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Plakatmotiv: Keine halben Sachen 2 – Jetzt erst recht! (2004)

Flotter Klamauk mit
sympathischen Typen

Titel Keine halben Sachen 2 – Jetzt erst recht!
(The whole ten Yards)
Drehbuch George Gallo
mit Charakteren von Mitchell Kapner
Regie Howard Deutch, USA 2004
Darsteller

Bruce Willis, Matthew Perry, Natasha Henstridge, Amanda Peet, Kevin Pollak, Frank Collison, Johnny Messner, Silas Weir Mitchell, Tasha Smith, Elisa Gallay, Tallulah Willis, Johnny Williams, George Zapata, Carlos Zapata, McNally Sagal, Carl Ciarfalio, Doc Duhame, Buck McDancer u.a.

Genre Komödie, Crime
Filmlänge 98 Minuten
Deutschlandstart
9. September 2004
Inhalt

Frieden ist eingekehrt im Haus von Ex-Mafioso Jimmy "Die Tulpe" Tudeski. Seit er mit Jill verheiratet ist, kümmert er sich ausschließlich um den Haushalt, während Jill in der Ausbildung zur perfekten Killerin ist. Doch die Ruhe hält nicht lang.

Nicholas "Oz" Oseransky, der Zahnarzt, der Jimmys Tarnexistenz abgesichert hatte, steht vor seiner Tür und bittet um Hilfe, da seine Cynthia von einer ungarischen Gangsterbande entführt wurde. Und Jimmy wird mit hineingezogen, denn geführt werden die Gangster von Lazlo Gogolak, dem Vaters seines Gegner von damals. Lazlo weiß über Jimmys neues Leben und die gefälschten Zahnarztunterlagen Bescheid …

Was zu sagen wäre

Am meisten Spaß muss Kevin Pollak bei diesem Film gehabt haben. Der versierte Supporting Actor ("Seven Times Lucky" – 2004; Crime is King – 2001; Keine halben Sachen – 2000; End of Days – Nacht ohne Morgen – 1999; Der dritte Frühling – 1995; Casino – 1995; Die üblichen Verdächtigen – 1995; Eine Frage der Ehre – 1992; Ricochet – Der Aufprall – 1991; L.A. Story – 1991; Willow – 1988) holt sich seinen große Auftritt als ungarischer Clanboss Lazlo Gogolak, dessen Sohn Janni er vor vier Jahren im Vorgänger etwas zurückhaltender, aber nur etwas, spielte. Den alten Lazlo präsentiert er als wild gewordene Karikatur eines heißblütigen Borderline-Killers mit übergroßer Brille und schlohweißem Haar. Ihm zuzuschauen, macht in jeder Szene Spaß.

Der Rest ist ordentliche Unterhaltung aus dem Chemiebaukasten, aus dem man die Elemente Romantic Comedy und Action amalgamiert hat. Das Personal besteht wie beim ersten Mal aus Profikiller, Profikiller(in) zur Ausbildung, nervöser Zahnarzt und coole Ex-Killerin in Designerverkleidung einer liebevollen Ehefrau. Und natürlich aus lauter Killern, die zu blöde sind, zwei Meter unfallfrei geradeaus zu gehen. Die Suburb hingegen, die im ersten Teil eine gewichtige Nebenrolle spielte, spielt keine mehr. Die Hauptfiguren leben im kalifornischen Großstadtdschungel, bzw. in SommerSonneStrand-Mexiko. Zwischen diesen beiden Orten tobt die Handlung, in Lagerhallen, auf Freeways und in Bahnhöfen.

Von nun an gibt es eine mal mehr, mal eher gar nicht wilde Verfolgungsjagd, auf der sich die beiden immer noch frischen Ehepaare – der Zahnarzt ist jetzt mit Cynthia, der Ex des Profikillers Jimmy verheiratet, während der die Zahnarzthelferin Jill mit der Neigung zur Profikillerin geheiratet hat – andauernd in die Haare kriegen. Natasha Henstridge (Ghosts of Mars – 2001; "Bounce – Eine Chance für die Liebe" – 2000; Keine halben Sachen – 2000; Species 2 – 1998; "Maximum Risk" – 1996; Species – 1995) spielt wieder elegant die Ex-Killerbraut Cynthia; Plakatmotiv (US): The whole ten Yards (2004) die ist hier nun zunächst weniger verliebt als vielmehr genervt, weil ihr Zahnarzt die im ersten Teil erbeutete Million Dollar augenscheinlich genutzt hat, die gemeinsame Villa in eine Festung gegen eingebildete Killer auszubauen.

Jimmy und Jill streiten sich … über alles. Amanda Peet ("Was das Herz begehrt" – 2003; Identität – 2003; Spurwechsel – 2002; Keine halben Sachen – 2000; Body Shots – 1999; Leben und Lieben in L.A. – 1998) gibt ein herrliches Nervenbündel, das mit dem häuslichen Rollentausch nicht klar kommt. Irgendwie klappt's mit dem Kinder zeugen nicht, Jimmy ist zu häuslich, Jill stolpert nur so halb erfolgreich durch ihre ersten Killjobs, Jimmy trägt ein Kettchen, das ihm Cynthia mal geschenkt hat und so weiter. Daraus lassen sich auf Autofahrten über die Freeways Amerikas allerlei heftige Wortwechsel inszenieren. Und tatsächlich: Bruce Willis als verliebter Gockel mit Küchenschürze, VoKuHila-Frisur, einem Hang zur Hühnerliebe und der Attitüde des Profikillers macht Spaß. Seine Rollenauswahl ist von wechselhafter Qualität (Tränen der Sonne – 2003; Das Tribunal – 2002; Banditen! – 2001; Unbreakable – Unzerbrechlich – 2000; The Kid – 2000; Keine halben Sachen – 2000; An deiner Seite – 1999; The Sixth Sense – 1999; Breakfast of Champions – 1999; Ausnahmezustand – 1998; Armageddon – 1998; Das Mercury Puzzle – 1998; Der Schakal – 1997; Das fünfte Element – 1997; Last Man Standing – 1996; 12 Monkeys – 1995; Stirb langsam – Jetzt erst recht – 1995; Nobody's Fool – 1995; "Color of Night" – 1994; Pulp Fiction – 1994; Tödliche Nähe – 1993; Der Tod steht ihr gut – 1992; The Player – 1992; Last Boy Scout – 1991; Hudson Hawk – 1991; Fegefeuer der Eitelkeiten – 1990; Stirb Langsam 2 – 1990; Stirb langsam – 1988; Blind Date – 1987). Die Rolle des verliebten Ex-Auftragskillers Jimmy spielt er gut gelaunt wie ehedem.

Howard Deutch treibt die durchgeknallten Killer, die verliebten Kerle und die coolen Ehefrauen geifernd und schießend durch die knapp 100 Minuten Film. Es wird geplappert und gestritten und am Ende wartet die überraschende Belohnung. Die lautete im ersten Film „10 Millionen Dollar“. Hier nun, man muss sich ja von Film zu Film steigern, werden 280 Millionen Dollar aufgerufen. Aber erst im letzten Drittel. Bis da hin haben wir nichts außer den sympathischen Streithähnen und -hühnern, die uns hier und da mal ein Dialoghäppchen hinwerfen, das darauf hindeutet, dass es da im Hintergrund eventuell noch etwas Größeres geben könnte, weswegen unsere vier Eheleute nicht mit offenen Karten spielen, ohne freilich zu ahnen, dass die jeweils anderen auch gezinkte Karten ausspielen.

Andere Regisseure würden womöglich weniger Klamauk auffahren, einen smarteren Spannungsaufbau wählen, der sukzessive auf eine große Belohnung zusteuert. Das ist hier keine Option. So etwas wie ein dramaturgischer Bogen für eine zusammenhängende Geschichte lässt sich hier erst in der letzten halben Stunde erkennen, der dem Happy End dann aber so ein richtig millionenschweres Fanfaren-Happy-End schenkt. Deshalb ist auch dieser zweite Teil keine Sekunde spannend. Aber wir folgen den sympathischen Figuren und Trotteln gerne durch die Sonne Kaliforniens. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann streiten sie noch heute.

Wertung: 3 von 6 €uro
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