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Plakatmotiv: Planet Terror (2007)

Wenn schon die Zombie-Apokalypse,
dann aber mit ordentlich Schmackes

Titel Planet Terror
(Planet Terror)
Drehbuch Robert Rodriguez + Álvaro Rodríguez
Regie Robert Rodriguez & Ethan Maniquis, USA, Mexiko 2007
Darsteller
Rose McGowan, Freddy Rodríguez, Josh Brolin, Marley Shelton, Jeff Fahey, Michael Biehn, Rebel Rodriguez, Bruce Willis, Naveen Andrews, Julio Oscar Mechoso, Fergie Fergie, Nicky Katt, Hung Nguyen, Cecilia Conti, Tommy Nix u.a.
Genre Action, Horror
Filmlänge 105 Minuten
Deutschlandstart
2. Oktober 2007
Inhalt

Cherry arbeitet als Go-Go Tänzerin in einem Nachtclub, sie ist von ihrem Job jedoch zunehmend angewidert. Eines Abends schmeißt sie alles hin und kündigt. Fortan will sie ihr Glück als Standup-Comedian versuchen. Sie trifft im Bone Shack auf einen alten Bekannten, den alle nur El Wray nennen.

Auf dem Weg ins Ungewisse begegnen ihr auf einer einsamen Landstraße zahlreiche Militärfahrzeuge. Diese sind auf dem Weg zu einer Basis, wo die Soldaten einen Handel um ein gefährliches Giftgas planen. Angeführt von Leutnant Muldoon, möchte die Truppe noch mehr von dem Gas erwerben, um selbst am Leben zu bleiben. Einst in Afghanistan mit dem Gas verseucht und zu Zombies mutiert, brauchen sie fortwährend Nachschub, um fit zu bleiben. Doch die Verhandlungen scheitern und alle Bewohner im Umkreis werden durch das freigesetzte Gas in Zombies verwandelt.

Allerdings gibt es eine Gruppe bunt zusammengewürfelter Menschen, die gegen das Gift immun zu sein scheint. Unter ihnen befinden sich neben Cherry der undurchsichtige Gunslinger El Wray, die Krankenschwester Dakota Block sowie eine Handvoll weiterer Exoten. Gemeinsam versuchen sie sich gegen die anwachsende Zombiehorde zu wehren …

Was zu sagen wäre

Robert Rodriguez feiert das B-Picture. Giftgas entwicht, Zombies entstehen und überrenen eine kleine, abgelegene Stadt, die Überlebenden rotten sich zusammen und wehren sich und es wird ordentlich matschig. Wir können nicht alles erkennen, weil der Film schon ziemlich ramponiert ist, er hat Laufschrammen, halbe Szenen fehlen, weil die Kopie schon so oft gerissen und nur notdürftig geklebt worden sind. Plakatmotiv (US): Planet Terror (2007) An der heißesten Stelle, die mit der obligatorischen Sexszene in solchen B-Pictures, brennt der Film durch und reißt (da steht dann tatsächlich "Missing Reel – Sorry for the Inconvenience. – Theatre Management"). Als der Zombiefilm schließlich weiter geht, fehlen ein paar Minuten und nun passt einiges nicht mehr zu den vorher gesehenen Szenen, aber das lenkt nur kurz ab – die Storys in solchen B-Filmen ist ohnehin überschaubar.

Alles Absicht. Jede Schramme ist liebevoll designed. Robert Rodriguez Film ist eigentlich kein Einzelstück. Er gehört zum Gemeinschaftsprojekt Grindhouse, das er mit seinem Kumpel Quentin Tarantino, der hier einen Gastauftritt als brutaler Offizier mit schmelzenden Testikeln hat, auf die Beine gestellt hat. Beider Film ist ursprünglich drei Stunden, elf Minuten lang und imitiert eine Vorstellung in einem Kino aus den 1960er Jahren, die man "Grindhouse" nannte. Diese Kinos spielten nur Billigfilme, neudeutsch: Trash, das aber im Doppelpack – Double Feature, zwei Filme zum Preis von einem. In den 191 Minuten Film sehen wir Kinotrailer erfundener Kinofilme (von prominenten Gastregisseuren wie Rob Zombie oder Eli Roth), dann Rodriguez' "Planet Terror", dann wieder Trailer erfundene Filme wie "Werewolf Women of the SS" oder "Thanksgiving", eine andere Art von Freitag, der 13., oder "Don't". Und dann sehen wir Quentin Tarantinos Death Proof. Alles zusammen sollte eine liebevolle Hommage an das Kino jener Zeit sein. Kein aussage. Nichts Innovatives. Einfach Hach, damals.

Die US-Zuschauer verstanden das nicht und gingen, als der erste Film, "Planet Terror" zu Ende war und die Leinwand kurz – mit Laufschrammen – schwarz wurde. Also entschied das Studio, den einen mehr als drei Stunden langen Film in Europa als zwei Einzelstücke in die Kinos zu bringen und diese um jeweils rund 20 Minuten zu verlängern, damit sie auf eine ordentliche Länge kommen. Also wunderten sich viele Kinogänger im Juli über einen zähflüssigen, mit redundanten Dialogen überfrachteten Film von Quentin Tarantino und jetzt über einen Zombiefilm, der dem Genre gar nichts Neues zugibt, Kinonerds aber in Nostalgie schwelgen lässt.

Rodriguez hat für diese längere Fassung einige Szenen wieder eingefügt, die der Charakterisierung der Figuren hilft, seinen Film aber nicht besser oder schlechter macht, als die auf Effizienz zurechtgestutzte Version, die wir in Grindhouse sehen können. Robert Rodriguez liebt den Splatter (Sin City – 2005; Irgendwann in Mexico – 2003; The Faculty – 1998; Desperado – 1995; El Mariachi – 1992). Wenn er gerade kein Fantasy-Abenteuer für seine Kinder dreht, greift er zur ironisch gebrochenen Schlachtplatte. In "Planet Terror" spielt er mit Blut, Innereien und – vor allem für Männer sehr wichtige – Gliedmaßen. Plakatmotiv (US): Planet Terror (2007) Manchmal werden sie abgeschnitten und in Lauge konserviert, manchmal platzen sie auf, manchmal fallen sie ab. und manchmal landen sie auf dem Grill.

Rodriguez hat ein sympathisches Kleinstadt-Volk zusammengestellt. Vorne dran ein geheimnisvoller junger Mann namens El Wray, über den wir sukzessive Nebensächlichkeiten erfahren, nur nie, wer er ist, woher er all die Narben hat und was seinen legendären Ruf begründet. Aber er liebt seine Cherry. Das reicht in solchen Filmen, in denen Männer mit unklarer Vergangenheit eine eigene Maßeinheit sind („Snake Plissken ..? Ich hab' schon von dir gehört. Aber ich hörte, Du seist tot!“). Und dann ist da J.T., Chef des örtlichen Diners, einer heruntergekommenen Kaschemme, die 25-jähriges Jubiläum feiert, was man an den beiden Luftballons erkennt, die an der Jukebox hängen. Wenn nur jemand da wäre, der die Ballons sehen würde. J.T. sieht sich nicht als Boss-Chef, sondern als Küchen-Chef. In seiner schwitzigen, schmuddeligen Kaschemme träumt er davon, demnächst den Wettkampf um das Barbecue von Texas zu gewinnen. Nichts an J.T. und seinem Laden wirkt, als sei es jemals in der Wäsche gewesen oder mit einem Putzfeudel in Berührung gekommen, aber er träumt vom besten Barbecue in Texas; so malt Rodriguez mit wenigen Strichen sympathische Figuren mit Charakter – und in B-Filmen der 60er Jahre war der grobe Strich mehr als genug.

"Planet Terror" ist ein großer Spaß für Liebhaber der Sonntagvormittag-Matinee im Vorstadtkino (bei mir war's das Weißhauskino in der Luxemburgerstraße in Köln). Ein bisschen eklig, ein bisschen albern und – da er sich nicht um eine logisch aufgebaut Story kümmern muss, weil ja mittendrin (s.o.) eine Filmrolle fehlt – sehr klug aufgebaut. Statt Kunstkino für den Kopf ein Partyfilm für den Bauch.

Wertung: 4 von 7 €uro
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