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Plakatmotiv: Legenden der Leidenschaft (1994)

Große Emotionen perlen
in XXL-Taschentücher

Titel Legenden der Leidenschaft
(Legends of the Fall)
Drehbuch Susan Shilliday & William D. Wittliff
nach einem Roman von Jim Harrison
Regie Edward Zwick, USA 1994
Darsteller

Brad Pitt, Anthony Hopkins, Aidan Quinn, Julia Ormond, Henry Thomas, Karina Lombard, Tantoo Cardinal, Gordon Tootoosis, Paul Desmond, Christina Pickles, Robert Wisden, John Novak, Kenneth Welsh, Bill Dow, Sam Sarkar u.a.

Genre Drama
Filmlänge 133 Minuten
Deutschlandstart
30. März 1995
Inhalt

In den Bergen Montanas wachsen die drei Brüder Samuel, Tristan und Alfred mit ihrem Vater, einem ehemaligen Kavallerie-Offizier, und einigen Landarbeitern auf einer Ranch auf. Unter ihnen Ein-Stich, ein Indigener, der vor allem Tristan mit seiner naturnahen Tradition prägt.

Vater Colonel Ludlow hatte sich, nachdem er Zeuge der unmenschlichen Vertreibung der sogenannten "Indianer" geworden war, auf die Ranch zurückgezogen.
Der jüngste der drei Brüder verlobt sich mit seiner große Liebe Susannah, bevor er in den Ersten Weltkrieg zieht, in den England gerade verstrickt wurde. Seine Brüder ziehen mit, um ihren kleinen Bruder zu beschützen. Allerdings fällt dieser schon früh. Während Alfred aufgrund einer Schussverletzung zurück nach Hause geschickt wird, wird Tristan wegen seiner mentalen Verfassung aus dem Dienst entlassen.

Susannah, die in dieser ganzen Zeit auf der Ranch geblieben ist, und Tristan verlieben sich ineinander, doch auch Alfred hat große Gefühle für Samuels Ex-Verlobte. Susannah steht zwischen beiden, die auf unterschiedliche Weise um ihre Liebe kämpfen: Alfred, der treue Politiker, und Tristan, der ruhelose Abenteurer …

Was zu sagen wäre

Montana, saftiges Bergland, Anfang des 20.Jahrhunderts. Die große Siedlungswelle von Ost nach West ist vorbei, die Menschen haben sich niedergelassen, die einen in Städten, in denen sie Handel treiben, Politik machen, Verbrechen begehen, die anderen draußen in der Weite des Landes, wo sie ihr Land bestellen und Vieh züchten. So einer ist der ehemalige Colonel Ludlow, der sich nach einem Massaker an den Indianern aus der Welt zurückgezogen hat. Er würde niemals in die Stadt gehen; in seinen Augen leben da nur Verbrecher, egal ob sie Handel treiben oder Politik machen. Mit seinen drei Söhnen, den befreundeten Helfern lebt da draußen ein großer Männerbund, lauter Kerle, einander in inniger Liebe verbunden. Bis eine Frau ins Spiel kommt, die Verlobte des Jüngsten. Da bekommt der Männerbund bald Risse und das Drama nimmt seinen Lauf.

Und was das für ein Drama wird. Ununterbrochen tönen die Violinen im Dutzend vom Score, um der Schönheit, die die Bilder transportieren, den letzten Schliff zu geben und den Männern jene Melancholie, die aus profanem Liebesdreieck große Oper macht. Edward Zwick (Nochmal so wie letzte Nacht… – 1986 ) spannt einen großen Bogen von 1913 bis 1963. Bei so einer Strecke kann sich der Film nicht lange an erzählerischen Feinheiten aufhalten. Der Film erzählt Episoden, springt von einer Begebenheit zur nächsten, lässt so mögliche dramaturgische Längen erst gar nicht aufkommen und forciert gleichzeitig die Dramafrequenz. Plakatmotiv: Legenden der Leidenschaft (1994) Es fliegen verliebte Blicke zwischen einem Brad Pitt, dessen Kopf unter blondem Wallehaar gülden erstrahlt, und einer Julia Ormond aus verunsicherten Rehaugen ("Nostradamus" – 1994; "Das Wunder von Macon" – 1993). Es blitzt der Hass zwischen zwei Brüdern, die dieselbe Frau lieben, Kein und Abel lassen grüßen, es moralisiert der stolze Vater, den Anthony Hopkins als unnachgiebigen Patriarchen mit ehernen Grundsätzen spielt (Was vom Tage übrig blieb – 1993; Bram Stoker's Dracula – 1992; Wiedersehen in Howard's End – 1992; Freejack – Geisel der Zukunft – 1992; Das Schweigen der Lämmer – 1991; 24 Stunden in seiner Gewalt – 1995; Die Bounty – 1984; Der Elefantenmensch – 1980; Die Brücke von Arnheim – 1977; Achtzehn Stunden bis zur Ewigkeit – 1974). Als Hintergrundrauschen, sozusagen die Wandtapete fürs große Drama, donnern die Schützengräben des ersten Weltkrieges, in denen der jüngste Bruder sein Leben lässt und der blonde Tristan daraufhin auf Menschenjagd geht und zahllose deutsche Soldaten skalpiert; später gelten die Regeln der Prohibition, gegen die alle verstoßen und für ordentlich Schmugglergewinn über Leichen gehen.

In diesen übergroßen Settings bewegen sich die Liebenden und die Hassenden und zwischen diesen beiden bekämpft Tristan seine große Depression, weil er seinen kleinen Bruder nicht beschützen konnte. Brad Pitt spielt Tristan als den großen Einsamen ("Interview mit einem Vampir" – 1994; True Romance – 1993; Kalifornia –1993; Aus der Mitte entspringt ein Fluss – 1992; "Cool World" – 1992; Thelma & Louise – 1991), den Mann, der keine Ruhe findet, der am Steuer eines Dreimasters in stürmischer See den Kurs hält, der mit seinem geliebten Pferd über die Prairie prescht und mit Menschen eher nicht zurecht kommt – wenn er und Susannah nicht gerade miteinander schlafen, dreht er ihr meist den Rücken zu, streichelt lieber sein Pferd, als dass er der Frau, die er – vielleicht – liebt, in die Augen schauen mag.

Blöderweise muss jeder Film einmal enden und das tut diesem hier nicht gut. Nicht, weil wir ununterbrochen weiter großes Drama zu Violinbegleitung gucken wollten, sondern, weil sich plötzlich doch noch ein ausgiebiges Drama auftut, das der Film am Stück verfolgt bis zu seinem unvermeidlichen Shoot Out. Da verliert der Film seinen melancholischen von Drama zu Drama springenden Rhythmus, wird es hektisch und ein bisschen viel des Klischees, wenn die bösen Alkoholschmuggler gegen den guten Alkoholschmuggler Tristan antreten und sich dazwischen irgendwie noch der mal mehr mal weniger geliebte älteste Bruder Alfred als lokale Politgröße von Schmugglers Gnaden behaupten muss.

Edward Zwick ist ein großes Meldodram gelungen – par excellence. Weniger filigrane Filmkunst mit Botschaft, statt dessen Epos mit wuchtigen Kerle, großen Gefühle, saftigen Landschaftspanoramen und romantischer Liebe im Gegenlicht.

Wertung: 9 von 10 D-Mark
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