„He knows the score! He gets the women – and he kills the bad guys!“ Machete, der grimmige Klingenschwinger aus Robert Rodriguez’ Grindhouse-Fake-Trailer, ist ein Cop und Drogenfahnder in Mexiko und auf den Spuren des Drogenbosses Torrez. Dieser lässt sich das nicht gefallen und killt kurzerhand Machetes Familie. Machete flüchtet erst einmal nach Texas und schmiedet Rachepläne.
Auf der Straße bietet er sich mit anderen (illegalen) Einwanderern für billige Arbeit an und bekommt von einem Mann den Auftrag den Senator John McLaughlin zu erschießen – einen konservativer Politiker, der am liebsten alle Mexikaner erschießen und an der Grenze einen hohen Zaun errichten möchte.
Der Senator überlebt den Anschlag – und wie sich herausstellt, wurde Machete von McLaughlins Mitarbeitern nur als Sündenbock gebraucht, um noch zu bekräftigen, dass alle Mexikaner und Einwanderer schlecht sind.
Machete wird gejagt und muss nun, unter anderem mit der Mithilfe von Untergrundkämpferin Luz zum einen seine Unschuld beweisen und zum anderen Rache an Torrez nehmen …
Dieser Film ist hervorgegangen aus einem Fake-Trailer, den Robert Rodriguez und Quentin Tarantino für ihren gemeinsamen Film Grindhouse (mit den Einzelfilmen Planet Terror & Death Proof erfunden haben. Jetzt muss dieser erfundene Trailer um des Trailers willen mit Leben, sprich mit Film gefüllt werden. Eigentlich gibt es Filme, für die dann Werbetrailer produziert werden. Hier gab es für ein imitiertes Bahnhofskino-Double-Feature es einen Trailer über einen Film mit blutiger Rachsestory. Jetzt also hat Robert Rodriguez, einer der beiden Initiatoren des damaligen Grindhouse den Trailer auf Spielfilmlänge gestreckt. Ohne wesentlich Neues zu erzählen. Das Ergebnis ist erwartungsgemäß ein kinematographischer Wahnsinn. Bunt. Laut. Blutig. Schnell.
Ort der Handlung ist das US-mexikanische Grenzgebiet, in dem sich Flüchtende, Drogenschmuggler, Bürgerwehren, Politiker mit Machtambitionen, FBI-Agenten und Ex-FBI-Agenten mit Rachelust tummeln. sie alle verquirlt das Drehbuch zu einer fröhlichen Rauferei, in der abwechselnd Köpfe und andere Körperteile rollen, verpackt in ein populistisch-politisches Drama: Ohne die illegal über die mexikanische Grenze kommenden Einwanderer würden in den Vereinigten Staaten eine Menge Dienstleistungen unterbracht bleiben – Reinigungskräfte, Fast-Food-Verläufer, Abfallentsorgung, Kinderbetreuung – alles in überwiegend mexikanischer Hand, die USA sind auf die illegalen Einwanderer, vulgo: billigen Arbeitskräfte angewiesen. Und die Lateinamerikaner südlich der Grenze sind auf Gods own Country als Arbeitsmarkt angewiesen. „Wisst Ihr, ich habe nachgedacht“, sagt sogar ein Scherge. „Wir lassen diese Typen in unsere Häuser, lassen sie auf unsere Kinder aufpassen, unsere Autos einparken. Aber wir wollen sie nicht in unser Land lassen. Das ergibt doch null Sinn.“
Michelle Rodriguez und Jessica Alba, Danny Trejo und Don Johnson, schöne Frauen und harte Kerle; tiefe Ausschnitte und schnelle Kugeln; ein Priester, der, mit zwei Pumpguns bewaffnet, erläutert: „Gott hat Erbarmen“ KLICKRUNK „Ich nicht!“. Dazu passt, dass der finale Shoutout in Zeitlupe und zum elegischen "Ave Maria" inszeniert wird. Jungs mögen sowas. Jungs sind die Kernzielgruppe des Films. Jungs haben das Drehbuch geschrieben und Regie geführt. Also gibt es junge Frauen, die sich für faltige alte Männer begeistern – Jessica Alba wacht nach durchzechter Nacht neben Danny Trejo auf und stellt fest, dass der die Gelegenheit nicht ausgenutzt, sie nicht angefasst hat und schon kuschelt sie sich fürsorglicher Liebe an den Schlafenden.
Drumherum erzählt Rodriguez eine Rachestory, die vor allem auf den visuellen Effekt aus ist. Sie verliert gerade so nicht ihren Faden, um den es aber auch gar nicht geht. Es soll Spaß machen. Und das funktioniert trotz all des Blutes, trotz der harten Gewalt. Es ist ein Rodriguez-Movie und da wissen wir, was uns erwartet (Planet Terror – 2007; Sin City – 2005; Irgendwann in Mexico – 2003; The Faculty – 1998; Desperado – 1995; El Mariachi – 1992). "Machete" ist einer dieser Filme, in dem der Held einen bösen Buben aufschlitzt, sich dessen Gedärm schnappt und sich daran festhaltend wie Tarzan an einer Liane aus dem Fenster springt, um einen Stock tiefer durch ein weiteres Fenster wieder ins Haus zu schwingen, um den Rest der bösen Buben zu töten. Und Robert De Niro, Grandseigneur des guten alten New Hollywood und Liebling des Feuilletons (Kurzer Prozess – Righteous Kill – 2008; Inside Hollywood – 2008; The Score – 2001; 15 Minuten Ruhm – 2001; Meine Braut, ihr Vater und ich – 2000; Men of Honor – 2000; Makellos – 1999; Reine Nervensache – 1999; Ronin – 1998; Große Erwartungen – 1998; Wag the Dog – 1997; Jackie Brown – 1997; Cop Land – 1997; Sleepers – 1996; The Fan – 1996; Heat – 1995; Casino – 1995; Mary Shelley's Frankenstein – 1994; Kap der Angst – 1991; Backdraft – Männer, die durchs Feuer gehen – 1991; Schuldig bei Verdacht – 1991; Zeit des Erwachens – 1990; GoodFellas – Drei Jahrzehnte in der Mafia – 1990; Midnight Run – 5 Tage bis Mitternacht – 1988; Die Unbestechlichen – 1987; Angel Heart – 1987; Mission – 1986; Brazil – 1985; Der Liebe verfallen – 1984; Es war einmal in Amerika – 1984; "Wie ein wilder Stier" – 1980; Die durch die Hölle gehen – 1978; New York, New York – 1977; Der letzte Tycoon – 1976; 1900 – 1976; Taxi Driver – 1976; Der Pate II – 1974; Hexenkessel – 1973), erschießt in seiner ersten Szene, um gar keine Fragen über seine Rolle aufkommen zu lassen, erstmal ein schwangeres Flüchtlingspaar. Storytelling in Hauptsätzen und Figurenzeichnung in grellen Grundfarben sind das Getriebe des Films.
Natürlich gibt es eine Fortsetzung: Machete Kills (2013)