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Plakatmotiv: Freejack – Geisel der Zukunft (1992)

Durchschnittsware in
Futuristischem Design

Titel Freejack – Geisel der Zukunft
(Freejack)
Drehbuch Steven Pressfield & Ronald Shusett and Dan Gilroy
nach dem Roman "Immortality, Inc." von Robert Sheckley
Regie Geoff Murphy, USA 1992
Darsteller

Emilio Estevez, Mick Jagger, Rene Russo, Anthony Hopkins, Jonathan Banks, David Johansen, Amanda Plummer, Grand L. Bush, Frankie Faison, John Shea, Esai Morales, Wilbur Fitzgerald, Jerry Hall, Glen Trotiner, Jody Waddell, J. Don Ferguson, Tom Barnes, James Mayberry u.a.

Genre Action, Science Fiction
Filmlänge 110 Minuten
Deutschlandstart
30. April 1992
Inhalt

New York, 1991: Der Autorennfahrer Alex Furlong kommt bei einem schweren Unfall ums Leben. Doch kurz vor dem Aufprall seines Rennwagens wird der junge Mann ins Jahr 2009 geschleudert, wo Reiche ihr Bewusstsein abspeichern und in neue Körper transplantieren können. Ian McCandless, der Leiter eines einflussreichen Konzerns, ist nicht nur der Erfinder dieser Bewusstseinsübertragung, sondern auch selbst einer dieser sterbenden Schwerreichen, die nach Unsterblichkeit trachten. Er benötigt Alex' gesunden, kräftigen Körper.

Doch der Verunglückte spielt nicht mit, befreit sich und will stattdessen in Erfahrung bringen, was aus Julie Redlund, seiner einstigen Freundin, geworden ist. Ihm auf den Versen ist der "Knochenjäger" Victor Vacendak. Da bekommt Alex einen unerwarteten Verbündeten …

Was zu sagen wäre

Wir schreiben das Jahr 2009. Die USA haben den Wirtschaftskrieg verloren. Wenige Reiche tummeln sich in den Metropolen in luxuriösen Glastürmen. Alle anderen leben von der Hand in den Mund, verfeinern sich die Ratte zum Abendbrot mit aus dem Müll zusammengematschter Sauce – „Das Fleisch alleine kriegst Du ja nicht runter!“. Die Autos auf den Straßen sehen aus, als habe Luigi Collani zu viel Gras geraucht. Die Schurken feuern jetzt mit Laserpistolen, aber immer noch großflächig daneben. Das New York dieser Zukunft spiegelt die Vision einer Dystopie, die uns auch schon Filme wie Running Man (1987), Die Klapperschlange (1981) oder auch THX 1138 (1971) gezeigt haben: Infolge eines gnadenlosen Kapitalismus' ist jede soziale Struktur verloren gegangen, Geld regiert die Welt.

Wer will und – natürlich – das Geld hat, kann sich auch einen jungen, gesunden Körper aus einer Vergangenheit, in der die Luft, die wir atmen noch sauber und die Nahrung, die wir essen, noch gesund und vitaminreich war, in die Gegenwart holen, seinen eigenen Geist in diesen Körper hinein transferieren und noch viele zusätzliche Jahre weiter leben. Die Ausgangssituation zu dem Film ist ein bisschen sperrig, liefert aber für die gröbsten Klöpse Erklärungen – und auf die Frage, wieso gerade einen aus dem Jahr 1991 und nicht einen knackigen griechischen Athleten aus dem Altertum und warum gerade diesen farblosen Rennfahrer, der auch nicht gerade aussieht wie, sagen wir, Mel Gibson, ist die Erklärung geradezu entwaffnend treuherzig.

Mit Speck fängt man Mäuse, schon okay, wenn Filmproduzenten soziale Missstände thematisieren wollen und das in den eleganten Mantel eines futuristischen Actionfilms verpacken. Aber hier wollen ein paar Hollywoodproduzenten mit dem Abklatsch eines Sozialdramas à la Soylent Green durchschnittliche Actionware an den Mann bringen, die sich für soziale Missstände gar nicht interessiert. Plakatmotiv (US): Freejack (1992) Als Köder winken sie mit Mick Jagger, Rocklegende, Großmaul, Superstar. Der spielt einen hochgerüsteten Kopfgeldjäger in Ledermontur, der mehrfach die Seiten wechselt und dafür mit einem Gesichtsausdruck auskommt. Die Rolle dieses „Knochenjäger“ Victor Vacendak ist auf so ganzer Linie gar nichts besonderes, dass man sich im Kinosessel leise Sorgen macht, ob Mick Jagger vielleicht nicht genug Abwechslung im Leben hat. Den Titelsong "Hit between the Eyes" präsentieren dann die Scorpions.

Des kommerziellen Glückes Geschick spült den Produzenten einen weiteren jetzt sehr prominenten Namen auf die Besetzungsliste, der dort erst an vierter Stelle auftaucht, seit vergangenem Jahr aber, als er den Menschenfresser Hannibal Lecter spielte, in, nun ja, aller Munde ist: Anthony Hopkins (24 Stunden in seiner Gewalt – 1990; Die Bounty – 1984; Die Brücke von Arnheim – 1977; Achtzehn Stunden bis zur Ewigkeit – 1974) spielt den schwer reichen und freundlich auftretenden Mogul Ian McCandless. Hopkins soll das Überraschungsei sein, der fürsorgliche Gönner, dabei haben wir seine Stimme schon viele Szenen vorher, als er einmal als gruseliges Kapuzen-Hologramm auftauchte, erkannt und wissen also, dass er es ist, der Alex' Körper haben will. Regisseur Geoff Murphy drechselt daraus unbeirrt ein großes Geheimnis, das auf einen Aha-Tusch hin dramatisiert wird und dort verpufft wie Popcorn im heißen Topf. Hopkins als Auftraggeber sorgt für Szenen in futuristischer Architektur, bei der die Special-Effect-Techniker sich mit schlechten Bluescreen-Masken ins Nirwana tricksen, und Jagger als Jäger für leere Schießereien, Explosionen und eine Autoverfolgung ohne Witz.

Zwischen all diesem Nichts formiert sich der größte Special Effect: Der Film behauptet eine große Liebe zwischen Rene Russo und Emilio Estevez. Sie spielt Julie, die Freundin von Alex, bis der vor 18 Jahren bei diesem Autounfall ums Leben kam. Damals war Julie ein naives Mädchen, verknallt in den feurigen Rennfahrer. Heute liegen ihr Potentaten zu Füßen, sie verhandelt souverän japanische Bosse unter den Tisch. Und verfällt dann wieder diesem farblosen Alex? Der hat ein freundliches Herz und das ist ja in dieser dystopischen Zukunft schon eine Menge wert. Aber er hat sonst nichts – kein Charme, kein Esprit, kein Sexappeal. Emilio Estevez, der sonst als Best Buddy der Hauptfigur oder als der zuverlässige Typ in der Gang nicht unangenehm auffällt, ist als Loverboy eine Fehlbesetzung ("Men at Work" – 1990; Young Guns – Sie fürchten weder Tod noch Teufel – 1988; Die Nacht hat viele Augen – 1987; Rhea M. – Es begann ohne Warnung – 1986; St. Elmo's Fire – 1985; Der Frühstücksclub – 1985; Die Outsider – 1983).

Wertung: 2 von 10 D-Mark
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