Kinkaids gesehen, sind sie nicht mehr zu halten. Der vermeintliche frühere Konföderierten-Major Tetley übernimmt das Kommando und zwingt seinen unwilligen Sohn, sich ihnen anzuschließen.
Die Männer werden vom Hilfssheriff als Bürgerpatrouille eingeschworen (womit dieser seine Kompetenzen überschreitet). Den etwa 30 Männern schließt sich "Ma" Jenny Grier an, eine blutrünstige Frau. Auch Gil und Art reiten mit dem lynchwütigen Mob davon, da sie als Ortsfremde sonst um ihr Leben fürchten. Unterwegs hat die Gruppe ein kurzes Aufeinandertreffen mit einer Kutsche, in der sich Gils ehemalige Geliebte Rose Mapen befindet. Frustriert muss der ärmliche Cowboy Gil sehen, dass Rose ihn für den wohlhabenden Geschäftsmann Mr. Swanson verlassen hat.
Tief in der Nacht stoßen die Männer auf das Lager mit den drei Verdächtigen. Es stellt sich heraus, dass sie wirklich mit den Rindern Kinkaids unterwegs sind. Anführer der drei Verdächtigen ist der Rancher Donald Martin. Seine Gehilfen sind ein alter Mann und ein Mexikaner. Obwohl alle drei ihre Unschuld beteuern, werden sie verhaftet und gelten sofort als schuldig. Martin gibt an, die Rinder von Kinkaid gekauft zu haben, kann aber keine Quittung vorweisen. Inzwischen versucht der alte Mann, sein Leben zu retten, indem er den Mexikaner als Mörder beschuldigt. Tetley lässt abstimmen. Gegen die Stimmen von Mr. Davies, Gil, Art und fünf weiteren Männern entscheidet die Mehrheit, die drei Männer sofort aufzuhängen. Martin darf noch einen Abschiedsbrief schreiben und der zynische Mexikaner, der schon längst gemerkt hat, dass sie von Anfang an keine Chance gegen das vorgefasste Urteil hatten, legt seine Beichte bei einem Landsmann ab, der sie an einen Priester weiterleiten soll. Tetley zwingt seinen in seinen Augen verweichlichten Sohn dazu, als einer der Henker zu fungieren. Im Morgengrauen werden die drei Beschuldigten gehenkt.
Kurz nach dem Aufbruch wartet der Sheriff schon mit neuen Nachrichten auf sie: Kinkaid wurde nur angeschossen und nicht bestohlen, die wahren Täter sind längst verhaftet. Der Sheriff droht den Mitgliedern der Gruppe, die für die Selbstjustiz stimmten, harte Strafen an. Einer der Männer, die am schnellsten mit dem Lynchurteil waren, tut sich nun mit der Meinung hervor, dass man jetzt eigentlich Tetley lynchen sollte. Als Tetley in seiner Villa ankommt, sperrt er seinen Sohn aus. Dieser klagt nun seinen Vater als machtversessen und grausam an und unfähig, Mitleid zu empfinden. Kurz darauf erschießt sich Tetley. Im Saloon sitzen die an der Selbstjustiz beteiligten Männer schweigend da, sie haben inzwischen Geld für die Witwe gesammelt. Gil liest den anderen Männern aus Martins Abschiedsbrief an seine Frau vor. Den Brief und das Geld wollen Gil und Art nun Martins Frau überbringen.
Eine friedliche Kleinstadt im Irgendwo. Kein Mensch auf der Straße, kein Geräusch zu hören. Im Saloon ein paar Männer. Da stürmt einer rein und schreit MORD! Und ohne weitere Prüfung schwingen sich alles aufs Pferd, finden in den Bergen drei Fremde und hängen sie als überführte Mörder auf. Am Ende stellt sich heraus: Nicht nur waren die Gehängten unschuldig. Es gab darüber hinaus auch keinen Toten.
William A. Wellman hat sich schon in früheren Filmen sehr deutlich mit der amerikanischen Rechtsauffassung und dem angeblich gesunden Menschenverstand auseinandergesetzt. In dem Melodram "Safe in Hell" (1931) etwa übernimmt eine ehemalige Prostituierte mit Ehrenkodex, die auf einer Gefangeneninsel einsitzt, für ihren Geliebten die Schuld an einem Mord und wird dafür hingerichtet; Wellman zeigte die Hinrichtung in Großaufnahme. Der Film bekam viel Ärger mit dem Zensor. Jetzt untersucht Wellman die Mechanismen des Zusammenlebens und schaut dafür in eine kleine Stadt, die wie ein Mikrokosmos die US-Gesellschaft spiegelt. Es gibt den reichen Grundbesitzer, den Wirt, einfache Burschen, den honorigen Richter, den alten Trinker, den Hilfssheriff und es gibt die wohlhabenden, gottesfürchtigen Bürger. Die unverheirateten Frauen haben das Nest verlassen, um ihr Glück woanders zu suchen. Und nachdem der Ruf MORD! erklungen ist, können wir die Mechanismen der Gesellschaft beobachten: Was passiert.
Der vermeintlich Tote war ein ehrenwerter, gottesfürchtiger Mann, sagte der eine. Wir müssen diesen Mord rächen, sagt ein anderer, sonst wimmelt es hier bald von menschlichem Auswuchs. Mahnende Stimmen werden abgewimmelt, man könne nicht zulassen, dass so einen monatelang mit Gesetzestexten beizukommen wäre und sie am Ende frei kämen, weil irgendein Fehler passiert sei. Diese Zeit habe der Tote Grundbesitzer ja schließlich auch nicht gehabt. Gil, ein eher besonnenerer Zeitgenosse, dem nur nach dem fünften Whisky leicht mal die Hutschnur platzt, kann mit seinen Mahnungen an ein ordnungsgemäßes Verfahren nicht durchdringen. Er stößt auf anständig empörte Bürger, laute Wortführer und Trunkenbolde mit Lust auf ein bisschen Action. Wellman legt hier die Grundzüge eines faschistischen Systems offen: Eine Stadt schließt die Reihen gegen einen eingebildeten Feind: „Wir verlassen uns nicht auf die Gerechtigkeit der Gerichte, oder? Nein, darauf warten wir nicht! Wir greifen uns den Mörder schneller als irgendein aufs Honorar versessener Anwalt, der seine Zeit in den Gerichtssälen verpennt! Wir gehen hin und greifen uns den Mann und lassen ihn baumeln!“
Henry Fonda spielt den Gil mit Zweifeln im Blick, aus denen später Verzweiflung wird (Rache für Jesse James – 1940; Früchte des Zorns – 1940; Trommeln am Mohawk – 1939; Der junge Mr. Lincoln – 1939; Jesse James – Mann ohne Gesetz – 1939). Gil ist eine ungewöhnliche Hauptfigur für einen Western. Er ist ein Verlierer, aber mit Verstand und dem Herz am rechten Fleck, in und an der Gesellschaft gescheitert. Er ist Pragmatiker. Es macht für ihn zwar einen Unterschied, ob ein Mann schuldig oder unschuldig ist – aber wenn es um sein eigenes Leben geht, ist auch er, selbst wenn er sich nicht aktiv daran beteiligt und gegen den Lynchmord war, Teil des Mobs.
So ein Film im Jahr 1942, als Amerika gegen die Faschisten im fernen Europa in den Krieg zieht, war ein Affront für breite Teile der Öffentlichkeit. "Ritt zum Ox-Bow“ war damals ein unwillkommener unzeitgemäßer Film.
"Ritt zum Ox-Bow” entstand nach dem Roman "The Ox-Bow lncident" von Walter van Tilburg Clark. Heute ist er inzwischen längst zum Klassiker geworden "mit der zeitlosen Botschaft, dass Respekt vor dem Recht und Ehrfurcht vor dem Menschenleben sich gegenseitig bedingen".
Die Romanvorlage "The Ox-Bow Incident" von Walter Van Tilburg Clark war 1940 erschienen und hatte gute Kritiken bekommen. Regisseur William A. Wellman hatte das Buch gelesen und drängte über mehrere Jahre auf eine Verfilmung. Die Rechte lagen jedoch zunächst beim Produzenten Harold Hurley, der einen Film mit Mae West als Bardame daraus machen wollte. Wellman kaufte ihm letztlich die Rechte für 6.500 US-Dollar ab. Allerdings lehnte Darryl F. Zanuck, der Chef der 20th Century Fox, eine Finanzierung des Projekts zunächst ab, weil er nicht an den Erfolg eines Filmes über Lynchmord glaubte. Nur Wellmans Ruf als Regisseur vieler erfolgreicher Filme veranlasste Zanuck, letztlich einer Verfilmung zuzustimmen. Als Preis dafür, diesen Film drehen zu dürfen, mussten Regisseur Wellman und Hauptdarsteller Henry Fonda in der Folgezeit an diversen von Zanucks Prestigeproduktionen mitarbeiten, die jedoch anders als Ritt zum Ox-Bow heute meist schon in Vergessenheit geraten sind.
Bei seiner Premiere im Mai 1943 war der Film in seiner Art einmalig und etwas komplett neues für das Westerngenre. Doch die USA befanden sich im Krieg mit Japan und Deutschland, weshalb eine solche Anklage gegen faschistische Denkweisen in Amerika beim Publikum schlecht ankam. Doch von Beginn an waren die Kritiker begeistert. Er wurde als „bedeutsamer Augenblick der amerikanischen Kulturgeschichte“ (The New Republican) gefeiert. Im Vorwort einer späten Auflage der Romanvorlage wies der Autor Walter Van Tilburg Clark darauf hin, dass sein Buch vielfach falsch verstanden wurde. Es war keine Anklage gegen den europäischen Faschismus, sondern gegen den US-amerikanischen.