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Plakatmotiv: After the Sunset (2004)

Schöne Menschen, schöne Strände,
Superstars und ein liebloses Drehbuch

Titel After the Sunset
(After the Sunset)
Drehbuch Paul Zbyszewski & Craig Rosenberg
Regie Brett Ratner, USA 2004
Darsteller

Pierce Brosnan, Salma Hayek, Woody Harrelson, Don Cheadle, Naomie Harris, Chris Penn, Troy Garity, Obba Babatundé, Russell Hornsby, Mykelti Williamson, Rex Linn, Robert Curtis Brown, Mark Moses, Michael Bowen, Tony Ledard, Karl Malone, Shaquille O'Neal, Gary Payton u.a.

Genre Komödie, Krimi
Filmlänge 97 Minuten
Deutschlandstart
6. Januar 2005
Inhalt

Max und Lola Burdette sind kein normales Paar, sie sind zwei Meisterdiebe. Nach einem erfolgreichen letzten Beutezug wollen sie sich auf eine tropische Insel zurückziehen.

Doch ihr Erzfeind, der FBI-Agent Stan Lloyd, glaubt nicht wirklich daran, dass die beiden sich zur Ruhe setzen werden, denn im Hafen des paradisischen Eilands liegt ein Luxusdampfer mit wertvoller Ladung …

Was zu sagen wäre

Schöne Menschen tun in schöner Umgebung erstaunliche Dinge, stehlen zum Beispiel funkelnde Diamanten. Dieser Film ist eine Frechheit, weil er ohne um Erlaubnis zu fragen die niederen Instinkte seiner Zuschauerinnen und Zuschauer anspricht. Plakatmotiv (US): After the Sunset (2004) Gefühlt ein Drittel des Films laufen Pierce Brosnan im weit offenen Hemd und Salma Hayek im sehr knappen Bikini herum – getaucht in goldbraunes Licht karibischer Sonnenuntergänge. Wer fühlt sich da an der Kinokasse nicht angesprochen?

Aber warum eigentlich nicht? Dass Kino auch ein Medium des Tons ist, haben schon frühere Heist-Movies, aber auch zum Beispiel James Cameron eindrucksvoll bewiesen. Kino ist aber nun mal in erster und zweiter Linie ein Medium des Bildes. Kinofilme sind eben keine spitzfindig formulierten Romane, keine ausgefeilten Hörspiele. Kino funktioniert über das Gucken. Nehmen wir als Beispiel einen Regisseur von der ganz anderen Seite des Spektrums, Wim Wenders. Der hat zahllose Filme gedreht, die überhaupt nur über die visuellen Gewerke – Kamera und Bildschnitt – funktionieren; auf der Tonspur ist da häufig nur die Atmo zu hören, während gleichzeitig die Leinwand explodiert.

Okay: Brett Ratner ist nicht Wim Wenders (Roter Drache – 2002; "Rush Hour 2" – 2001; Family Man – 2000; "Rush Hour" – 1998; Money Talks – Geld stinkt nicht – 1997). Auch auf seiner aktuellen Tonspur ist zwar häufig nur Atmo zu hören – im vorliegenden Fall belangloses Gebrabbel und austauschbare Dialoge, um die Handlung zu erklären. Aber die Bilder der Bahamas-Insel Paradise Island sind elegant und sorgen für einen relaxten Abend im Kinosessel. Und die Charaktere? Womöglich muss eine Schauspielerin das im Hollywood-Business einfach einmal machen: Salma Hayek zieht sich in diesem Film immer wieder bis auf die Spitzenunterwäsche oder den Bikini aus und hat für den Rest ihrer jetzt schon mit durchaus anspruchsvollen (und erfolgreichen) Filmen garnierten Karriere Ruhe (Irgendwann in Mexico – 2003; "Frida" – 2002; Traffic – Macht des Kartells – 2000; Wild Wild West – 1999; Dogma – 1999; The Faculty – 1998; From Dusk Till Dawn – 1996; Desperado – 1995), Danke, Bikinirolle hatte ich schon, interessiert mich nicht nochmal! Auch Naomi Harris als Beamtin der lokalen Polizeibehörden überzeugt sicher durch ihre schauspielerische Präsenz – in Kommerzproduktionen wie diesen treten ja keine Nullnummern auf (28 Tage später – 2002). Aber natürlich ist ihre Rolle im Drehbuch jetzt auch kein Shakespeare.

Was die männlichen Hingucker angeht, kann ich über deren Wirkung auf die Zuschauerinnen im Kinosessel letztlich nur mutmaßen, aber dass sie den weiblichen Charakteren in Summe nicht nachstehen, ist offensichtlich. Plakatmotiv (US): After the Sunset (2004) Pierce Brosnan (Der Schneider von Panama – 2001; Die Thomas Crown Affäre – 1999; Dante's Peak – 1997; Mars Attacks! – 1996; Liebe hat zwei Gesichter – 1996; Mrs. Doubtfire – 1993; Mord im Spiegel – 1980) spielt eine Rolle, die an die Coolness seines ersten James Bond in Goldeneye (1995) heranreicht, aber hier zieht er noch dazu sein Hemd aus und schwenkt seinen Whiskey-Tumbler so lässig elegant wie vormals sein Thomas Crown. Woody Harrelson und Don Cheadle hingegen sind eher Typen, die das weibliche Gemüt vermeintlich an der Stelle berühren mögen, wonach Frauen besser denken als gucken können: beide visuell keine Magneten, aber dennoch coole Typen.

Und da beginnt der Unterschied zu Wim Wenders. Inhaltlich trägt die Kinokarte für die 90 Minuten, die der Film dauert, aber nicht darüber hinaus. Wieder an der Luft stelle ich fest: Hat Spaß gemacht! Und was machen wir jetzt?

Spätestens seit Ocean's Eleven (2001) ist es im Kino zeitgemäß, unmögliche Diebstähle als einfach möglich darzustellen, weil – einfach – die Hauptfigur des Films so irre erfindungsreich ist und cleverer als alle Polizeibehörden des Kontinents. Sprich: Wir können uns, wenn wir uns an Salma Hayek im Bikini, oder Pierce Brosnan im offenen Hemd gewöhnt haben, darauf verlassen, dass es weiter keine ernsthaften Hindernisse mehr gibt. Und Hindernisse, wie Don Cheadle als lokaler Bandenboss ("Hotel Ruanda" – 2004; L.A. Crash – 2004; Ocean's Eleven – 2001; "Rush Hour 2" – 2001; Passwort: Swordfish – 2001; Family Man – 2000; Traffic – Macht des Kartells – 2000; Mission to Mars – 2000; Out of Sight – 1998; Bulworth – 1998; Boogie Nights – 1997; Volcano – Heißer als die Hölle – 1997; Teufel in Blau – 1995), der sich den globalen Superstars unter den Trickdieben in den Weg stellt, sind von vornherein nur dramaturgisches Gewölle, dessen Funktion wir im Kinosessel durchschauen, während wir die zweite Hälfte unserer Nacho-Schale in Angriff nehmen.

"After the Sunset" ist kein Film, der über den Tag hinaus Bedeutung hat, der mir eine Losung für den nächsten Tag mitgibt. Aber er ist im Moment richtig unterhaltsam.

Wertung: 5 von 8 €uro
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