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Plakatmotiv: Tränen der Sonne (2003)

Ordentliches Actionstück
mit rassistischem Unterton

Titel Tränen der Sonne
(Tears of the Sun)
Drehbuch Alex Lasker & Patrick Cirillo
Regie Antoine Fuqua, USA 2003
Darsteller
Bruce Willis, Monica Bellucci, Cole Hauser, Eamonn Walker, Johnny Messner, Nick Chinlund, Charles Ingram, Paul Francis, Chad Smith, Tom Skerritt, Malick Bowens, Awaovieyi Agie, Akosua Busia, Hadar Busia-Singleton, Ida Onyango, Fabrice Yahve Habimana Jr., Sammi Rotibi, Benjamin Ochieng, Jimmy Jean-Louis, Fionnula Flanagan, Cornelia Hayes O'Herlihy, Pierrino Mascarino, Peter Mensah u.a.
Genre Action, Crime
Filmlänge 121 Minuten
Deutschlandstart
28. August 2003
Inhalt

Nach einem Putsch in Nigeria werden der gewählte Präsident und seine gesamte Familie ermordet. Muslime aus dem Norden des Landes führen ethnische Säuberungen an den Christen im Süden durch. Der amerikanische Lieutenant A. K. Waters soll daher mit seinen Navy SEALs die amerikanische Ärztin Dr. Lena Fiore Kendricks und ihre Mitarbeiter aus ihrem christlichen Flüchtlingslager evakuieren.

Als Waters vor Ort angekommen ist, besteht Dr. Kendricks darauf, dass auch die übrigen Flüchtlinge gerettet werden sollen, wenn sie sich den Soldaten anschließen. Waters weigert sich zum nächst, von seiner Mission abzuweichen. Aber als er und seine Männer erleben, wie brutal die neuen Herrscher gegen die Bevölkerung vorgehen, verweigert Waters den Missionsbefehl und setzt alles daran, Dr. Kendricks zusammen mit den Flüchtlingen zum nächsten Stützpunkt in Sicherheit zu bringen.

Doch die Zeit drängt, denn die Armee des neuen Präsidenten ist ihnen auf den Fersen. Und dann stellt sich heraus, dass es einen Verräter innerhalb der Gruppe gibt. Doch wer soll hier verraten werden ..?

Was zu sagen wäre

Der Krieg in Vietnam ist lang her. Seine filmische Aufbereitung eigentlich Ende der 80er Jahre nach den Filmen von Oliver Stone abgeschlossen. Der Krieg im Irak hatte zumindest visuell was Neues für das Genre des Kriegs- oder Kommandofilms – Wüste – aber der war moralisch nicht so eindeutig richtig, weshalb sich Filme über den Irakkrieg an der Kinokasse schlecht verkaufen. Verzichten will Hollywood auf das explosive Genre aber auch nicht. Die Drehbuchautoren haben kurzerhand einen Bürgerkrieg in Nigeria erfunden, bei dem ein paar Landsleute aus dem Land rausgeholt werden müssen.

Von hier an inszeniert Regisseur Antoine Fuqua, vordem Videoclip-Regisseur, der 1998 zum Kino fand (Training Day – 2001; Bait – Fette Beute – 2000; The Replacement Killers – 1998), einen klassischen Abenteuerplot, der im Dschungel spielt, bei dem das Land und der dortige politische Konflikt aber keine Rolle mehr spielen. Das ist so, wie bei den Kommandofilmen in den 60er Jahren, wo es zwar immer gegen Nazi-Deutschland ging, aber eigentlich immer um eine Befreiungsaktion, einen Batzen Gold oder eine Sabotageaktion. Die Nazis in ihren steifen Uniformen gaben lediglich das politisch nicht weiter diskutierte Kanonenfutter. So funktioniert das auch in "Tears of the Sun". Nigeria ist zufällig der Schauplatz, in Afrika, so das Klischee, revoltiert ja immer irgendwo irgendeiner gegen irgendwen.

Inhaltlich interessant ist, dass in diesem Film die USA keine eigenen politischen Interessen in dem Öl- und Gasreichen Land verfolgen. Ihnen geht es tatsächlich nur darum, US-Bürger in Sicherheit zu bringen. Alle anderen Bürger auf der Flucht gelten Washington als Ballast. Lieutenant Waters wird von offizieller Seite dringend geraten, die Leute fallen zu lassen, man will sich nicht in die inneren Angelegenheiten des Landes einmischen, sagt ihm sein Kommandant. Hier wird das Feindbild aus den alten Vietnamfilmen reanimiert. Die neuen Herrscher jagen die US-Soldaten durch den Dschungel und die US-Regierung lässt ihre Männer im Stich.

An der Spitze der im Stich gelassenen Männer steht ein treuer Soldat und Befehlsempfänger: „Es ging nicht darum, Ihnen das Leben zu retten“, sagt Lieutenant Waters der dankbaren Missionsschwester. „Es ging darum, den Job zu erledigen. Den Auftrag zu erledigen. Das ist alles.“ Das hätte der wackere Soldat auch knallhart so durchgezogen, die Flüchtlinge also in der Mission ihrem Schicksal überlassen, wenn er dann nicht kurz darauf erlebt hätte, wie die neuen Herrscher ein furchtbares Blutbad unter der Zivilbevölkerung anrichten. Das erweicht den Offizier und lässt ihn zum ersten Mal in seiner Laufbahn einen Befehl missachten. Das ist eine Rolle wie auf den Leib geschneidert für Bruce Willis (Das Tribunal – 2002; Banditen! – 2001; Unbreakable – Unzerbrechlich – 2000; The Kid – Image ist alles – 2000; Keine halben Sachen – 2000; An deiner Seite – 1999; The Sixth Sense – 1999; Breakfast of Champions – Frühstück für Helden – 1999; Ausnahmezustand – 1998; Armageddon – Das jüngste Gericht – 1998; Das Mercury Puzzle – 1998; Der Schakal – 1997; Das fünfte Element – 1997; Last Man Standing – 1996; 12 Monkeys – 1995; Stirb langsam – Jetzt erst recht – 1995; Nobody's Fool – Auf Dauer unwiderstehlich – 1995; Pulp Fiction – 1994; Tödliche Nähe – 1993; Der Tod steht ihr gut – 1992; The Player – 1992; Last Boy Scout – 1991; Hudson Hawk – Der Meisterdieb – 1991; Fegefeuer der Eitelkeiten – 1990; Stirb Langsam 2 – 1990; Stirb langsam – 1988; "Sunset – Dämmerung in Hollywood" – 1988; Blind Date – Verabredung mit einer Unbekannten – 1987). Willis kann knappe befehle geben, in Großaufnahme grimmig schauen, in Großaufnahme melancholisch schauen (was sich nicht weiter von Grimmig unterscheidet). Aber er ist eben Bruce Willis, den wir in vielen Abenteuern als den unfreiwilligen Helden erlebt haben – eigentlich wollen wir genau das von ihm. Schauspielerisch kann er mehr, aber Antoine Fuqua fällt für den Star halt nicht mehr ein.

Sein Film ist ein ordentliches Actionstück geworden, das einen unangenehm rassistischen Beigeschmack hat, was bei einem Film von einem farbigen Regisseur kurios klingt. Unter dem reinen Actionabenteuer über ein Spezialkommando, dass Zivilisten aus einer umkämpften Gefahrenzone holt, schwimmt immer das Bild des armen schwarzen Volkes mit, das mit großen Augen seinen weißen Rettern dankbar um den Hals fällt, als wäre Afrika ohne des weißen Mann verloren. In solchen Fällen treffen die US-Kampfjets dann auch im Dschungel mal punktgenau die Feinde und nicht die eigenen Leute und lassen sich die Bodensoldaten nicht von einheimischen Rebellen überrumpeln. Wir sind ja nicht in Vietnam.

Wertung: 3 von 6 €uro
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