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Plakatmotiv: Meine Frau, unsere Kinder und ich (2010)

Eine Familien-Sitcom.
Mehr aber auch nicht.

Titel Meine Frau, unsere Kinder und ich
(Little Fockers)
Drehbuch John Hamburg & Larry Stuckey
mit Charakteren von Greg Glienna
Regie Paul Weitz, USA 2010
Darsteller

Robert De Niro, Ben Stiller, Owen Wilson, Blythe Danner, Jessica Alba, Teri Polo, Laura Dern, Dustin Hoffman, Barbra Streisand, Kevin Hart, Daisy Tahan, Colin Baiocchi, Tom McCarthy, Harvey Keitel, Yul Vazquez, Jack Axelrod, Clent Bowers, Olga Fonda u.a.

Genre Komödie
Filmlänge 98 Minuten
Deutschlandstart
23. Dezember 2010
Inhalt

Greg ist seit fünf Jahren mit Pamela verheiratet und hat Zwillinge mit ihr. Er ist zum Pflegeleiter in der Chirurgie aufgestiegen und der Umzug ins frisch renovierte Eigenheim steht kurz bevor.

Sogar Schwiegervater Jack scheint altersmilde zu werden und kündigt an, dass er sich Greg als neues Familienoberhaupt vorstellen könnte. Plakatmotiv: Meine Frau, unsere Kinder und ich (2010) Bis die attraktive Pharmavertreterin Andi auftaucht, die Greg für ihre Potenzmittel-Kampagne gewinnen will – und Jacks altes Misstrauen weckt …

Was zu sagen wäre

Willkommen in der Beliebigkeit: Wenn vom Markenkern des Franchise nichts mehr übrig ist, weder der Schwiegervater CIA-mäßig böse, noch die eigenen Hippie-Eltern in ihrer Ausgeflipptheit eine Rolle spielen, dann ist man im dritten Teil einer Serie. Es geht um nichts Großes mehr, aber mal sehen, was dieser Film unter der Regie von Paul Weitz vielleicht an netten Kleinigkeiten noch zu bieten hat ("American Dreamz" – 2006; About a Boy oder: Der Tag der toten Ente – 2002; American Pie – Wie ein heißer Apfelkuchen – 1999).

Weil das Filmstudio aus der abgearbeiteten Konstellation noch einmal Geld fördern will, gibt es diesen dritten Teil. Der wirkt, wie die überlange Folge einer TV-Sitcom über eine verhaltensauffällige Familie. Die Monstrosität des bizarren CIA-Schwiegervaters ist ausdiskutiert. Die Gegensätze zwischen Hippie-Eltern und stockkonservativen Schwiegereltern ist ausdiskutiert. Der Existenzialismus, der den ersten beiden Filmen innewohnte, weil der gute Greg immer verzweifelt versuchte, seinen strengen Schwiegerpapa zu überzeugen, fällt weg. In diesem dritten Teil begegnen sich Ben Stiller und Robert De Niro in ihren Rollen auf Augenhöhe. Also: eigentlich. Aber hier zieht der Film die wenigen Tropfen des Nektar, die noch in der Serie stecken.

Robert De Niro kann spielen, was er will (Machete – 2010; Kurzer Prozess – Righteous Kill – 2008; Inside Hollywood – 2008) und egal wie überzeugend er das tut – und er ist auch hier wieder ein überzeugender Schwiegergrantler – , er bleibt immer Vito Corleone, immer ein Good Fella und auch immer der Taxi Driver – eine Res-pekts-per-son. Und dem soll nun der freundliche Ben Stiller auf Augenhöhe begegnen? Wunderbar, wie souverän Stiller ihm dann über die Wange streicht. Wie er De Niro einen Bruderkuss aufdrückt, während im Score leicht verfremdet das Godfather-Theme anklingt. Das sind Szenen, die Kinofans großen Spaß machen; aber natürlich gar nichts mit der Personenkonstellation in der erzählten Geschichte zu tun haben.

Auf der Erzählebene drängt sich die Pharma-Vertreterin Andi Garcia in Gregs Mittelpunkt und die wird sehr ideenlos von Jessica Alba dargestellt, die meistens besetzt wird, wenn das Drehbuch eine betörend schöne Frau braucht, bei der Männer im Kinosessel den Seitensprung eines Leinwand-Mannes verstehen würden (Machete – 2010; Valentinstag – 2010; Fantastic Four: Rise of the Silver Surfer – 2007; Into the Blue – 2005; Fantastic Four – 2005; Sin City – 2005). Aber Greg ist natürlich weit entfernt davon, an einen Seitensprung auch nur denken zu wollen. Weiterhin ist die Liebe zwischen ihm und Pam ab-so-lut unkaputtbar, das gehört zur DNA dieses Franchise – „Dad, da lief nichts zwischen uns.“ „Ja, das weiß ich, wir sind Focker, so ticken wir nicht!“. Aber aus irgendeinem Grund verfällt Schwiegervater Jack, der Greg eben noch zum neuen Familienoberhaupt ernennen wollte, in die alten Muster, misstraut plötzlich seinem Schwiegersohn wieder, unterstellt ihm eine Affäre mit eben jener Pharma-Vertreterin und aktiviert alte CIA-Kanäle, um an Informationen zu kommen.

Die Waffengleichheit zwischen Greg und Jack, die da kurz wieder ins Wanken geraten soll, stellt der Film dadurch wieder her, dass zum einen der recherchierende Jack vom CIA-Beamten am Telefon darauf aufmerksam gemacht wird, dass nicht nur dessen Geheimdienstkennung ungefähr aus der Steinzeit der Geheimdienstarbeit stammt, sondern auch, dass der ehemals potenziell große CIA-Mann seine Fragen doch mit einer einfachen Google-Recherche klären könne. Plakatmotiv (US): Meet the Parents – Little Fockers (2010) Zum anderen, indem Greg Jack in einer dieser Szenen, mit denen das US-amerikanische Kino heutzutage DIE GANZ GROSSE PEINLICHKEIT bebildert, eine Adrenalin-Spritze in dessen Dauererektion schießt, nachdem Jack bei seiner Tiefenrecherche ein wenig zu tief in Gregs Pillensammlung gekramt hat – wir erinnern uns, dass Greg solche Pillensammlungen hat, weil er Krankenpfleger ist – und just diese Kreislauf-(Erektions)-Pillen besser nicht eingenommen hätte.

Auf dem erwähnten Niveau der TV-Familien-Sitcom kabbeln sich Greg und Jack dann über die korrekte Erziehung von Gregs und Pams Kindern. Das sind Zwillinge, aber schon optisch sehr unterschiedliche. Ein Mädchen und ein Junge, sie einen Kopf größer als er und auch im Kopf ganz anders drauf als ihr Bruder. Natürlich sieht Schwiegervater Jack nun in der vermeintlich intelligenteren Tochter sein Erbgut und im vermeintlich dooferen Sohn das Erbgut aus Gregs familiärer Linie. Aber auf diesem Konfliktniveau lässt sich natürlich kein unterhaltsamer Kinofilm mehr erzählen. Zwischendrin haben auch Gregs Hippie-Eltern wieder ihren Auftritt – Mutter Rozalin moderiert jetzt eine Sexberatungs-Show im Fernsehen, Vater Bernie sucht Tanzbefriedigung in Portugal – und Jacks Frau ist nach ersten Erfahrungen in Teil zwei des Franchise nun ganz heiß auf weitere Erkenntnisse der Sextherapeutin Rozalin. Dustin Hoffman, der Gregs Vater Bernie spielt, musste angeblich mit Engelszungen überredet werden, noch einmal in seine Rolle von 2004 zu schlüpfen, denn er fand das Drehbuch schlecht. Es ist aus Deutschland jetzt schlecht zu klären, was Hoffman da genau meinte. Aber es liegt nahe, dass auch er ein ganz ordentliches TV-Sitcom-Script erkannt hat. Aber kein Drehbuch für einen Kinofilm.

Sechs Jahre sind vergangen seit Meine Frau, ihre Schwiegereltern und ich, dem Vorgängerfilm. Und vielleicht hatten die Protagonisten einfach noch einmal Lust, miteinander zu spielen. Und so schauen wir im Kinosessel gerne einigen wunderbaren Schauspielern bei ihrer Arbeit zu. Aber wir sehen keine relevante Geschichte mehr.

Wertung: 2 von 7 €uro
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