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Plakatmotiv: Abenteurer auf der Lucky Lady (1975)

Fünf-Sterne-Sets und Explosionen können
ein ganz dünnes Drehbuch nicht retten

Titel Abenteurer auf der Lucky Lady
(Lucky Lady)
Drehbuch Willard Huyck & Gloria Katz
Regie Stanley Donen, USA 1975
Darsteller

Gene Hackman, Liza Minnelli, Burt Reynolds, Geoffrey Lewis, John Hillerman, Robby Benson, Michael Hordern, Anthony Holland, John McLiam, Val Avery, Louis Guss, William Bassett, Richard Armbruster, Doyle Baker, Janit Baldwin, Pamela Barlow, Marjorie Battles, James Brodhead u.a.

Genre Komödie, Drama
Filmlänge 118 Minuten
Deutschlandstart
5. März 1976
Inhalt

Kibby Womack lebt in der Zeit der Prohibition vom Alkoholschmuggel aus Mexiko. Dazu benutzt er sein Boot, die Lucky Lady, seine Komplizen sind Walker Ellis und die Sängerin Claire.

Das Trio kämpft dabei gegen den Gangster McTeague, der aber keine Konkurrenz duldet. Bei einem erneuten Deal wird die Lucky Lady von einem gepanzerten Boot McTeagues verfolgt und es kommt zur Schießerei. Sie können gerade noch entkommen und Kibby wie auch Walker merken, wie sehr sie sich beide um Claire sorgen und sich in sie verliebt haben.

Jedoch bahnt sich schon bald eine entscheidende Schlacht an und sie müssen sich wieder voll auf ihren Gegner konzentrieren …

Was zu sagen wäre

Dieser Film lässt mich sprachlos zurück. Man sollte vorsichtig sein mit zu läutenden Totenglöckchen, aber dieser "Lucky Lady" symbolisiert die vollendete Sprachlosigkeit Hollywoods. Die Filmgewaltigen, die Herren und – wenigen – Damen in den Chefbüros der Studios an der US-Westküste haben Tonnen voll Geld, aber nichts mehr zu erzählen. Also verpulvern sie es in große Dekors, noch größere Namen und gewaltige Explosionen.

Der Inhalt speist sich im Großen und Ganzen aus Elementen der Alkoholschmuggler-Filme aus der Schwarz-Weiß-Ära, versetzt mit ein bisschen Abenteuer auf sonnigem Ozean. Sowas haben die Filmstudios im Dutzend in den Schubladen mit der Aufschrift Vielleicht Später liegen.

Und dann muss man sich die Produzenten des Films vorstellen, wie sie mit Dartpfeilen auf Besetzungslisten werfen, auf denen nur die Fünf-Sterne-Player Hollywoods stehen. Die Hauptrollen spielen die neuen Hollywood-Hoffnungen Gene Hackman, der immerhin schon in Arthur Penns legendärem Klassiker Bonnie und Clyde (1967) gespielt hat (French Connection II – 1975; 700 Meilen westwärts – 1975; Frankenstein Junior – 1974; "Der Dialog" – 1974; Die Höllenfahrt der Poseidon – 1972; Die Professionals – 1972; French Connection – 1971; Leise weht der Wind des Todes – 1971; Bonnie und Clyde – 1967) und Burt Reynolds, der gerade als eine Art neuer Clint Eastwood aufgebaut werden soll (Der Tiger hetzt die Meute – 1973; Was Sie schon immer über Sex wissen wollten, aber bisher nicht zu fragen wagten – 1972; Beim Sterben ist jeder der Erste – 1972). Zwischen ihnen tanzt the one and only Liza Minelli ("Cabaret" – 1972).

Und bei diesem Dartwerfen landet dann ein altgedienter – nach Ansicht dieses Films muss man wohl auch sagen: ausgedienter – Mann wie Stanley Donen auf dem Regiestuhl. Donen hat sich für die Geschichte des Hollywoodfilms viele Verdienste erworben, aber die liegen zehn Jahre und mehr zurück (Arabeske – 1966; Charade – 1963; Vor Hausfreunden wird gewarnt – 1960; Indiskret – 1958; Ein süßer Fratz – 1957; Du sollst mein Glücksstern sein – 1952). Das mindert nicht seine Erfahrung oder seine grundsätzliche Qualität zu inszenieren, wirft aber ein Schlaglicht auf die Vergänglichkeit kreativer Ideen. Plakatmotiv (US): Lucky Lady (1975) Die Drehbuchautoren Willard Huyck und Gloria Katz haben unter anderem das Drehbuch zu American Graffiti (1973) geschrieben, dass der junge Regisseur George Lucas erst zu einem Geheimtipp-Erfolg und dann zu einem Kassenschlager hin inszeniert hat.

Das Script zu "Lucky Lady" kreist um drei Glücksritter in den 30er Jahren, die mit Alkoholschmuggel zu Geld, Villa und Problemen kommen, und eine fröhliche Ménage à trois leben – eine der drei Schmuggler nämlich ist eine Frau. Die Dramaturgie sieht viele Szenen vor, in denen wir die drei sich nackt in Seidenbettwäsche, im Whirlpool oder im Bauch einer eleganten Segelyacht vergnügen sehen, der Champagner fließt, und wenn der Sex auch weiterhin abseits der Kamera ausgelebt wird, so freuen sich die Hollywood-Entscheider offensichtlich, nach den prüden Jahren des Hays Code endlich … endlich frei aufspielen zu können. Spätestens einem erfahrenen Mann wie Stanley Donen hätte auffallen müssen, dass das Buch um diese Schauwerte herum keinen weiteren Inhalt hat.

Wir bewegen uns mit dem Hauptfiguren in üblen Kaschemmen, in Seide und Marmor glanzvoller Fünf-Sterne-Suiten, auf eleganten Segelyachten unter strahlend blauem Himmel, Maschinengewehre rattern, zwischendurch und im Finale gleich zu Dutzend werden Boote in die Luft gesprengt (und die Ménage à trois hatten wir ja schon). Was fehlt, ist jeglicher Spannungsbogen. Als Gegner unserer Hauptfiguren treten auf ein eitler, sich selbst maßlos überschätzender Offizier der Küstenwache und ein Mobster aus Chicago, der glaubt, den kleinen Schmugglern mit Links das Handwerk legen zu können. In gewisser Weise verrate ich schon zu viel, wenn ich sage, dass natürlich beide Gegenspieler am Ende unterliegen; das ist in solchen Filmen keine Überraschung, Happy Ends gehören zum Geschäftsprinzip. Es gibt aber keine Handlung dazu. Zwischen Auftauchen der Gegenspieler und Ausschalten der Gegenspieler baut sich nichts auf, statt dessen leben die drei Hauptfiguren ihr Schmugglerleben und ihre Dreiecksbeziehung. Und dann passiert das explosive Finale. das auch keine Überraschungen mehr bereit hält.

Da ist nichts mehr. Die alten Recken, die die Filmindustrie erst zu jener Traumfabrik gemacht haben, mit der wir groß geworden sind (ich nachgeholt erst über das Fernsehen der späten 60er, frühen 70er Jahre mit Humphrey Bogart-Filmen), sind ausgelaugt. Nebenan haben sich mit Arthur Penn, Martin Scorsese, Francis Ford Coppola, Steven Spielberg, George Lucas neue Player aufgemacht, die mit neuen Ideen die Filmindustrie aus ihrer selbstgefälligen Das haben wir immer schon so gemacht-Bräsigkeit befreien wollen.

Zeit wird's.

Wertung: 2 von 9 D-Mark
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