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Plakatmotiv: Selbst ist die Braut (2009)

Charmante Romantic Comedy, die
Gleichberechtigung vortäuscht

Titel Selbst ist die Braut
(The Proposal)
Drehbuch Peter Chiarelli
Regie Anne Fletcher, USA 2009
Darsteller

Sandra Bullock, Ryan Reynolds, Malin Akerman, Craig T. Nelson, Mary Steenburgen, Denis O'Hare, Betty White, Denis O'Hare, Oscar Nuñez, Aasif Mandvi, Michael Nouri, Gregg Edelman, Michael Mosley, Dale Place, Alicia Hunt, Alexis Garcia, Kortney Adams u.a.

Genre Komödie, Romantik
Filmlänge 108 Minuten
Deutschlandstart
30. Juli 2009
Inhalt

Die erfolgreiche New Yorker Verlagslektorin und kanadische Staatsbürgerin Margaret Tate tyrannisiert ihr ganzes Büro, insbesondere ihren Assistenten Andrew Paxton. Als ihr Visumausläuft, droht ihr die unmittelbare Ausweisung aus den USA. Daraufhin entschließt sie sich, Andrew zu erpressen, ihn zu heiraten, und droht ihm, anderenfalls seine Karriere zu zerstören.

Einer ihrer Mitarbeiter, den Margaret zuvor entlassen hat, zeigt sie bei der Einwanderungsbehörde an. Der Beamte der Einwanderungsbehörde vermutet deshalb, dass es sich nur um eine Scheinehe handelt; er möchte beide Partner in einem persönlichen Gespräch einzeln befragen, was jeder über den anderen weiß, und rät den beiden, die Hochzeit abzusagen. Ansonsten würde Margaret sofort ausgewiesen werden und Andrew eine fünfjährige Gefängnisstrafe sowie eine hohe Geldstrafe erwarten. Dies schreckt Margaret allerdings nicht von ihrem Plan ab, und auch Andrew, mit der Aussicht auf eine Lektorenstelle, bleibt standhaft.

Kurz darauf reisen die beiden nach Sitka in Alaska zum Geburtstag von Andrews Großmutter. Dessen Eltern führen am Ort ein regelrechtes Imperium von Familienunternehmen und erweisen sich als außerordentlich wohlhabend. Andrew stellt Margaret seinen Eltern und seiner Großmutter vor, die vom Besuch der beiden begeistert sind. Im Haus von Andrews Familie kommen sich die beiden ungewollt näher.

Zunächst sind beide vom Wunsch der Eltern, in Alaska zu heiraten, nicht begeistert, stimmen aber dann doch zu. Während sich die Familie in den Hochzeitsvorbereitungen befindet, besucht der Beamte der Einwanderungsbehörde die beiden in Alaska, um noch einmal die Wahrhaftigkeit ihrer Absichten abzuklopfen …

Was zu sagen wäre

Den Schnösel outet der Film dadurch, dass er auf seinem Ergometer radelt, der Fernseher vor ihm eine Geländetour durch den Wald vorgaukelt, während er doch auf dem Lenker Akten abarbeitet. "The Proposal" ist einer dieser Filme, die einfach keine Überraschungen in petto haben, aber so charmant sind, dass man sich ihnen – in der richtigen Stimmung – nicht entziehen kann. Doch, eine Überraschung hat der Film: Der Schnösel ist kein Mann.

Anne Fletcher wechselt die Geschlechter. Der eklige Chef mit der arroganten You-are-fired-Attitüde ist eine Frau. Die servile Assistentin, die immer alles parat hat und den Kaffee pünktlich serviert, ist ein Mann. Das ist schon das ganze Geheimnis dieses Films, der nur funktioniert, weil er zwei Hauptdarsteller hat, die über sich selbst lachen können. Sandra Bullock, hier wahrscheinlich zum letzten Mal Everybody's Darling im Kino, wächst aus dieser Rolle langsam raus ("Die Vorahnung" – 2007; Das Haus am See – 2006; Miss Undercover 2 – 2005; L.A. Crash – 2004; Ein Chef zum Verlieben – 2002; Mord nach Plan – 2002; Miss Undercover – 2000; Speed 2: Cruise Control – 1997; Die Jury – 1996; Das Netz – 1995; Während du schliefst – 1995; Speed – 1994; Demolition Man – 1993). Parallel zu diesem Film hat sie gerade ihre erste Mutterrolle gespielt in Blind Side – Die große Chance.

Und Ryan Reynolds, der eigentliche Kanadier in diesem Film (während Sandra Bullock in Arlington/Virginia geboren wurde), nutzt seinen Status als Finger lickin', good looking Guy des amerikanischen Films, um in einem viel versprechenden Kinofilm die männliche Hauptrolle zu bekommen (X-Men Origins: Wolverine – 2009; Blade: Trinity – 2004). Wie der gut aussehende Assistent seiner Chefin die eigene, schrullige, aber herzensgute Verwandtschaft präsentiert und wie sich die Businessqueen in eine fühlende Frau verwandelt, hat viele schöne Momente. Darunter eine Slapstick-Nacktszene, mit der Sandra Bullock ihr komisches Talent unterstreicht. Ihre hinreißende Präsenz gibt dem Film sein Besonderes.

Die Story solcher Filme ist immer die gleiche: Absolute Gegensätze, die sich im Laufe von 100 Minuten anziehen, küssen und heiraten. Schon länger ist zu beobachten, dass es nicht die Männer sind, die den ersten Schritt machen, im Gegenteil: Meistens sind die Filmmänner zu tollpatschig, um eine Frau zu erobern. Sie muss den entscheidenden Schritt machen zum ersten Kuss. Denn erobern ist ein Akt der Gewalt und für Männer, die sich entsprechend benehmen, haben die Hollywood-Dramaturgen nur noch die Rolle des Schulhofrowdys reserviert.

Anne Fletcher ("27 Dresses" – 2008; "Step Up" – 2006) treibt diese Hollywood-Aufmerksamkeit auf die Spitze und liefert den passenden Film zum Zeitgeist, in dem Frauen bossy sein und männliche Sekretäre kujonieren können. So lernt Margaret etwa die Qualitäten ihres Pseudogatten nicht kennen, weil der sich – Mein Haus, mein Auto, mein Bankkonto – in Szene setzt, sondern weil die Schwiegermutter, die Schwiegergroßmutter und Andrews Exfreundin Gertrude dessen Qualitäten als Mann besingen – „Du hast großes Glück. Er ist wirklich der Beste. Was Du selbstverständlich schon weißt.

Im modernen, woken Hollywoodkino regeln Frauen ihre Paarungswünsche einfach untereinander. Die Silberrücken haben ausgedient. Andrew, der gut aussehende Assistent bekommt keine Chance, zu zeigen, was möglicherweise in ihm steckt. Überhaupt kein Mann in diesem Film bekommt die Chance, eine Entscheidung zu treffen, selbst Craig T. Nelson, der hier Andrews Vater spielt und in seiner Karriere immer wieder die Arschlöcher vom Dienst gespielt hat ("Die Eisprinzen" – 2007; Im Auftrag des Teufels – 1997; Das Attentat – 1996; "Scott & Huutsch" – 1989; Das Osterman-Weekend – 1983; Poltergeist – 1982) ist zwar der erfolgreiche Boss von lauter Geschäften da oben in Alaska, zieht aber bei seiner Frau und seiner Mutter immer den Kürzeren. Das bringt die Frauen, die den Kinosaal mehrheitlich besetzen, mit hoher Treffsicherheit zum Weinen, weil es gar so märchenhaft ist.

Die Männer neben den tränenreichen Frauen müssen sich aber nicht grämen. Das Hollywood-Geschäft ist immer noch ein von Männern dominiertes. Wenn also Andrew Margaret nicht heiratet, wird die nach Kanada abgeschoben und kann sich ihre Karriere als Herausgeberin namhafter Bücher an den Hut stecken. Es ist der Mann, der auch in diesem Film die letzte Entscheidung trifft.

Wertung: 4 von 7 €uro
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