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Plakatmotiv: Der Rosenkrieg (1989)

Ein sarkastischer Blick
hinter die bunte Romantik

Titel Der Rosenkrieg
(The War of the Roses)
Drehbuch Warren Adler & Michael Leeson
nach dem gleichnamigen Roman von Warren Adler
Regie Danny DeVito, USA 1989
Darsteller
Michael Douglas, Kathleen Turner, Danny DeVito, Marianne Sägebrecht, Sean Astin, Heather Fairfield, G.D. Spradlin, Peter Donat, Dan Castellaneta, Gloria Cromwell, Harlan Arnold, Mary Fogarty, Rika Hofmann, Patricia Allison, Peter Brocco, Philip Perlman, Susan Isaacs, Trenton Teigen u.a.
Genre Komödie, Romanze
Filmlänge 116 Minuten
Deutschlandstart
22. Februar 1990
Inhalt

Es begann so romantisch: Der brillante Jurist Oliver und die erfolgreiche Turnerin Barbara verlieben sich Hals über Kopf ineinander und heiraten. Doch nach einiger Zeit entfacht zwischen den einst in Liebe vereinten Eheleuten ein hässlicher Kleinkrieg …

Was zu sagen wäre

In der Rahmenhandlung des Films erzählt Anwalt Gavin einem Mandanten, der die Scheidung von seiner Frau will, die Geschichte des Ehepaares Rose. Deren Scheidungsdrama soll dem Mandanten eine Warnung sein, sich das nochmal zu überlegen mit dem Scheidungswunsch. Die Geschichte, die dann folgt – und die der eigentliche Inhalt des Filmes ist – ist es wert, darüber nochmal nachzudenken.

Aber vielleicht sollte man es, wenn man das Drama der Roses nimmt, auch gleich mit dem Heiraten lassen.

Danny DeVito, der lustige Kleine, der als Zwillingsbruder von Arnold Schwarzenegger die Lacher auf seiner Seite hat und in filmen für die Slapsticknummern besetzt wird ("Schmeiß' die Mama aus dem Zug" – 1987; "Tin Men" – 1987; Auf der Jagd nach dem Juwel vom Nil – 1985; Die Jagd nach dem grünen Diamanten – 1984; Zeit der Zärtlichkeit – 1983; Einer flog über das Kuckucksnest – 1975) liefert seine zweite Kinoregie ab und die ist bemerkenswert gut. Es beginnt mit romantischen Pastelltönen und endet in den Schockfarben eines Horrorfilms. Während Anwalt Gavin das Drama erzählt, kehrt die Kamera vom gezeigten Scheidungskrieg immer wieder zurück in die Anwalt-erzählt-Mandant-Situation und immer steckt sich Gavin gerade eine Zigarette an seiner gerade gerauchten an – offenbar ein Kettenraucher. Eingangs hatte er noch erzählt, dass er 13 Jahre lang das Rauchen dran gegeben hatte, aber nach diesem Rose-Fall wieder angefangen hätte. Das Signal für uns Zuschauer: Das, was wir bisher im War of the Roses gesehen haben, war noch gar nichts, es wird noch schlimmer kommen, wenn Gavin so viel raucht. DeVitos Film wimmelt voll solcher kleiner visuellen Einfälle. Der erste ist gleich der, das romantische Paar der 80er Jahre in einer mörderische Auseinandersetzung wieder zusammenzuführen: Michael Douglas und Kathleen Turner (Eine Frau steht ihren Mann – 1988; Peggy Sue hat geheiratet – 1986; Auf der Jagd nach dem Juwel vom Nil – 1985; Die Ehre der Prizzis – 1985; China Blue bei Tag und Nacht – 1984; Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten – 1984; Eine heißkalte Frau – 1981).

Dabei ist es eine ganz normale Ehe, wie es sie zu Hunderttausenden gibt. Gut, nicht jedesmal sind die Verheirateten so reich wie die Roses im Film, aber: Zwei treffen sich, verlieben sich, heiraten, er hängt sich beruflich rein, macht Karriere, damit die Haushaltskasse stimmt und sie macht das Haus schön und zieht die Kinder groß. Beim Ehepaar Rose ist das der Automatismus, über den sich beide nicht beklagen – sie findet vielleicht, dass er zu viel arbeitet und zu viel an die Karriere denkt, und er findet es irgendwie süß, dass seine Frau plötzlich ein eigenes Geschäft aufziehen will; aber tatsächlich behindern darin tun sie sich gegenseitig nicht. Das ist wichtig zu betonen, weil die westliche Gesellschaft dieses Lebensmodell – er Beruf, sie Kinder – außerhalb des Kinos längst in Frage stellt.

Barbara ist halt irgendwann, da ist die Ehe ungefähr 18 Jahre alt, unendlich gelangweilt von diesem Zusammenleben. Dass sie nicht wirklich zusammenpassen als Vorzeigeehepaar wird bei einem Dinner klar, das Barbara und Oliver früh in der Ehe für Olivers Kollegen und Vorgesetzten geben. Barbara sitzt stumm dabei, kann nicht mitreden. Umgekehrt, wenn sie ihm eines ihrer fantastischen 3-Gang-Gerichte serviert, schaufelt er alles gedankenlos in sich hinein und erzählt von seinen Erfolgen im Büro. Vielleicht hätten sie einfach nie heiraten sollen, diese beiden Stars früherer Romantikkomödien. Solche hören mit der Hochzeit auf. Hier zeigt Danny deVito, wie es dann weitergeht: Michael Douglas (Black Rain – 1989; Wall Street – 1987; Eine verhängnisvolle Affäre – 1987; Auf der Jagd nach dem Juwel vom Nil – 1985; Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten – 1984; Ein Richter sieht rot – 1983; Das China-Syndrom – 1979; Coma – 1978) als von sich eingenommener Mann, der sich den ganzen Tag für seine Erfolge feiert, und Kathleen Turner, die ihr Heil im schönen Design findet. 

Und jetzt scheitert eine saubere Scheidung daran, dass beide das Haus haben wollen, das sich in der Folge in eine Kampfzone verwandelt, ein Schlachtfeld mit toten Katzen und zu Pastete verarbeiteten Hunden tatsächlich gab es bei Screenings geharnischte Proteste der Zuschauer, sodass eine extra hinzugefügte Szene zeigte, dass der Haushund nicht im Kochtopf gelandet war. Gegenseitig zerstören die sich ehemals Liebenden das, was der andere am meisten liebt – sie sein flottes Morgan-Cabrio vor der Tür und die wertvollen Staffordshire-Figuren, er ihre Kücheneinrichtung. Mehr ist von der Ehe nicht geblieben. Die beiden bald volljährigen Kinder fliehen freiwillig zurück aufs College, nur weg von Ma und Pa, und sonst haben Oliver und Barbara nichts erreicht, was sich gemeinsam erhalten ließe. Ihren Scheidungskrieg ziehen sie bis zur letzten Konsequenz durch.

Danny DeVitos Film ist ein sarkastischer Blick auf die ausgestellte Familienidylle in unseren heimeligen Vororten. Er wirft einen zweifelnden Blick auf unsere Gesellschaft, die die Frage nicht beantwortet bekommt, wie sie zusammenleben will. Wie geht Familie, wenn beide Karriere machen, sich nicht zentral um die Kinder kümmern wollen? Im vorliegenden Film stirbt zuerst der Dialog, weil beider Alltag nicht mehr kompatibel ist, und dann die Ehe. Außerdem ist der Film ein hämischer Kommentar auf den zunehmenden Materialismus unserer Zeit, in der sich das Lebensglück über die Automodelle vor und dem sündteuren Nippes in den Regalen hinter der Haustür definiert.

Danny DeVito hat 26 Millionen Dollar für seinen Film ausgegeben und dieser Einsatz hat sich gelohnt: Weltweit spielte er rund 160,2 Millionen Dollar wieder ein.

Wertung: 9 von 10 D-Mark
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