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Plakatmotiv: Tötet Smoochy (2002)

Versuch einer grellbunten Mediensatire,
die als gefälliger Bettvorleger landet

Titel Tötet Smoochy
(Death to Smoochy)
Drehbuch Adam Resnick
Regie Danny DeVito, UK, Deutschland, USA, Kanada 2002
Darsteller

Robin Williams, Edward Norton, Catherine Keener, Danny DeVito, Jon Stewart, Pam Ferris, Danny Woodburn, Michael Rispoli, Harvey Fierstein, Vincent Schiavelli, Craig Eldridge, Judy White, Tim MacMenamin, Bruce McFee, Glen Cross, Bill Lake, Nick Taylor, Richard Cocchiaro u.a.

Genre Komödie, Satire, Drama
Filmlänge 109 Minuten
Deutschlandstart
8. Mai 2003 (DVD-Premiere)
Inhalt

Rainbow Randolph war ihr Star. Rainbow moderierte die erfolgreichste Kindersendung in den amerikanischen TV-Kanälen – ließ sich aber von engagierten Eltern schmieren, die ihren Liebsten live in der Show auf Rainbows Schoß sitzen sehen wollten; Korruption im Kinderfernsehen, das kam nicht gut an, Rainbow wurde gefeuert.

Und durch ein Nashorn ersetzt. Ein lila Plüsch-Nashorn. Smoochy heißt es und in seinem Kostüm steckt Sheldon Lopes.

Kinder lieben ihn. TV-Manager beten ihn an. Das reicht, damit der jetzt arbeitslose Rainbow Randolph das lila Kotzen bekommt. Seit Smoochy auf Randolphs ehemaligem Sendeplatz Ringelreihen tanzt, hat Randolph nur noch ein Ziel: Smoochy in ein totes Nashorn zu verwandeln …

Was zu sagen wäre

Das Fernsehen ist der Hort des Bösen. und das Kinderfernsehen dessen Zentrum. Hier tummeln sich die irische Mafia, eine Bande mörderischer Wirtschaftskrimineller, Agenten mit schmutzigen Hintergedanken und Programmchefs, die für ein paar tausend Dollar jederzeit gerne Fünf gerade sein lassen. Und die übliche Kamarilla von Redakteuren, denen die Quote heilig ist – je höher, desto heiliger.

Danny DeVito hat sich in seiner Karriere nur auf den Regiestuhl gesetzt, wenn er in einem Drehbuch eine wilde Farce witterte. Bei "Schmeiß die Mama aus dem Zug" drehte er 1987 eine Hitchcock-Persiflage auf Speed, zwei Jahre später, 1989, inszenierte er mit Michael Douglas und Kathleen Turner in Der Rosenkrieg die ultimative Scheidungsschlacht. In "Smoochy" nimmt er sich den mit menschlichen Maßstäben kaum mehr zu fassenden Zynismus amerikanischer TV-Programmmacher vor und dreht den Hitzeregler auf ganz rechts. Bei ihm endet das kunterbunte Fernsehprogramm für Kinder mit tödlichen Schüssen, abgehackten Köpfen und letalen Stürzen aus großer Höhe. Sich selbst besetzt DeVito (Heist – Der letzte Coup – 2001; Der Mondmann – 1999; The Virgin Suicides – 1999; Der Regenmacher – 1997; Men in Black – 1997; L.A. Confidential – 1997; Mars Attacks! – 1996; Space Jam – 1996; Schnappt Shorty – 1995; Junior – 1994; Last Action Hero – 1993; "Jimmy Hoffa" – 1992; Batmans Rückkehr – 1992; Der Rosenkrieg – 1989; Twins – Zwillinge – 1988; Auf der Jagd nach dem Juwel vom Nil – 1985; Die Jagd nach dem grünen Diamanten – 1984; Zeit der Zärtlichkeit – 1983; Einer flog über das Kuckucksnest – 1975) darin als kalten Agenten mit, natürlich, unlauteren Absichten.

Ja, die Welt hinter der Mattscheibe ist eine wilde. Der korrupte Programmchef, die quotengeile Redakteurin, der tumbe Tor, der es durch Zufall zum Star bringt, das sind alles Elemente aus vielen Filmen, die sich mit den Medien im Allgemeinen, oder dem Fernsehen im Besonderen beschäftigt haben – was His Girl Friday (1949) am Beispiel einer Zeitungsredaktion erzählte, All about Eve (1950) am dem des Theaters, Network (1976) an dem des Fernsehens, Broadcast News (1987) oder Eine Frau steht ihren Mann (1988) an dem des Nachrichtengeschäfts, erzählt "Death to Smoochy" jetzt am Beispiel des Kinderfernsehens, über das sich billiges Plastikspielzeug und sehr zuckerhaltige Cornflakes wie geschnitten Brot verkaufen lassen. Plakatmotiv (US): Death to Smoochy (2002) Bis ein Simplicissimus die Bühne betritt, die Kinder ernst nimmt, sich gegen den Kommerz auf deren Kosten wendet und damit das ganze schöne System ins Wanken bringt. Über diese schon oft erzählten – und für die nachfolgenden Generationen immer wieder zu erzählenden – Wahrheiten hinaus bietet der Film wenig Bemerkenswertes. Die vogelwilde Erzählung über die Mafia im Kinderfernsehen dreht sich im Kreis, erzählt Szene nach Szene nichts, was nicht in den ersten 40 Minuten schon erschöpfend behandelt worden wäre, und verlegt sich auf den Effekt des Augenblicks. Er ködert mit zur Erzählung passender, wilder Spiellust.

Robin Williams arbeitet weiter daran, seine rührselige Phase abzustreifen, in der er gutmütige, liebevolle, Kinder verstehende Männer mit großem Herzen zu seifiger Filmmusik gespielt hat. In seinen jüngsten Filmen wird er ruppiger ("Insomnia – Schlaflos" – 2002; "One Hour Photo" – 2002; "Der 200 Jahre Mann" – 1999; "Jakob der Lügner" – 1999; "Patch Adams" – 1998; Hinter dem Horizont – 1998; Good Will Hunting - 1997; Flubber – 1997; "Harry außer sich" – 1997; Jack – 1996; The Birdcage – Ein Paradies für schrille Vögel – 1996; Jumanji – 1995; Neun Monate – 1995; Mrs. Doubtfire – 1993; Toys – 1992; Hook – 1991; König der Fischer – 1991; Schatten der Vergangenheit – 1991; Zeit des Erwachens – 1990; Cadillac Man – 1990; Der Club der toten Dichter – 1989; Good Morning, Vietnam – 1987; Garp und wie er die Welt sah – 1982; "Popeye – Der Seemann mit dem harten Schlag" – 1980). Sein Rainbow Randolph ist ein echter Saulus, ein korruptes Arschloch mit falschem Kindergrinsen, der zuviel trinkt, Mordfantasien entwickelt und seinen Mitmenschen übel mitspielt. Natürlich wird er durch den schon erwähnten Simplicissimus auf den rechten Weg zurück geführt. Es macht Spaß, Williams bei dieser Wandlung zuzusehen. Und es macht ebensolchen Spaß, der reinen Seele im plüschigen Nashornkostüm dabei zuzusehen, wie sie ihre Reinheit beinahe verliert und ausgerechnet von den ganz üblen Burschen davor bewahrt wird. Das gutmütige Plüschnashorn spielt Edward Norton, der in seiner bisherigen Karriere eher das ernste Fach gesucht hat (The Score – 2001; Glauben ist alles! – 2000; Fight Club – 1999; American History X – 1998; Larry Flynt – Die nackte Wahrheit – 1996; Alle sagen: I love you – 1996; Zwielicht – 1996).

Trotz dieser beiden immer noch großen Namen kommt der Film bei uns nur als DVD-Premiere auf den Markt. Der deutsche Verleih traut ihm offenbar keine größeren Möglichkeiten an den Kinokassen des Landes zu. Das Misstrauen ist nachvollziehbar. In den USA, wo "Death to Smoochy" im März vergangenes Jahr gestartet ist, kamen rund 8,4 Millionen Dollar in die Kinokassen, bei Produktionskosten von rund 50 Millionen Dollar. DeVito versucht eine grellbunte Mediensatire, liefert aber durchschnittliches Gefälligkeitskino mit prominenten Namen.

Wertung: 2 von 6 €uro
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