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Plakatmotiv: Bullet Train (2022)

Filmspaß für einen Nachmittag
mit Knabberzeug und Bier

Titel Bullet Train
(Bullet Train)
Drehbuch Zak Olkewicz
nach dem Buch von Kôtarô Isaka
Regie David Leitch, USA, Japan 2022
Darsteller

Brad Pitt, Joey King, Aaron Taylor-Johnson, Brian Tyree Henry, Andrew Koji, Hiroyuki Sanada, Michael Shannon, Sandra Bullock, Bad Bunny, Logan Lerman, Zazie Beetz, Masi Oka, Karen Fukuhara, Kevin Akiyoshi Ching, Minchi Murakami, Kaori Taketani, Toshitaka Katsumi, Jim Garrity u.a.

Genre Action, Komödie
Filmlänge 127 Minuten
Deutschlandstart
4. August 2022
Website sonypictures.de/bullet-train
Inhalt

Bullet Train: So wird der Shinkansen-Zug auf der Strecke Tokio – Kyoto auch genannt, da er mit unglaublichen 320 Kilometern pro Stunde hin und her rast. An Bahnhöfen hält der Zug maximal eine Minute, dann schließen sich die Türen und die Fahrt geht weiter. An Bord des Shinkansen ist auch Ladybug, ein vom Pech verfolgter Auftragskiller, der im Hochgeschwindigkeitszug einen Aluminiumkoffer an sich bringen soll.

Dieser Koffer gehört im Moment Tangerine und Lemon, zwei weiteren Auftragskillern, die im Zug auf dem Weg zum Unterweltboss "Weißer Tod" sind, dessen Sohn sie aus der Hand der Triaden befreit haben; in dem Koffer, den Ladybug an sich gebracht hat und der eigentlich Tangerine und Lemon gehört, ist eine Menge Geld.

Der Auftrag wirkte ganz einfach, denn eigentlich wollte Ladybug an der nächsten Station den Zug – mit Koffer – schon wieder verlassen. Daran wird er allerdings von vom "Wolf" gehindert – einem weiteren Auftragskiller auf Rachemission. Für Ladybug wird der Auftrag nicht einfacher. Denn der "Wolf" ist nicht der letzte Profikiller, dem er im Zug begenet. Erstaunlicherweise haben es nicht alle auf die gleiche Zielperson abgesehen – und doch scheinen ihre Aufträge miteinander verbunden.

Natürlich kommen sich die Killer reichlich in die Quere und im Hochgeschwindigkeitszug entbrennt ein chaotischer Kampf auf Leben und Tod …

Was zu sagen wäre

"Bullet Train" ist natürlich ein markiger Titel für eine Actioncomedy. Da sagt ja der Name des Zuges schon, dass es da gleich hoch hergehen wird. Dann liest man, dass der Name gar nichts mit Kugeln aus irgendeiner Schusswaffe zu tun hat, sondern der japanische Schnellzug Shinkansen im Volksmund so genannt wird, weil er so schnell ist. Und, wo wir schon dabei sind, außergewöhnlich viel geschossen wird in dem Film auch nicht, die Herrschaften Killerprofis morden sich mit Koffern, Giftschlangen, Messern. Und dann auch mal mit einer Pistole. Aber Ladybug zum Beispiel mag keine Pistolen. Er mag auch seinen Job nicht besonders, ist ausgebrannt, zieht das Unglück an wie eine Glühbirne Insekten und will sich eigentlich in ein Kloster zum Meditieren zurückziehen. Ladybug ist also der klassische Held in einem Drama: Er will nicht, aber er muss.

Der Trailer hat den Film als eine lange, fröhliche Prügelei in einem Zug verkauft und dabei den eigentlichen Spaß unterschlagen. Ja, es wird sich ordentlich geprügelt und es tauchen immer neue irre Killer mit einer Marotte auf. Aber alle haben eine Geschichte, die sie letztlich in diesen Zug geführt hat. Und während die Schlägereien mit zunehmender Filmdauer von immer mehr digitalen Effekten unterfüttert werden und den Zuschauer ermüden, ist es unterhaltsam, dem Rätsel hinter dem Sinn des ganzen Films zu kommen. Immer häufiger taucht der Name des gefürchteten Bosses "Weißer Tod" auf, der bald sowas ist wie Keyser Söze in den Üblichen Verdächtigen (1995), ein grausames Phantom. Plakatmotiv: Bullet Train (2022) Alle Killer und Killerinnen im Zug hängen mit dem Unterweltboss zusammen und die Aufgabe des Zuschauers ist, herauszufinden, wie und warum. Und zwischendurch wird geprügelt, geballert und vergiftet.

Meist ist die Kamera im Zug bei seinen weniger werdenden Passagieren. Daraus, dass der Zug selten hält und dann immer nur genau eine Minute, zieht die Dramaturgie ihre Spannung: Man kann sich im Zug verstecken, zum Beispiel auf einer Smart Toilet, oder den Zug verlassen, dann ist man aber raus aus dem Spiel. Ladybug also kann den Zug nicht verlassen, er ist ja die Hauptfigur und wird gespielt von Brad Pitt (Ad Astra – Zu den Sternen – 2019; Once Upon a Time in Hollywood – 2019; Deadpool 2 – 2018; The Big Short – 2015; Herz aus Stahl – 2014; The Counselor – 2013; 12 Years a Slave – 2013; World War Z – 2013; Die Kunst zu gewinnen – Moneyball – 2011; Inglourious Basterds – 2009; Der seltsame Fall des Benjamin Button – 2008; "Burn After Reading" – 2008; Ocean's 13 – 2007; Mr. & Mrs. Smith – 2005; Ocean's Twelve – 2004; Troja – 2004; Geständnisse – Confessions of a Dangerous Mind – 2002; Ocean's Eleven – 2001; Mexican – 2001; Snatch – Schweine und Diamanten – 2000; Fight Club – 1999; Rendezvous mit Joe Black – 1998; Vertrauter Feind – 1997; Sleepers – 1996; 12 Monkeys – 1995; Sieben – 1995; Legenden der Leidenschaft – 1994; True Romance – 1993; Kalifornia –1993; Aus der Mitte entspringt ein Fluss – 1992; "Cool World" – 1992; Thelma & Louise – 1991). Pitt spielt den Killer als freundlichen Melancholiker, der eigentlich nur nach Hause will. Er versteht schon, warum sein Gegenüber ihn gerade umbringen will, aber finden wir nicht eine bessere Lösung. Es wirkt nicht, als habe er sich sonderlich anstrengen müssen für die Rolle, aber sie hat ihm augenscheinlich Spaß gemacht. Soviel, dass er angeblich die meisten Prügelszenen selbst gespielt hat und dabei einmal Aaron Taylor-Johnson (Tenet – 2020; Nocturnal Animals – 2016; Avengers: Age of Ultron – 2015; Godzilla – 2014; Kick-Ass 2 – 2013; Savages – 2012; Kick-Ass – 2010) so an der Hand verletzt hat, dass der eine Nacht in Krankenhaus verbrachte.

Manchmal verlässt die Kamera den Zug. Dann zeigt sie in Rückblenden Details aus dem Leben der ganzen Killer und Gründe, warum sie heute hier im Zug sind. Sogar eine unbedeutend erscheinende Wasserflasche bekommt eine Rückblende. In diesen Rückblenden wird deutlich, welchem Vorbild David Leitch (Fast & Furious: Hobbs & Shaw – 2019; Deadpool 2 – 2018; Atomic Blonde – 2017) etwas zu eifrig folgt. Die grotesken Killszenen, die schnoddrigen Dialoge erinnern an Quentin Tarantinos Werk, ohne dessen Souveränität zu erreichen. Aber Leitch fügt alle ausgeworfenen Fäden am Ende zusammen, tatsächlich erfährt man auch, warum der Zug so unnatürlich leer ist, die wenigen Passagierstatisten an Bord verschwinden mit der Zeit alle, dafür winken hier und da Stargäste wie Channing Tatum (The Lost City – 2022), Sandra Bullock (Ocean's 8 – 2018) oder Ryan Reynolds (The Adam Project – 2022) mit einem Kurzauftritt in die Kamera – das ist irgend so eine Art Gegengeschäft, gerade erst war Hauptdarsteller Brad Pitt zu Besuch im Dschungel von The Lost City (2022), in dem Sandra Bullock und Channing Tatum die Hauptrollen spielen.

"Bullet Train" ist meistens unterhaltsam, aber nie steht einem der Mund offen vor Staunen. Auf dem Höhepunkt übernehmen auffällig die Pixelkünstler an ihren Designmaschinen das Ruder, sodass man sich in Ruhe eine neue Schale Nachos besorgen kann, ohne Essenzielles zu verpassen.

Wertung: 4 von 8 €uro
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