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Kinoplakat: Glauben ist alles

Charmante Romanze
mit doppeltem Boden

Titel Glauben ist alles
(Keeping the Faith)
Drehbuch Stuart Blumberg
Regie Edward Norton, USA 2000
Darsteller

Ben Stiller, Edward Norton, Jenna Elfman, Anne Bancroft, Eli Wallach, Ron Rifkin, Milos Forman, Holland Taylor, Lisa Edelstein, Rena Sofer, Ken Leung, Brian George, Catherine Lloyd Burns, Susie Essman, Stuart Blumberg u.a.

Genre Komödie, Drama
Filmlänge 128 Minuten
Deutschlandstart
20. Juli 2000
Inhalt

Ein katholischer Priester kommt in eine Bar: Er erzählt dem Barkeeper, wie er, Brian Finn und sein bester Freund, der Rabbi Jake Schram sich schon seit ihrer Kindheit kennen. Gemeinsam mit Anna Riley waren sie unzertrennlich, bis Anna mit ihrer Familie nach Kalifornien zog.

Die beiden Männer des Glaubens, die auch als erwachsene Männer noch eng befreundet sind, pflegen einen offenen, modernen Umgang in ihren Jobs, was sie sehr beliebt macht. So steht Jake eigentlich nur eines im Wege zu einer Beförderung. Denn, dass er unverheiratet ist, kommt bei seinen Vorgesetzten weniger gut an. Leider führen auch verschiedenste Kuppelversuche seiner Gemeinde nicht zum Erfolg.

Dann kommt Anna zurück nach New York. Sie und Jake landen im Bett, halten aber ihre Affäre geheim, unter anderem da Anna nicht jüdisch ist. Aber auch Brian stellt die Ankunft Annas vor ein Dilemma: Er hat sich in die hübsche, junge Frau verliebt, lebt aber im Zölibat

 

Seit Kindheitstagen beste Freunde, führen der Rabbi Jake Schram und der katholische Priester Brian Kilkenny Finn ein unbeschwertes Single-Leben in der Upper West Side von New York. Bis Anna Reilly, ihre gemeinsame Freundin aus Jugendtagen, wieder im Viertel auftaucht.

Als sich auch noch beide in Anna verlieben, ist das Chaos perfekt …

Was zu sagen wäre

Wenn es in den Religionen mit ihren unterschiedlichen Interpretationen des einen Gott im Zentrum um Liebe geht, dann ist das hier Gottes Film. Es geht um wahre Liebe, um den Glauben daran, um Ehrlichkeit, Vertrauen und Freundschaft. Und dass man mit all dem sehr gut umgehen muss.

Schauspieler Edward Norton (Fight Club – 1999; Larry Flynt – Die nackte Wahrheit – 1996; Everyone Says I Love You – 1996; Zwielicht – 1996) führt zum ersten Mal Regie. Das war abzusehen. Der als anspruchsvoll geltende Schauspieler ist häufig nicht zufrieden mit dem, was die Studios ausspucken. Nun also sein Regiedebüt. Was zunächst wie ein uralter Witz klingt – Treffen sich ein Rabbi und ein Priester … – entpuppt sich als reizende und charmante romantische Komödie, die die Frage nach der Liebe aber nicht an der Romantik hängen lässt, sondern mit tieferen Fragen konfrontiert. Norton erzählt eine Dreiecksgeschichte. Der katholische Priester verliebt sich in Anna, darf das aber nicht wegen des Zölibats und so überlegt er ernsthaft, seinen Beruf, der ihm Berufung ist, mit der er Menschen hilft, hinzuschmeißen. Anna hingegen ist in Jake verliebt, wogegen kein Zölibat spricht, aber die Erwartung der Gemeinde – und vor allem des Gemeindevorstands – dass der künftige Rabbi doch bitte eine jüdische Frau ehelichen möge. Anna ist keine Jüdin. Auch Jake wird vor eine Frage gestellt, deren Antwort sein Leben auf den Kopf stellen würde. Was eigentlich bedeutet Liebe?

Es steht dem Liebespaar hier nicht ein ehemaliger Liebhaber im Weg, nicht ein strenger Vater oder ein Job für den einen am anderen Ende der Welt. Die beiden Männer kämpfen mit ihrer jeweilige Bestimmung, die sie doch längst gefunden zu haben glaubten. Und ein bisschen kämpfen sie auch mit Anna, der Jenna Elfman eine bezaubernde Aura leiht (EDtv – 1999; Jagabongo – 1998). Sie hat als erfolgreiche Geschäftsfrau schon entschieden, dass sie zugunsten Jakes auf den großen Karrieresprung verzichten würde. Die in vergleichbaren Filmen große Hürde ist hier quasi nicht vorhanden. Aber sie sorgt mit ihrem unwiderstehlichen Lächeln und ihrem Sex Appeal dafür, dass wir zwei Stunden angespannt im Kinosessel sitzen bleiben, weil wir nicht wollen, dass einerseits der engagierte, gut aussehende Jake, den Ben Stiller mit unwiderstehlichem Charme ausstattet (Verrückt nach Mary – 1998; "Wenn Lucy springt" – 1996; "Happy Gilmore" – 1996) seine Liebe verliert, noch, dass der freundliche Brian, trotz Zölibat, am Ende alleine bleibt.

Ein Kunstgriff, der in einem wahrlich schönen Finale gipfelt. Um sein Trio hat Norton eine Riege großer Namen gestellt. Regisseur Milos Forman (Der Mondmann – 1999; Larry Flynt – Die nackte Wahrheit – 1996; Amadeus – 1984; Einer flog über das Kuckucksnest – 1975) spielt Brians Priestervater, der seinem Schützling überraschend viel Verständnis entgegenbringt. Der große Eli Wallach (Der Pate III – 1990; Die Tiefe – 1977; Mackenna's Gold – 1969; Das Superhirn – 1969; Zwei glorreiche Halunken – 1966; Wie klaut man eine Million? – 1966; Das war der wilde Westen – 1962; Misfits – 1961; Die glorreichen Sieben – 1960) spielt verschmitzt den jüdischen Gemeindevorsitzenden, den Jake heimlich als Vertreter der „Kosher Nostra“ verulkt. Anne Bancroft, unvergessen als Dustin Hoffmans Lehrerin in Erotikfragen in Die Reifeprüfung (1967), spielt hier Jakes strenge Mutter. Sie alle spielen glaubhaft auf konservative Regeln pochende Menschen, für die Jake ängstlich bemüht ist, andauernd die Erwartungen anderer zu erfüllen und darüber seine eigenen Gefühle vergisst.

Dieser Film ist mehr als eine gehobene RomCom. "Keeping the Faith" ist ein gut gespieltes, romantisches Drama mit wunderbaren Dialogen und gelegentlichen Slapstickeinlagen.

Wertung: 10 von 11 D-Mark
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