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Plakatmotiv: Meine Frau, ihre Schwiegereltern und Ich (2004)

Die Eltern Focker sind sowas wie das
amputierte Bein des Familienhundes

Titel Meine Frau, ihre Schwiegereltern und ich
(Meet the Fockers)
Drehbuch James Herzfeld & John Hamburg & Marc Hyman
Regie Jay Roach, USA 2004
Darsteller

Robert De Niro, Ben Stiller, Blythe Danner, Teri Polo, Dustin Hoffman, Barbra Streisand, Owen Wilson, Spencer Pickren, Bradley Pickren, Alanna Ubach, Ray Santiago, Tim Blake Nelson, Shelley Berman, Kali Rocha, Dorie Barton, Jack Plotnick, Wayne Thomas Yorke, B.J. Hansen u.a.

Genre Komödie
Filmlänge 115 Minuten
Deutschlandstart
17. Februar 2005
Inhalt

Nachdem Gaylord "Greg" Focker von Jack Byrnes in den „familiären Kreis des Vertrauens“ aufgenommen wurde, ist mittlerweile schon viel Zeit vergangen, doch Greg und Pam haben immer noch nicht geheiratet. Das hat einen guten Grund: Greg hat großen Bammel vor dem Moment, in dem die biederen und konservativen Byrnes auf seine Eltern, die Fockers, treffen.

Doch da die Hochzeit jetzt bald stattfinden soll, ist das Zusammentreffen der beiden Familien unausweichlich geworden. Jack packt seine Frau Dina, Greg, Pam und den kleinen Enkelsohn Jack Junior, auf den er ein besonders wachsames Auge hat, in das neu gekaufte Riesen-Luxus-Wohnmobil und ab geht's zu den Fockers nach Florida.

Was Jack noch nicht weiß, ist, dass Gregs Vater Bernie nicht der erfolgreiche Anwalt sondern ein offenherziger Hausmann mit sehr liberalen Weltvorstellungen ist und Gregs Mutter Roz nicht die erfolgreiche Ärztin sondern eigentlich eine Sex-Therapeutin im Hippiestil, die mit ihren Kursen den Senioren der Stadt zu ganz neuen Lustgefühlen in ihren Ehen verhilft.

Welten und Werte prallen aufeinander und platschen in Fettnäpfchen …

Was zu sagen wäre

Nach diesem Film weiß ich, was dem Vorgängerfilm Meine Braut, ihr Vater und ich gefehlt hat: das Gleichgewicht der Kräfte. Vor vier Jahren war Greg dem dämonischen Vater seiner Freundin und dessen Umfeld alleine und beinahe wehrlos ausgeliefert. Wie soll man sich gegen den Vater der Frau behaupten, die man liebt, die man gerne heiraten möchte und in deren Familie man also unbedingt einen guten Eindruck machen will? In der Fortsetzung hat Greg seine Eltern an seiner Seite.

Und jetzt herrscht Waffengleichheit.

Die Ausgangssituation dieses Films ist klassisch Fortsetzung. Was ist schwieriger, als das erste Treffen mit den potenziellen Schwiegereltern: Das Treffen beider künftigen Schwiegereltern! Glaubt man, den potenziellen Schwiegereltern noch irgendwie cool und selbstbewusst gegenübertreten zu können, die Dinge selbst in der Hand zu haben, hat man, wenn sich die eigenen Eltern mit den anderen Eltern treffen, gar nichts mehr in der Hand und es werden zuverlässig alle Peinlichkeiten ausgegraben, die man für immer verschüttet glaubte.

Vor vier Jahren hatte Robert De Niro die Bühne des allgewaltigen Schurken mit Herz für sich. Jetzt bekommt er es mit Dustin Hoffman zu tun (Das Urteil – 2003; Moonlight Mile – 2002; Sphere – Die Macht aus dem All – 1998; Wag the Dog – 1997; Mad City – 1997; American Buffalo – 1996; Sleepers – 1996; Outbreak – Lautlose Killer – 1995; Ein ganz normaler Held – 1992; Hook – 1991; Dick Tracy – 1990; Family Business – 1989; Rain Man – 1988; Tootsie – 1982; Kramer gegen Kramer – 1979; Der Marathon-Mann – 1976; Die Unbestechlichen – 1976; Papillon – 1973; Wer Gewalt sät – 1971; Little Big Man – 1970; "Asphalt Cowboy" – 1969; Die Reifeprüfung – 1967). Hoffman tobt sich ordentlich aus als erfolgreicher Anwalt, dem die Hausarbeit mit kleinem Kind mehr lag, Plakatmotiv (US): Meet the Fockers (2004)als der Gerichtssaal, der sich im Garten bei einem Cocktail mit Capoeira fit hält und mit einer Sexualtherapeutin verheiratet ist, die ebenso freigeistig wie er von Barbra Streisand gegeben wird (Liebe hat zwei Gesichter – 1996; Herr der Gezeiten – 1991; "Nuts … Durchgedreht" – 1987; "Yentl" – 1983; Was, du willst nicht? – 1979; A Star Is Born – 1976; So, wie wir waren – Cherie Bitter – 1973; Is' was, Doc? – 1972).

Und plötzlich fügt sich alles. Weil wir im Kinosessel immer an der Seite des bedauernswerten Greg stehen, fanden wir es im ersten Film irgendwie normal, diesem Ekelpaket von Schwiegervater nicht im Weg stehen zu wollen – hätte man auch einfach, Dein Vater oder ich, gehen können? Sicher nicht! Mit so libertären Eltern wie Rozalin und Bernie an der Seite streichen wir das "irgendwie normal" und denken nochmal neu nach: Ach richtig, Jack Byrnes ist ja gar nicht das Maß der Gesellschaft. Robert De Niro geht in seiner Rolle ganz auf (The Score – 2001; 15 Minuten Ruhm – 2001; Meine Braut, ihr Vater und ich – 2000; Men of Honor – 2000; Makellos – 1999; Reine Nervensache – 1999; Ronin – 1998; Große Erwartungen – 1998; Wag the Dog – 1997; Jackie Brown – 1997; Cop Land – 1997; Sleepers – 1996; The Fan – 1996; Heat – 1995; Casino – 1995; Mary Shelley's Frankenstein – 1994; Kap der Angst – 1991; Backdraft – Männer, die durchs Feuer gehen – 1991; Schuldig bei Verdacht – 1991; Zeit des Erwachens – 1990; GoodFellas – Drei Jahrzehnte in der Mafia – 1990; Midnight Run – 5 Tage bis Mitternacht – 1988; Die Unbestechlichen – 1987; Angel Heart – 1987; Mission – 1986; Brazil – 1985; Der Liebe verfallen – 1984; Es war einmal in Amerika – 1984; "King of Comedy" – 1982; "Wie ein wilder Stier" – 1980; Die durch die Hölle gehen – 1978; New York, New York – 1977; Der letzte Tycoon – 1976; 1900 – 1976; Taxi Driver – 1976; Der Pate II – 1974; Hexenkessel – 1973). Statt Lügendetektor setzt sein CIA-Rentner Jack jetzt ein Wahrheitsserum ein, um nachzuweisen, dass Greg als Teenager mit der Haushälterin seiner Eltern ein Kind gezeugt hat. De Niro zuzuschauen ist interessant, weil wir erleben, wie ein Schauspieler, der sein Metier beherrscht, selbst aus einem Abziehbild wie diesem Schwiegervater Jack noch Funken schlägt.

Darin liegt der Reiz dieser Fortsetzung, bei der wir die Grundlage mit Ekel Jack und charming hilflosem Greg ja schon aus dem Original kennen. Wir erleben die Freuden der Familie abseits der kalten Konstellation zynischer Drehbuchautoren, denen zur Familie entweder supersüßer Kitsch einfällt wie gerade in Im Dutzend billiger (2003) oder dysfunktionale Mördergruben. In "Meet the Fockers" schämen wir uns fremd, weil die Eltern Focker voller Stolz die peinlichsten Kindheitsgeschichten ihres Greg zum Besten geben und dabei auf dem Höhepunkt dessen Vorhaut in der Fondue-Brühe versenken. Ja: dessen Vorhaut – ein gewisses Kontingent an Pupswitzen braucht auch dieser Film, der natürlich auch weitere Focker/Fucker-Witze vorhält.

Vorausgesetzt, man lehnt Familienkomödien nicht von vornherein ab, dann ergibt diese Familienparty mit dem Ereignis des Auftritts der gut gelaunten Großschauspieler Robert De Niro und Dustin Hoffman, mit dem wieder ungemein charmanten, wunderbar zugewandten Ben Stiller ("Anchorman – Die Legende von Ron Burgundy" – 2004; Starsky & Hutch – 2004; … und dann kam Polly – 2004; "Die Royal Tenenbaums" – 2001; Zoolander – 2001; Meine Braut, ihr Vater und ich – 2000; Glauben ist alles! – 2000; Verrückt nach Mary – 1998; Cable Guy – Die Nervensäge – 1996; Reality Bites – Voll das Leben – 1994; Das Reich der Sonne – 1987) und der lockeren Diva Barbra Streisand einen schönen Sonntagnachmittag im Kino.

Wertung: 4 von 6 €uro
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