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Plakatmotiv: 16 Blocks (2006)

Tolles Genre-Stück, das Straßenzüge
in klaustrophobische Zellen verwandelt

Titel 16 Blocks
(16 Blocks)
Drehbuch Richard Wenk
Regie Richard Donner, USA, Deutschland 2006
Darsteller

Bruce Willis, Yasiin Bey (aka Mos Def), David Morse, Jenna Stern, Casey Sander, Cylk Cozart, David Zayas, Robert Racki, Patrick Garrow, Sasha Roiz, Conrad Pla, Hechter Ubarry, Richard Fitzpatrick, Peter McRobbie, Michael F. Keenan u.a.

Genre Action, Crime, Drama
Filmlänge 102 Minuten
Deutschlandstart
20. April 2006
Inhalt

Der NYPD-Detective Jack Mosley kann nicht mehr, er ist ausgebrannt. Immerhin klingt sein nächster Auftrag einfach: Mosley soll den Kleinkriminellen Eddie Bunker aus seiner Zelle zu einem Untersuchungsausschuss vor Gericht fahren, damit er dort eine Aussage machen kann.

Die 16 Blocks Entfernung lassen sich locker in 15 Minuten schaffen, doch es kommt anders. Unterwegs muss sich Mosley neuen Whiskey besorgen. Während der Cop im Schnapsladen einkehrt, wird auf Bunker ein Mordanschlag verübt, den Mosley gerade noch vereiteln kann, indem er einen der Angreifer erschießt. Er flüchtet im Kugelhagel mit seinem Häftling in eine Bar und ruft Verstärkung.

Sein langjähriger Partner Frank Nugent will die Angelegenheit übernehmen, doch dessen Verhalten lässt Mosley misstrauisch werden. Nugent will Bunker liquidieren, weil der in dem Prozess gegen korrupte Polizisten aussagen will. Er stellt Mosley vor die Wahl: mitspielen oder sterben. Eine Flucht durch die Straßenschluchten New Yorks beginnt …

Was zu sagen wäre

Zurück in den alten Job“, lockt der ehemalige Partner. Er redet mit Bruce Willis, der einen Cop darstellt mit lahmem Bein, der schon vormittags den ersten Whiskey trinkt, weil er an seinem Beruf irre geworden ist. Vor 18 Jahren hat Bruce Willis den NYPD-Cop John McLane gespielt, der im Unterhemd und ohne Schuhe ein Hochhaus aus der Hand von Terroristen befreit. Jetzt, in der Maske des fahl gewordenen NYPD-Cops Jack Mosley mit rundem Bauch könnte Bruce Willis weiter von diesem alten Job nicht weg wirken. Er ist in den Jahren zwischen Stirb langsam und heute in den unterschiedlichsten Rollen aufgetreten, in Erinnerung geblieben sind die harten Typen, die die Welt retten ("Lucky Number Slevin" – 2006; Sin City – 2005; Hostage – Entführt – 2005; Ocean's Twelve – 2004; Keine halben Sachen 2 – Jetzt erst recht! – 2004; Tränen der Sonne – 2003; Das Tribunal – 2002; Banditen! – 2001; Unbreakable – Unzerbrechlich – 2000; The Kid – 2000; Keine halben Sachen – 2000; An deiner Seite – 1999; The Sixth Sense – 1999; Breakfast of Champions – 1999; Ausnahmezustand – 1998; Armageddon – 1998; Das Mercury Puzzle – 1998; Der Schakal – 1997; Das fünfte Element – 1997; Last Man Standing – 1996; 12 Monkeys – 1995; Stirb langsam – Jetzt erst recht – 1995; Nobody's Fool – 1995; Pulp Fiction – 1994; Tödliche Nähe – 1993; Der Tod steht ihr gut – 1992; The Player – 1992; Last Boy Scout – 1991; Hudson Hawk – 1991; Fegefeuer der Eitelkeiten – 1990; Stirb Langsam 2 – 1990; Stirb langsam – 1988; Blind Date – 1987). Daran kann man als Schauspieler auch irre werden. Plakatmotiv: 16 Blocks (2006) Insofern ist die Jack-Mosley-Rolle für Bruce Willis eine schöne Gelegenheit, in einem Drama, das die Produzenten als Actionfilm anpreisen, die Menschwerdung dieser Actionfiguren zu spielen, den Fleisch gewordenen Lebensschmerz.

"16 Blocks" is ein schönes Genre-Stück für Liebhaber des Top-Dramas. Der Film besticht nicht durch eine elaborierte Story, im Gegenteil, Figuren und Handlungselemente sind bekannt: korrupte Bullen, ein unliebsamer Zeuge, ein Cop auf der Kippe des Lebens, der ihn in den Zeugenstand begleiten soll und schon bricht die Hölle los. Einen Höhepunkt findet der Film in einem Bus, in dem sich der müde Polizist und sein Häftling, der sich längst als guter Typ rausgestellt hat, verstecken und mit den Passagieren nun plötzlich 30 Geiseln haben. Der Bus ist eine Reverenz an Clint Eastwoods Der Mann, der niemals aufgibt (1977), der die Vorlage für "16 Blocks" ist. Eastwoods Cop musste damals noch nicht die vermeintlich lächerliche Entfernung von 16 Häuserblocks überwinden, sondern eine Zeugin von Las Vegas, Nevada, nach Phoenix, Arizona schützen. Die letzten Kilometer legte er in einem gepanzerten Überlandbus zurück.

Richard Donner ist ein alter Hase im Actionkino (Timeline – 2003; Lethal Weapon 4 – Zwei Profis räumen auf – 1998; Fletchers Visionen – 1997; Assassins – Die Killer – 1995; Maverick – Den Colt am Gürtel, ein As im Ärmel – 1994; Lethal Weapon 3: Die Profis sind zurück – 1992; "Flug ins Abenteuer" – 1992; Lethal Weapon 2 – Brennpunkt L.A. – 1989; "Die Geister, die ich rief…" – 1988; Lethal Weapon – Zwei stahlharte Profis – 1987; Die Goonies – 1985; Der Tag des Falken – 1985; "Der Spielgefährte" – 1982; Superman II – Allein gegen alle – 1980; Superman – 1978; Das Omen – 1976). "16 Blocks" behandelt er als Fingerübung. Tatsächlich sind Story und Figuren nicht wirklich überraschend. Wie auch? Korrupte Cops? Unliebsame Zeugen? Das gab es schon, als noch James Cagney und Humphrey Bogart die Filmplakate beherrschten. Bei Richard Donner wird aus der 08/15-Story eine visuell aufregende Arbeit.

Der Film treibt uns im Kinosessel in eine ausweglose Situation, weil Richard Donner uns jede Übersichtlichkeit verbietet. Es gibt in diesem furios geschnittenen Film so gut wie keine Totalen. Donners Manhattan ist ein enger Raum voller Wände, hupenden Autos, Menschen und Türen, die vielleicht eine Fluchtmöglichkeit bieten könnten. Aber genau wissen wir das nie. Gemeinsam mit dem alkoholisierten Cop und dem freundlichen Zeugen müssen wir die Türen einfach ausprobieren und hoffen, dass es gut geht, während draußen die Jäger den Überblick über GPS und Funk haben. Weil es uns im Kinosessel selten gelingt zu erkennen, wie viele der 16 Häuserblöcke die beiden denn nun geschafft haben, hält der Film seine Spannung auf einem hohen Level.

Die zerbrechende Freundschaft von Jack Mosley zu seinem Ex-Partner Frank Nugent, der Jack nun töten will/muss, gibt dem Film ein emotionales Gerüst, dessen Ende aber – in einem Film dieser Bauart – schnell klar ist. Die Beziehung zwischen Cop Mosley und Zeuge Bunker bietet fruchtbares Material für Schauspieler. Bruce Willis ist als müder, am Leben weidwunder Mann bewundernswert. Mos Def, im Hauptberuf Hip-Hop-Musiker, spielt den Kleinganoven Eddie grenzenlos sympathisch und optimistisch, ein Typ, der eigentlich nur ein guter Tortenbäcker sein möchte und jede Gelegenheit nutzt, Gutes zu tun.

"16 Blocks" wird eher kein Filmklassiker wie etwa Richard Donners Lethal Weapon oder Bruce Willis' Die Hard. Dazu ist das Genre erzählerisch und SFX-mäßig ausgereizt. Schön, dass Donner dennoch seine Mittel nutzt, um einen spannenden Actioner zu inszenieren, der einfach Spaß bereiten will.

Wertung: 5 von 7 €uro
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