Hélène führt ein tristes Leben als Herausgeberin kitschiger Liebesromane. Doch als eines Tages die alte und exzentrische Amerikanerin Mrs. Mills in das Appartement nebenan einzieht, kommt plötzlich wieder Schwung in ihren Alltag.
Die beiden ungleichen Frauen freunden sich in Windeseile an und Mrs. Mills wird schließlich das neue Werbegesicht für Hélènes Verlag – und das bringt großen Erfolg.
Doch eigentlich verfolgt die alte Dame einen ganz anderen Plan. Und eine alte Dame ist er auch nicht …
Eine Travestiekomödie, die nicht wirklich eine ist. Dass diese Mrs. Mills keine Frau ist, sehen wir auf dem Sofa vor dem Bildschirm sofort. Und die Figuren hinter der Mattscheibe brauchen auch nicht lange, um herauszubekommen, dass diese Mrs. Mills auf jeden Fall keine Mrs ist. Das ist auch gut so.
Männer in Frauenkleidern, die keiner als solche erkennt, ist ziemlich 1960er Jahre. Und wenn Pierre Richard die Hauptrolle spielt, der Große Blonde mit dem schwarzen Schuh (1972), der Hornochse, der irre Spaßvogel, der Flüchtige aus den 1980er Jahren und wir gleich erkennen, dass sich hinter der Maskerade keine Frau verbirgt, dann ist nicht er ein schlechter Komödiant, sondern dann steht die Travestie wohl auch nicht im Mittelpunkt. Darin steckt das Dilemma dieser unaufgeregten Komödie, dass ihr das Dilemma fehlt. "Mrs. Mills" ist kein Tootsie (1982). Pierre Richard in Frauenkleidern braucht keinen existenziell notwendigen Job, er will nur was klauen. Das ist eigentlich der ganze Clou, der sich auch nicht hinter raffinierten Erzählkniffs verbirgt. Letztlich ist "Mrs. Mills von nebenan“ eine entspannte Komödie ohne Spitzen, die von zwei französischen Stars getragen wird; der eine, Pierre Richard, eine Komödienlegende aus den 70er Jahren, die andere, Sophie Marceau, ein Star seit den 80er Jahren (Ein Augenblick Liebe – 2014; Und nebenbei das große Glück – 2012; Vergissmichnicht – 2010; Don't Look Back – Schatten der Vergangenheit – 2009; Auf der anderen Seite des Bettes – 2008; LOL (Laughing Out Loud) ® – 2008; Fluchtpunkt Nizza – 2005; Belphégor – Das Phantom des Louvre – 2001; James Bond – Die Welt ist nicht genug – 1999; Verborgenes Feuer – 1997; Anna Karenina – 1997; Braveheart – 1995; D'Artagnans Tochter – 1994; Meine Nächte sind schöner als deine Tage – 1989; Die Studentin – 1988; Chouans! – Revolution und Leidenschaft – 1988; Abstieg zur Hölle – 1986; Der Bulle von Paris – 1985; Fröhliche Ostern – 1984; La Boum 2 – Die Fete geht weiter – 1982; La Boum – Die Fete – 1980).
Richard und Marceau halten den Film angenehm in der Schwebe – man schaut ihnen gerne zu, nicht unbedingt der Handlung, in der es um die moderne Vermarktung altbackener Liebesromane geht, um eine kalte amerikanische Verlagsheuschrecke und um Trickbetrug in der Kunstszene. Da ist nichts tiefer ausgearbeitet, die Heuschrecke ist ein Klotz am Bein, der sieche Verlag immerhin so okay, dass eine Kampagne mit einer flotten ältlichen Dame reicht, um ihn flott zu kriegen, und die Kunstszene, über die sich in einem Film freilich viele Witze machen ließe, wie gerade erst The Square (2017) bewiesen hat, bietet für zwei Szenen die Kulisse, um eine Betrugsgeschichte zu erzählen, wie wir sie auch am gängigen Degeto-Freitagabend in der ARD erwarten dürfen – mitsamt der Auflösung.