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Plakatmotiv: The Adam Project (2022)

Gelungene Zeitreise-Geschichte
mit einigen geänderten Vorzeichen

Titel The Adam Project
(The Adam Project)
Drehbuch Jonathan Tropper & T.S. Nowlin & Jennifer Flackett
Regie Shawn Levy, USA 2022
Darsteller
Ryan Reynolds, Walker Scobell, Zoe Saldaña, Jennifer Garner, Mark Ruffalo, Catherine Keener, Alex Mallari Jr., Braxton Bjerken, Kasra Wong, Lucie Guest, Donald Sales, Esther Ming Li, Ben Wilkinson, Isaiah Haegert, Milo Shandel, Ellie Harvie u.a.
Genre Action, Abenteuer
Filmlänge 106 Minuten
Deutschlandstart
11. März 2022 (Streaming)
Inhalt

Der Junge Adam ist verhaltensauffällig, seit sein Vater gestorben ist und seine Mutter alle Mühe hat, den Jungen emotional nicht zu verlieren. Dieses Problem gerät jedoch in den Hintergrund, als eines Tages ein Jet in der Nähe von Adams Zuhause abstürzt. Der Junge begibt sich an den Unglücksort und findet einen verwundeten Piloten.

Nach einer kurzen Kennenlernphase steht fest: Bei dem fremden Mann handelt es sich um Adam selbst, der aus der Zukunft kommt, um ein schlimmes Ereignis abzuwenden. Gemeinsam mit seinem jüngeren Selbst macht er sich deshalb auf die Suche nach seinem Vater, der der Schlüssel zu allem zu sein scheint.

Doch bewaffnete Widersacher mit High-Tech-Ausrüstung sind den beiden Adams auf den Fersen. Gut, dass sie im Kampf gegen die Verfolger Unterstützung von der toughen Laura bekommen …

Was zu sagen wäre

Diesmal ist es anders. In Zeitreisegeschichten gilt sonst gerne die Regel, das man sich in der Vergangenheit nicht selbst begegnen darf, weil sonst irgendwas kosmisch Katastrophales passiert. Hier zieht der Film aus dieser Begegnung seinen Nektar. Kleiner Junge trifft den erwachsen gewordenen Jungen, der irgendwie sein großer Bruder wird, gleichzeitig aber die Summe all des Zorns verkörpert, den der kleine Junge im Laufe seines Lebens anhäuft, weil sein stets viel zu viel arbeitender Vater viel zu früh gestorben ist. Die unvollendete Beziehung zwischen Sohn und Vater spielt auch in diesem Hollywoodprodukt wieder eine entscheidende Rolle, es bleibt das zentrale Thema der durch immer neue Kriegseinsätze andauernden vaterlosen US-Gesellschaft.

Hier treffen also das junge und das erwachsene Ich aufeinander und haben die Aufgabe, sich gegenseitig die Wunden zu pflegen, die den hochintelligenten Jungen aus der liebevollen Fürsorge der Mutter in die militärische Action treibt und das erwachsene Ich, das die liebevollen Erinnerungen an den Vater seiner Kindheit verdrängt hat, zum Zyniker werden ließ. Dabei ist es nur wenig seltsam, dass der zwölfjährige Junge selbst in stressigen Momenten so geschliffene Dialoge führen kann und klüger klingt, als sein erwachsenes Ich und altersweiser ist als seine Mutter. Es ist ein Manko der Autoren aus der Filmindustrie, dass sie Kinder in Drehbüchern mit Eigenschaften ausstatten, die eher zu den Altersgenossen der Autoren passen, keinesfalls zu Kindern. Regisseur Shawn Levy, der eine Schwäche hat für komplizierte Storykonstruktionen, die er mit leichtfüßigem Charme und witzigen Dialogen aufbricht (Free Guy – 2021; Sieben verdammt lange Tage – 2014; Real Steel – 2011; "Nachts im Museum" – 2006; Der rosarote Panther – 2006; Im Dutzend billiger – 2003; Lügen haben kurze Beine – 2002) sorgt hier dafür, dass es ein großer Spaß ist, Jung und Alt zuzuschauen, wie sie sich gegenseitig die Augen öffnen. Und nebenbei noch mit Vater und Mutter wieder klarkommen.

Das ist kein Film, bei dem man sich um jemanden sorgen muss. Selbst, als Zoe Saldaña mittendrin getötet wird, ist klar – Hey: Dies ist ein Zeitreisefilm – sie bleibt nicht tot. Ryan Reynolds, der den erwachsenen Adam spielt, der kindsköpfiger ist als der junge Adam, hat sich seit Deadpool die Rolle des charmanten Klamaukbruders einverleibt, gerne unter der Regie Shan Levys, wo er dann gleich auch als Produzent auftritt. Er hat hier seine Nische gefunden, die er mit wunderbaren Auftritten füllt ("Red Notice" – 2021; Free Guy – 2021; Killer's Bodyguard 2 – 2021; Fast & Furious: Hobbs & Shaw – 2019; Deadpool 2 – 2018; Killer's Bodyguard – 2017; Das Jerico Projekt – 2016; Deadpool – 2016; A Million Ways To Die In The West – 2014; R.I.P.D. – 2013; Safe House – 2012; Green Lantern – 2011; Selbst ist die Braut – 2009; X-Men Origins: Wolverine – 2009; Blade: Trinity – 2004).

Die Geschichte ist angemessen hanebüchen. Die Zukunft ist zum Zeitpunkt, als wir einsteigen schon verändert. Was bedeutet, dass die Helden tun dürfen, tun müssen, was sonst stets streng verboten ist – die Vergangenheit ändern. Dazu kommt eine Liebesgeschichte zwischen Adam und Laura, die in der Zukunft begann, vier Jahre vor uns tragisch endete und heute, der Hauptteil des Films spielt 2022, ihre kurze Fortsetzung findet, bevor die Vergangenheit dahingehend geändert wurde, dass die Zukunft nicht mehr aussieht „wie bei Terminator an einem guten Tag“ – und alles von vorne beginnen muss. Auch die Liebe. "The Adam Project" ist ein sogenannter Film für die ganze Familie. Eine Love Story, ordentliche Action mit vielen digitalen Effekten, eine Mutter-Sohn-Verlorenheit und schön geschriebene Dialoge. Levy nimmt Anleihen bei Steven Spielbergs Kino aus den 1980er Jahren, als noch so vieles in aller Unschuld möglich war. Levys Nachtbilder leuchten im blau schimmernden Gegenlicht, der Mond strahlt hell und den Erwachsenen ist grundsätzlich nicht zu trauen.

Wertung: 4 von 8 D-Mark
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