Seit Generationen sind die Parrishs erfolgreiche Unternehmer in der Produktion von Schuhen, und auch der junge Alan Parrish soll einmal in die Fußstapfen seines Vaters Sam treten. Doch der Erfolg bringt Neider, und so muss sich Alan gegen missbilligende Schulkameraden zur Wehr setzen. Seinem Vater gemäß soll er sich ihnen wie ein Mann entgegen stellen. So wenig das Alan auch Trost bietet, wenig später schon wird er mehr als genug Gelegenheit bekommen, sich zu beweisen.
Eines Tages, nachdem er wieder einmal vermöbelt wurde, streunt Alan auf dem Fabrikgelände herum und findet in einer Grube für den Erweiterungsbau der Fabrik eine alte Holzkiste, aus der Buschtrommeln zu erklingen scheinen und in der ein Brettspiel liegt. Der Name: Jumanji. Abends beginnt er es in Anwesenheit seines heimlichen Schwarms Sarah zu spielen. Diese wird mit Schrecken Zeuge, wie Alan bereits nach dem ersten Wurf der Würfel in das Spiel hineingesogen wird.
26 Jahre später: Die Vollwaisen Judy und Peter Shepherd beziehen mit ihrer Tante Nora das ehemalige Anwesen der Parrishs. Beim Stöbern in ihrem neuen Heim vernehmen auch die Geschwister wieder seltsame Trommelgeräusche und finden schließlich Jumanji. Auch sie können der Versuchung nicht widerstehen, setzen mit ihren Würfen fort, was Alan und Sarah begonnen haben, und damit die wilden Kräfte frei, die Jumanji in sich trägt. Auch der mittlerweile erwachsene Alan findet so wieder den Weg in seine Welt und ist ein idealer Spielpartner, kennt er doch nach 26 Jahren alle Kniffe von Jumanji.
Und das bedeutet vor allem: Das Spiel muss zu Ende gespielt werden. Zusammen mit der ebenfalls erwachsenen Sarah sind alle Mitspieler komplett. Mit jedem Würfelwurf kommen sie dem Ziel näher, bekommen es aber auf dem Weg mit Löwen, frechen Affen, Zimmer-Monsunen, Treibsand, einem schießfreudigen Großwildjäger und Stampeden zu tun, die die Stadt unsicher machen …
Abenteuer-Action pur. "Jumanji" ist sowas wie die Frühjahrsmesse der Visual-Effects-Branche. Seit Jurassic Park wissen wir, dass wütende Tyrannosaurus Rex über die Leinwand stampfen können, die wir im Kinosessel für real halten. "Jumanji" ist das aus dieser Erkenntnis resultierende Marketingkonzept der Hollywood-Studios: Wir können das, also machen wir das.
Und schon schwirren Moskitos in Footballgröße durch die Stadt, faucht ein Löwe durchs Wohnzimmer, tobt sich ein zielsicherer Großwildjäger in der Kleinstadt aus und donnern Nashörner und Elefanten durch die brave Gemeinde. Die Story? Halbwegs dramatisch, ohne originell zu sein: Vater mit erfolgreicher Selfmade-Biografie versteht die Bedürfnisse seines Jungen, der auf dem Schulweg immer verprügelt wird, nicht. Bei seinen Streifzügen durch den Erweiterungsbau von Papas Schuhfirma findet Sohnemann ein Spiel. „Aus dem Alter für Würfelspiele bin ich seit fünf Jahren raus“, zickt des Jungen Freundin Sarah Whittle, bleibt dann aber doch und Jung-Alan würfelt sich aus seiner Einsamkeit in die Scheiße!
So weit. So bekannt. Hier muss es um die Bilder gehen. Kino ist kein Roman. Kino zeigt verfilmte Romane. Aber mit den Mitteln des Kinos, nicht mit den Mitteln des Autors. Kino ist ein ausgesprochen visuelles Medium, ein audio-visuelles Medium. Auf dieser Ebene ist "Jumanji" ein grandioser Abenteuerfilm. Er erzählt eine Geschichte, die sich über 126 Jahre streckt und wirft dafür alles in die Waagschale, was es derzeit an visuellen Effekten gibt. Und plötzlich fahren wild gewordene Affen ein Polizeiauto. Ja, wir können erkennen, dass die Affen nachher in die gedrehte Filmsequenz montiert wurden; ja, wir können erkennen, das die wilde Stampede der Elefanten und Nashörner durch die Stadt irgendwie getrickst ist. Aber im Kinosessel ist uns das eigentlich egal. Da staunen wir höchstens begeistert, was alles möglich ist mit diesem Medium Film.
Im Kinosessel folgen wir enthusiastisch den verzweifelten Helden, die gar nicht anders können, als die Würfel zu werfen – tun sie das nicht, endet das Spiel nicht und bleibt also das angerichtete Chaos bestehen.
"Jumanji" ist ein toller Abenteuerfilm, der die Grenzen des Möglichen ausreizt. Dass hier die Story die zweite Geige spielt, also ein wenig nach Setzkastendramaturgie erzählt wird, spielt dabei keine Rolle. Die VFX-bearbeiteten Bilder entschädigen durch Opulenz.
<Nachtrag2011>Die 90er Jahre des 20. Jahrhunderts sind das Jahrzehnt, in dem Robin Williams seine größten Erfolge feierte (Neun Monate – 1995; Mrs. Doubtfire – 1993; Toys – 1992; Hook – 1991; König der Fischer – 1991; Schatten der Vergangenheit – 1991; Zeit des Erwachens – 1990; Cadillac Man – 1990; Der Club der toten Dichter – 1989; Good Morning, Vietnam – 1987; Garp und wie er die Welt sah – 1982; "Popeye – Der Seemann mit dem harten Schlag" – 1980). Und wann immer ein Erwachsener gesucht wurde, der auf der Leinwand das Kind in sich feiern/verfluchen/bekämpfen/akzeptieren sollte, wurde bei ihm angeklopft. Der ehemalige Stand-Up Comedian war durch Good Morning, Vietnam (1987) bekannt geworden – als schnellsprechender Radiomoderator mit dem Herz auf dem rechten Fleck.
Um die aufwändigen Spezialeffekte von "Jumanji" zu realisieren, wandte sich Regisseur Joe Johnston (Captain America – 2011; Jurassic Park III – 2001; Rocketeer – 1991; Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft – 1989) an seine ehemaligen Kollegen von Industrial Light & Magic. Zusammen mit den Experten von Amalgamated Dynamics waren sie für die Darstellung der Tiere verantwortlich; sie sind eine Mischung aus Computeranimationen und hydraulisch betriebenen Robotern. Vieles wirkt verblüffend plastisch, andere Tiere, vor allem die dem Menschen sehr ähnlichen Affen, wirken auf der Leinwand so künstlich wie sie sind.
Johnston arbeitete als Illustrator und Graphikdesigner, bevor ihn ein Job als Storyboard-Zeichner bei Krieg der Sterne (1977) endgültig zum Film brachte. 1987 drehte er seinen ersten eigenen Film, Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft gefolgt von Rocketeer (1991) und "Der Pagemaster – Richis fantastische Reise" (1994).</Nachtrag2011>
Jumanji im Kino
- Jumanji (1995)
- Jumanji – Willkommen im Dschungel (2017)
- Jumanji – The next Level (2019)