Paris, der Prinz von Troja, raubt Königin Helena von Sparta. Darüber ist deren Gatte, Menelaos, nicht begeistert.
Die Sippenehre gebietet: Wenn Menelaos provoziert wird, trifft die Provokation auch seinen Bruder Agamemnon, den mächtigen König von Mykene, der prompt die Stämme Griechenlands zusammenruft, um Helena seinerseits den Trojanern zu rauben und so die Ehre seines Bruders wiederherzustellen.
Doch in Wahrheit schiebt Agamemnon die Familienehre nur vor - tatsächlich ist seine immense Habgier das Hauptmotiv: Er muss Troja unterwerfen, wenn er die Vorherrschaft seines bereits riesigen Reiches sichern will. In der von Mauern bewehrten Stadt regiert König Priamos, verteidigt wird sie vom gewaltigen Prinz Hektor. Diese Festung hat bisher allen feindlichen Angriffen widerstanden. Ob Troja siegt oder fällt, hängt nur von einem einzigen Mann ab: Achilles - er gilt als der größte Krieger seiner Zeit.
Achilles ist arrogant, rebellisch und schier unüberwindlich - er nimmt für niemanden Partei, ihn interessiert allein sein eigener Ruhm. Weil er als Held unbedingt unsterblich werden will, entschließt er sich, für Agamemnon gegen die Tore Trojas zu stürmen - doch letztlich ist es die Liebe, die sein Schicksal besiegeln wird …
Großartig ist die leichtfertige Verknüpfung im Drehbuch: „Nach Homers Ilias”. Komisch: Da hat Menealos überlebt. Da ist Helena mit ihm schließlich nach Sparta zurückgekehrt. Auch Agamemnon war eine triumphale Rückkehr beschieden. Er sollte erst später von einer Geliebten gemeuchelt werden.
Aber wie sähe das denn aus? In einem Film für 200 Millionen Dollar! Die Bösen überleben? Das geht nicht, also hat sich Wolfgang Petersen (Der Sturm – 2000; Air Force One – 1997; Outbreak – 1995; In the Line of Fire – 1993; "Tod im Spiegel" – 1991; Enemy Mine – Geliebter Feind – 1985; Die unendliche Geschichte – 1984; Das Boot – 1981; Smog – 1973) einige Freiheiten genommen und Liebe-und-Rache-Version in Sandalen gedreht.
Da fliegt die Kamera über tausenköpfige Heere, die schmachtet die blond-blauäugige Helena ohne einen Funken Erotik im Antlitz (hätte die in Griechenland nicht eigentich eher von dunklem Teint sein sollen?), da muskelt Brad Pitt (Geständnisse – Confessions of a Dangerous Mind – 2002; Ocean's Eleven – 2001; Mexican – 2001; Snatch – 2000; Fight Club – 1999; Rendezvous mit Joe Black – 1998; Vertrauter Feind – 1997; Sleepers – 1996; 12 Monkeys – 1995; Sieben – 1995; Legenden der Leidenschaft – 1994; Aus der Mitte entspringt ein Fluss – 1992; Thelma & Louise – 1991) – in der deutschen Version jetzt mit der Synchronstimme von Nicolas Cage – und glutäugelt Eric Bana. Da überstrahlt nur noch Peter O'Toole mit seinen wasserblauen Augen als Priamos (Phantoms – 1998; Der letzte Kaiser – 1987; Supergirl – 1984; Der lange Tod des Stuntman Cameron – 1980; Caligula – 1979; Wie klaut man eine Million? – 1966; Was gibt's Neues, Pussy? – 1965; Lawrence von Arabien – 1962).
Eine Liga für sich ist wieder mal Brian Cox, der Agamemnon spielt und einmal mehr den Arroganzling gibt, den er unter anderem in X-Men 2 kultiviert hat.
Höhepunkt ist der große Kampf des Achilles gegen den Prinzen von Troja, Hector. Hier haben sich die Stunt-Koordinatoren viel einfallen lassen.
So richtig umhauen tut einen diese Sandalenversion der Lindenstraße nicht und den viel zitierten Vergleich mit dem Gladiator besteht der Film nicht. Aber er liefert doch wenigstens einen unterhaltsamen Nachmittag.
Persönliches: Ich finde, die Produzenten und Kinobesitzer könnten sich mal was für die Pausen überlegen, die sie in die Filme jetzt gerne hineinvergewaltigen – wie wäre es mit einem vernünftigen Übergang von Film zu Pause. Bei Ben Hur gab es das noch: Ein gestaltetes Marmorbild "Intermission".