Will Freeman ist 38, Single und reich. Seit sein Vater einmal einen Weihnachtshit geschrieben hat, bekommt Will nach dessen Tod jedes Jahr Tantiemen und kann sich deshalb ein schönes Leben leisten, ohne wirklich arbeiten zu müssen. Genauso oberflächig sind auch Wills Beziehungen zu Frauen, die er nur für Sex braucht.
Dafür denkt er sich immer neue Strategien aus, um Frauen kennenzulernen und überschreitet gerne einmal die Grenzen. So besucht er zum Beispiel eine Hilfegruppe für alleinerziehende Eltern. Dort lernt er die chaotische und neurotische Fiona Brewer und ihren 12-jährigen Sohn Marcus kennen. Marcus wird von seinen Mitschülern als klarer Loser betrachtet und sieht in Will seinen einzigen Freund.
Auch Will gewinnt Marcus mit der Zeit lieb und will ihm helfen, cool und selbstbewusst zu werden. Dabei macht er auch selbst eine Veränderung durch und ist bereit für eine ernsthafte Beziehung, vielleicht mit der alleinerziehenden Mutter Rachel …
Na klar geht es um den Jungen in dem Filmtitel "About a Boy", den Jungen, den man auch auf dem Filmplakat sieht. Hinter dem Jungen steht aber Hugh Grant und den haben wir eigentlich eher selten als Ernstzunehmen Erwachsenen in Erinnerung. Meistens stolpert er ja eher charmant unkoordiniert durch Filme wie Vier Hochzeiten und ein Todesfall oder Notting Hill. Und tatsächlich schält sich im Laufe des Films die Erkenntnis heraus, dass mit dem Boy in "About a Boy" tatsächlich beide, der Junge und der Mann, gemeint sind.
Hugh Grant spielt eine ausgearbeitete Hugh Grant-Figur, also quasi die Quintessenz der Figuren, die er so oft gespielt hat (Ein Chef zum Verlieben – 2002; Bridget Jones – Schokolade zum Frühstück – 2001; Schmalspurganoven – 2000; "Mickey Blue Eyes" – 1999; Notting Hill – 1999; "Extrem… mit allen Mitteln" – 1996; Sinn und Sinnlichkeit – 1995; Neun Monate – 1995; Der Engländer der auf einen Hügel stieg und von einem Berg herunterkam – 1995; Vier Hochzeiten und ein Todesfall – 1994; Was vom Tage übrig blieb – 1993; Bitter Moon – 1992; "Maurice" – 1987). Aber hier spielt er sie, um sich von ihr zu emanzipieren. Er ist eine Nick Hornby-Figur. Hornby hat die Buchvorlage geschrieben und die war nicht sein erstes Buch über erwachsene Männer, die pubertäre Kindsköpfe geblieben sind – sein Held in dem Roman High Fidelity könnte der abgebrannte Cousin von Will Freeman sein, dem gut situierten Helden des vorliegenden Films.
Will geht sehr selbstbewusst durch sein Leben. Er arbeitet nicht, guckt Fernsehen, kauft CDs, geht Essen, baggert Frauen an und ist überzeugt, dass vielleicht nicht jeder eine Insel sei. Er aber ganz bestimmt. „Ich bin eine Insel. ich bin Ibiza.“ Das unterscheidet ihn von seinen Granitischen Vorgängerfiguren. Die hätten immer liebend gerne ein Frau gefunden, waren aber zu tollpatschig. Will will nur Sex. Aber bitte nicht die Probleme, die eine damit verbundene Ehe mit sich bringt. Und dann taucht dieser Junge auf, der verzweifelt einen Vaterersatz sucht, weil er Angst hat, dass seine Mutter noch einmal – und dann erfolgreich – versuchen könnte, sich umzubringen und dann wäre er allein. und das – neben der Tatsache, dass er an der Schule gemobbt wird – wäre furchtbar. Und weil er Will bei einer peinlichen Lüge erwischt hat, hat er ihn gewissermaßen in der Hand. Und so nimmt die Beziehung ihren Lauf.
Marcus fängt bald an, die Tipps, die er bei Will aufschnappt, umzusetzen und geht bald selbstsicherer über den Pausenhof. Er findet in Ellie, dem coolsten Mädchen an der Schule, sogar sowas wie eine Freundin. Will seinerseits erzählt auf einer Silvesterparty von einem 12-jährigen Jungen. Und sein gegenüber, die allein erziehende Rachel glaubt, er rede von seinem Sohn. Das hat Will zwar nicht gesagt, aber auch nicht bestritten. Und dann hat er sich ernsthaft verliebt. Zum ersten Mal in seinem Leben. Das braucht ein bisschen, bis er das versteht. Aber dass er an sie denkt und dass er sie vermisst, wenn sie nicht da ist. macht ihm zu schaffen.
"About a Boy" ist ein charmanter Coming of Age-Film mit einem grandiosen Ensemble. Toni Collette als späthippieeske Mutter von Marcus ist anrührend in ihrer ganzen Hilflosigkeit, in der sie ihren Sohn nicht versteht und immer glaubt, er wolle sie nicht verstehen. Der tatsächlich erst 12-jährige Nicholas Hoult als Marcus, der glaubt, er sei für das Glück seiner Mutter verantwortlich, gibt, nachdem er sich schon durch zahlreiche TV-Filme gespielt hat, ein formidables Leinwanddebüt. Rachel Weisz, die Regisseure gerne in Abenteuerfilmen besetzen (Die Mumie kehrt zurück – 2001; Duell – Enemy at the Gates – 2001; Die Mumie – 1999), spielt hier in einer kleinen, aber wichtigen Rolle eine bezaubernd erwachsen-romantische Seite aus.
Kann man dem Film vorwerfen, dass er allzu einfach ins Happy End gleitet. Ja, kann man. Will man das? Nö, weil der Film dennoch – oder gerade deswegen – ans Herz geht und unterhält.