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Plakatmotiv: Saturn-City (1980)

Ein Film ohne Fantasie,
der keine Fragen stellt

Titel Saturn-City
(Saturn 3)
Drehbuch Martin Amis & John Barry
Regie Stanley Donen (+John Barry), UK, USA 1980
Darsteller

Farrah Fawcett, Kirk Douglas, Harvey Keitel, Ed Bishop, Roy Dotrice, Stephanie English, Jill Goldston, Vera Goulet, Douglas Lambert, Christopher Muncke u.a.

Genre Science Fiction, Abenteuer
Filmlänge 88 Minuten
Deutschlandstart
26. April 1985
Inhalt

Das Forscherpaar Alex und Adam lebt auf dem Saturnmond Tethys. In der dortigen Station Saturn 3 suchen sie seit drei Jahren nach Möglichkeiten, die Nahrungsmittelknappheit auf der Erde zu bekämpfen. Fernab der Erde haben sie sich eine paradiesische Oase errichtet.

Da ihre Arbeit nur langsam vorankommt, soll einer der beiden durch einen Roboter der neuartigen "Halbgott"-Serie ersetzt werden. Der ursprünglich für Übergabe und Montage vorgesehene Captain James wird kurz vor Abflug von dem psychisch labilen Captain Benson getötet, der dann James' Platz einnimmt.

Zwischen dem ahnungslosen Adam und Benson entstehen auf Saturn 3 schnell Spannungen; Benson/James kritisiert offen die Zuverlässigkeit und Qualität der wissenschaftlichen Arbeit und stellt unverblümt Alex nach. Dabei arbeitet Benson weiter an Hector und programmiert ihn mit seinem Wissen und den eigenen Gefühlen – und aus Versehen auch mit seiner Fähigkeit zu morden.

Hector wird das Abbild seines Meisters. Und wie Benson selbst scheint auch der Roboter von Alex besessen zu sein …

Was zu sagen wäre

Der Film ist fünf Jahre alt. Er stammt aus dem Jahr 1980, hat nur offenbar in Deutschland fünf Jahre keinen Verleih gefunden – oder der Verleih wusste nicht, wie er den Film bewerben soll. Das ist verständlich.

Der Film sieht aus, als käme er, mit Farbe übergossen, schnurstracks aus den 50er Jahren, als Science fiction noch schwarz-weiß war und als Massenware fürs Bahnhofskino galt. Zwischenzeitlich sind aber Filme wie Krieg der Sterne (1977), Alien (1979) oder natürlich auch 2001 – Odyssee im Weltraum (1968) entstanden, die uns Zuschauern gewisse Ansprüche beigebracht haben.

Im Mittelpunkt steht ein von Kirk Douglas (Jahrgang 1916) und Farrah Fawcett (Jahrgang 1947) gespieltes Wissenschaftler-Paar, das jede freie Minute – arbeitende Minuten scheinen beiden nicht zu haben – miteinander im Bett verbringen. An einer Stelle im Film wunderst sich der von Harvey Keitel (Apocalypse Now – 1979; Die Duellisten – 1977; Taxi Driver – 1976; "Alice lebt hier nicht mehr" – 1974; Hexenkessel – 1973; Spiegelbild im goldenen Auge – 1967) gespielte Benson, ob Alex, die Wissenschaftlerin, es nicht widerlich fände, von dem alten Mann benutzt zu werden: „Spüren Sie nicht den Geruch der Verwesung?“ So weit muss man nicht gleich gehen, zumal Kirk Douglas daraufhin splitterfasernackt und behende aus dem Bett springt und den Jüngeren zu Boden ringt. Plakatmotiv: Saturn-City (1980) Dennoch ist die Paar-Beziehung zwischen Douglas und Fawcett schon bemerkenswert. Sie war noch nie auf der Erde, auf der in der erzählten Gegenwart des Films eine Hungersnot herrscht, aber woher sie eigentlich kommt und warum sie so an dem alten Mann hängt, der gerne Witzchen macht und Grimassen zieht, bleibt offen. Ebenso offen, wie das Gesellschaftsbild auf der Erde: Mehrfach empört sich Benson, dass er ihren Körper nicht „benutzen“ dürfe, auf der Erde gelte das als „strafbar unsozial“.

Offen bleibt auch, was die beiden eigentlich wissenschaftlich arbeiten. Sie suchen Möglichkeiten, den Hunger auf der Erde zu besiegen. Außer bunt leuchtenden Laboren sehen wir aber nichts, woran geforscht wird. Ebenso unklar sind Bensons Motive: Warum begeht er sogar einen Mord, um auf die Station zu kommen? Warum programmiert er einen Roboter, der dann sofort ein unerwünschtes Eigenleben entwickelt? Welche Pläne verfolgt er eigentlich? Das sind alles keine Fragen, die sich Regisseur Stanley Donen stellt. Der Regisseur großer Kinoklassiker (Abenteurer auf der Lucky Lady – 1975; Arabeske – 1966; Charade – 1963; Vor Hausfreunden wird gewarnt – 1960; Indiskret – 1958; Ein süßer Fratz – 1957; Du sollst mein Glücksstern sein – 1952) scheint sich überhaupt keine Fragen gestellt zu haben. Es passiert nichts auf dieser Station, die in der Zukunft der Menschheit existiert. Es ist auch nichts auf dieser Station, was in eine Zukunft weist.

Alles Futuristische liegt in der Prämisse des Film – die Erde liefert nicht mehr genug Nahrung, im Weltall wird nach Lösungen geforscht – und in schlecht auf Weltraum-Dias montierten Raumschiffen. Dabei sind doch die auf die Zukunft gerichteten Fragen und Fantasien genregemäß zahllos. Nicht in diesem Film. Science Fiction kann Hollywood besser und ernsthafter (s.o.). Donen lässt seinen Star Kirk Douglas (Der letzte Countdown – 1980; Teufelskreis Alpha – 1978; Der Weg nach Westen – 1967; Die Gewaltigen – 1967; Brennt Paris? – 1966; "Sieben Tage im Mai" – 1964; El Perdido – 1961; Spartacus – 1960; Der letzte Zug von Gun Hill – 1959; Die Wikinger – 1958; Wege zum Ruhm – 1957; Zwei rechnen ab – 1957; Zwischen zwei Feuern – 1955; Mit stahlharter Faust – 1955; Die Fahrten des Odysseus – 1954; 20.000 Meilen unter dem Meer – 1954; Reporter des Satans – 1951; Goldenes Gift – 1947) dauernd durch Gänge laufen oder Farah Fawcett (Flucht ins 23. Jahrhundert – 1976) befingern. Szenische Höhepunkte bilden die Situationen mit dem durchgedrehten Roboter, der zwar eine Bedrohung ist, nur gar nicht bedrohlich wirkt. Er hat einen mächtigen Metallkörper mit einem künstlichen Riesengehirn darin und darauf ein winziges Köpfchen mit zwei Glubschaugen – als der Film in Deutschland startet, ist gerade einen Monat vorher James Camerons Terminator ins Kino gekommen, da sind wir verwöhnt, was das Thema Roboter angeht; aber als "Saturn City" mit seinem Roboter gedreht wurde, kannte "Terminator" noch niemand.

Der Roboter hegt wie sein Erbauer lüsterne Gedanken in Richtung der jungen Wissenschaftlerin. Aber als er sie dann wehrlos in der Hand hat, weiß er nichts mit ihr anzustellen. Auch hier hätte sich Stanley Donen vielleicht die ein oder andere Frage stellen sollen, bevor er den Regieauftrag annahm.

"Saturn 3" ist ein fantasieloser, dummer Film.

Wertung: 1 von 9 D-Mark
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