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Plakatmotiv: Der Tag des Falken (1985)

Bunte Fantasy-Romanze
mit hohen Schauwerten

Titel Der Tag des Falken
(Ladyhawk)
Drehbuch Edward Khmara & Michael Thomas & Tom Mankiewicz
Regie Richard Donner, USA, Italien, UK 1985
Darsteller

Matthew Broderick, Rutger Hauer, Michelle Pfeiffer, Leo McKern, John Wood, Ken Hutchison, Alfred Molina, Giancarlo Prete, Loris Loddi, Alex Serra, Charles Borromel, Massimo Sarchielli, Nicolina Papetti, Russel Case, Donald Hodson, Gregory Snegoff, Gaetano Russo, Rodd Dana u.a.

Genre Abenteuer, Komödie
Filmlänge 121 Minuten
Deutschlandstart
29. März 1985
Inhalt

Italien im 13. Jahrhundert. Der Gauner Philippe Gaston, genannt "die Maus" entkommt den Kerkern der Stadt Aquila durch die Kanalisation. Noch nie zuvor ist jemandem die Flucht geglückt – und so hetzt der wütende Bischof von Aquila Häscher auf ihn. Der flinke und gewitzte Philippe kann jedoch seine Verfolger immer wieder abhängen. Eines Abends begegnet er einem tragischen Paar: der wunderschönen Isabeau d'Anjou und dem edlen Ritter Etienne Navarre.

Durch den Fluch des eifersüchtigen Bischofs können sich die Liebenden nur für wenige Minuten in der Dämmerung in menschlicher Gestalt begegnen. Am Tage verwandelt sich Isabeau in einen Falken, während die Nacht Navarre zum Wolf werden lässt. Ihre Liebe scheint zum Scheitern verurteilt.

Doch als Philippe zum Knappen des einsamen Wolfes wird, können die beiden über ihn zumindest wieder Nachrichten austauschen – und schöpfen neue Hoffnung. Videocover: Der Tag des Falken (1985) Gemeinsam mit dem zauberkundigen alten Mönch Imperius erklären sie dem Bischof und seiner schwarzen Magie den Kampf …

Was zu sagen wäre

Wenn Leidenschaft in Hass und Eifersucht umschlägt, dann ist mit keinem Menschen gut Kirschen essen. Wenn der Mann aber auch noch Bischof im Mittelalter ist, bekommt man mit dem schnell Probleme. Der Bischof von Aquila hat sich unsterblich in Isabeau d'Anjou verguckt, die ausschaut wie Michelle Pfeiffer (Kopfüber in die Nacht – 1985; Scarface – 1983; Grease 2 – 1982) – zumindest nachts. Tagsüber ist Isabeau, seit sie sich statt in den Bischof in den Hauptmann der Wache, Etienne Navarre, verliebt hat, ein Falke. Der Bischof hat sie nämlich verflucht; sie und ihren Etienne, der seither tagsüber Mensch und nachts ein Wolf ist. Der Niederländer Rutger Hauer (Die Brut des Adlers – 1984; Das Osterman Weekend – 1983; Der Blade Runner – 1982; Nachtfalken – 1981) spielt ihn mit Autorität und unterdrückter Wut.

Richard Donner ("Der Spielgefährte" – 1982; Superman II – Allein gegen alle – 1980; Superman – 1978; Das Omen – 1976) erzählt mit einem Drehbuch von Enemy Mine-Schöpfer Edward Khmara ein schönes Märchen. Wahrscheinlich würde das im Edelmut der edlen Verhexten absaufen, wenn nicht auch hier die Verwünschten nur die zwei Hauptrolle spielen würden. Ganz vorne steht ein stolpriger Bube, der dem ehern edlen Paar aus der Klemme hilft, gespielt von Jungstar Matthew Broderick (War Games: Kriegsspiele – 1983). Der Junge, Philippe, ist gerade aus einem Kerker entkommen, aus dem man angeblich gar nicht entkommen kann. Aber der Junge ist halt ein Siebengescheiter, der noch dazu dauernd mit Gott redet, in anfleht, ihm noch einmal zu helfen, und ihm dafür Versprechungen macht, die er in der Folge dann nicht halten kann, was wir im Kinosessel aber irgendwie verstehen. Der Junge ist grundsympathisch und wird gerade erwachsen – Coming-of-Age nennen die Amerikaner dieses Untergenre, das sich gewöhnlich an US-High Schools abspielt. Das ist ein lebendiges Trio, zu dem sich noch ein grüblerischer alter Mönch mit gequälter Seele gesellt. Die Vier wollen in zwei Tagen zu einer bestimmten Stunde im Dom stehen, weil dann – und nur in diesem Augenblick – der Fluch gebrochen werden kann. Plakatmotiv (US): Ladyhawk (1985) Dass der Dom vollgestellt ist mit den Feinden des Liebespaares, ist das zu lösende Hauptproblem. Vorher müssen sie diese zwei Tage in Vogelfreiheit in freier Wildbahn überwinden, ohne von ihren Feinden gefunden zu werden.

Komponist Andrew Powell legt dazu einen Score vor, der sehr nach 80ern, aber überhaupt nicht nach Mittelalter klingt. Richard Donner geht es in seiner Fantasy nicht um historische Genauigkeit in der italienischen Stadt Aquila, Hauptstadt der Abruzzen; Donner setzt auf heutige Seh- und Hörgewohnheiten, auf Action und Fun. Entsprechend sind die Kampf- und Prügelszenen aufwendig choreographiert und immer so, dass die tumben Soldaten des Gegners natürlich daneben schießen und nach einem Faustschlag bewusstlos zu Boden gehen. Die ohnehin sehr blasshäutige Michelle Pfeiffer ist mit sehr himmelblauen Augen so alabasterhaft weich gezeichnet, dass man die Sehnsucht des Bischofs durchaus nachvollziehen kann, selbst wenn man schon als Teenager gelernt hat, einen Menschen nicht nach seinem Äußeren beurteilen zu sollen. Aber Film ist ein Medium des Guckens und Frau Pfeiffer ist wirklich sehr schön.

Was dem Film fehlt, ist ein starker Schurke. Insgesamt gibt es drei Üble: neben dem Bischof noch den neuen Hauptmann der Wache und den gelbzahnigen Cezar, einen Jäger und Mörder. Beide aber machen gegen Navarre und seinen jungen Freund keinen Stich, was die Spannung einseitig verteilt. Und der Bischof selbst, den John Wood ("The Purple Rose of Cairo" – 1985; War Games: Kriegsspiele – 1983; Schlachthof 5 – 1972) lustlos durch den Film spielt, wandelt mit einem Gesichtsausdruck durch Palast und Dom, als sei er längst depressiv geworden darüber, dass er immer wieder seine Schergen losschickt, die mit leeren Händen zurückkommen, und Isabeau ihn ja immer noch nicht will.

"Ladyhawk" bietet zwei Stunden bunte Fantasy-Unterhaltung mit hohen Schauwerten, kernigen Kerlen, holden Ladys und lockeren Dialogen.

Wertung: 7 von 9 D-Mark
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