Ein neugeborenes Mädchen, so die Prophezeiung, wird die Herrschaft der bösen schwarzen Königin Bavmorda beenden. Durch den Mut einer Hebamme treibt das gesuchte Kind Elora den Fluß hinab und landet bei dem Zwerg Willow Ufgood, einem Bauern, der davon träumt, als Zauberer ernstgenommen zu werden.
Der Zwerg versteckt das Kind zuerst, kann sich aber dann seiner Pflicht nicht entziehen. Er macht sich auf, unterstützt von dem Schwertkämpfer Madmartigan und zwei Brownie-Winzlingen, Elora zu den Daikinis zu bringen.
Mit Hilfe der Fee Fin Radziel beenden sie die grausame Herrschaft Bavmordas und ihrer Truppen …
Als George Lucas 1977 Star Wars in die Kinos brachte und einen, wie soll ich sagen, Jahrhunderterfolg an der Kinokasse schuf, wurde schnell deutlich: Das findet Nachahmer. In den Jahren die folgten, bevölkerten Raumschiffopern, Fantasy-Galaxien und Comic-Schwertkämpfer die Leinwand, zwischen denen sich Lucas mit seinen beiden Krieg der Sterne-Folgefilmen zweimal ohne große Anstrengung heraus hob. Da hatte er sich längst auf den Sessel des Executive Producers zurückgezogen, der erkannt hatte, dass Regie führen nicht seine Kernkompetenz ist; Master Mind seiner überraschend erfolgreichen Idee war er ja ohnehin.
Lucas' Sternenkrieg-Saga begann mit zwei Robotern, Maschinen, die die Rettung der Galaxie in sich trugen, die gejagt wurden von entmenschlichten Soldaten, und die in einer Welt agierten, in der sie als Aussatz galten – in der Tatooine-Cantina wird ihnen beschieden, dass „diese Sorte hier nicht bedient“ wird.
Und jetzt also eine neue Story-Idee von George Lucas! Ein Fantasy-Abenteuer mit Elfen, Trollen, Zwergen und edlen Rittern. Na gut: Die Ritter sind keine Ritter im herkömmlichen Sinne, weil sie nicht edel sind, aber sie erheben ihr Schwert im richtigen Moment für die richtige Seite und davon profitieren am Ende auch die Elfen und Trolle und so weiter. Das war eine charmante Idee mit bösen Königinnen wie in Schneewittchen, mit abtrünnigen Prinzessinnen wie in "Rapunzel", mit im rechten Moment überzeugten Kriegern wie Han Solo und Chewbacca und mit einem harmlos erscheinenden Zwerg, der zwar nicht aussieht, wie, aber erinnert an Luke Skywalker auf Tatooine.
Lange Vorrede, kurzer Sinn: Die Erwartungen vor "Willow" sind einigermaßen riesig! Und fallen zusammen, wie ein schlecht begleitetes Souflée.
Neues … Überraschendes erzählt der Film uns nicht. Im Grunde fügen wir uns im Kinosessel in eine vorgegebene Erzählstruktur und haken da dann einzelne Dramaturgiepunkte ab. Das klingt jetzt abstrakt und sehr wissenschaftlich, aber George Lucas selbst hat mal erzählt, dass er sich mit Star Wars an der Drei-Akt-Dramaturgie William Shakespeares orientiert habe. Nur hat Lucas diesmal seine Herzensgeschichte über einen – buchstäblich – kleinen Helden, der ein großes Reich rettet, von einem anderen Regisseur inszenieren lassen. Ron Howard ist ein versierter Handwerker ("Gung Ho" – 1986; Cocoon – 1985; Splash: Jungfrau am Haken – 1984; "Nightshift – Das Leichenhaus flippt völlig aus" – 1982). Aber er sieht das dramaturgische Potenzial einer Geschichte eher im Machbaren, als im Leidenschaftlichen. Auf etwas annähernd ähnlich Zauberhaftes wie die beiden Maschinen 1977, oder die Besetzung des Helden mit einem semmelblonden, untalentierten, aber süß ausschauendem Mark Hamil, warten wir hier vergeblich.
Howard sieht eher das inszenatorische Material, das weidlich vorhanden ist – Zauberinnen, Schwertkämpfer, Flüche, Prinzessinnen, Winzlinge, Königinnen, humanoide Lebewesen in drei Größen. An manchen Stellen, etwa, wenn ein "Heinzelmännchen" zwischen die galoppierenden Hufe eines Daikini-Pferdes gerät, wirkt Howards Film wie eine Leistungsschau der Tricktechniker von Lucas' "Industrial Light & Magic", die sich für künftige Aufgaben bewerben. Das immerhin tun sie mit großer Finesse.
Mit der im Drehbuch angedeuteten Liebesgeschichte indes kann Regisseur Howard nicht viel anfangen. Wie auch, wenn schon George Lucas mit der von ihm geschriebenen Liebesgeschichte vor elf Jahren nicht viel anfangen konnte. In "Willow" ist sie Lucas-mäßig reines Comic, glaubwürdig wie synthetisch hergestellter Tee. George Lucas kann halt mit realen Gefühlen für die Leinwand nichts anfangen; seine Fans sind die Faller-Modellbauer, Airfix-Ritter, Alltagsverneiner. Aus seinem Material zum Thema Liebe kann kein Regisseur authentisches Material zaubern. Also schauen wir zu, wie Joanne Whalley sich in Val Kilmer verliebt, ohne zu spüren, warum.
"Willow" ist ein toll inszeniertes Fantasy-Abenteuer, das keine Spuren hinterlässt. Sein Protagonist und Titelheld ist einer, bei dem wir im Kinosessel schnell verstehen, dass dem nix passiert, dass ihm jederzeit zur rechten Zeit das Rechte gelingt. Das ist schön anzuschauen und nicht zu verurteilen. Aber überraschend, oder gar irgendwie innovativ ist das alles nicht. Immerhin: Das Baby ist fantastisch, hat zu jeder Szene den richtigen Gesichtsausdruck. Und: Kaum auf der Welt, beginnt es, die Völker des Waldes zu einen. Das hat schon was Zauberhaftes.