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Plakatmotiv: Die Studentin (1988)

Sophie Marceau in
einer Art La Boum 3

Titel Die Studentin
(L'étudiante)
Drehbuch Claude Pinoteau & Danièle Thompson
Regie Claude Pinoteau, Frankreich, Italien 1988
Darsteller

Sophie Marceau, Vincent Lindon, Élisabeth Vitali, Jean-Claude Leguay, Elena Pompei, Roberto Attias, Brigitte Chamarande, Christian Pereira, Beppe Chierici, Nathalie Mann, Anne Macina, Janine Souchon, Virginie Demians, Hugues Leforestier, Jacqueline Noëlle, Marc-André Brunet, Isabelle Caubère, André Chazel u.a.

Genre Komödie, Romantik
Filmlänge 104 Minuten
Deutschlandstart
1. Juni 1989
Inhalt

Lehramtskandidatin Valentine studiert an der Pariser Sorbonne. Kurz vor dem angehenden Staatsexamen lässt sie sich auf einen leidenschaftlichen Flirt mit dem lebenslustigen Edouard ein. Der impulsive Edouard ist das genaue Gegenteil der gut organisierten Valentine.

Nach einer gemeinsamen Nacht, will sie sich wieder auf ihre Prüfungen konzentrieren, während er mit seiner Band durch Frankreich tourt. Doch Valentine bekommt Edouard nicht mehr aus dem Kopf. Was, wenn der One-Night-Stand die große Liebe ist?

Was zu sagen wäre

Kind, was bist du groß geworden! Als Claude Pinoteau seine Hauptdarstellerin zuletzt gesehen hatte, spielte das 16-jährige Mädchen unter seiner Regie die Schülerin Vic in La Boum 2 (1982), die sich in einen kickboxenden Mitschüler verliebt. Jetzt ist sie 22, studiert und Claude Pinoteau führt wieder Regie – und darf das Mädchen, in das sich einst ganz Frankreich verliebt hat, endlich ausziehen. Es ist eine Eigenart französischer Regisseure, Szenen zu drehen, in die sie ihre Hauptdarstellerinnen unbekleidet vor der Kamera schicken können. Im vorliegenden Fall könnten die Szenen genau so gut nicht im Film sein.

Sophie Marceau hat seit ihrer Vic eine filmische Entwicklung durchgemacht, die an Romy Schneider erinnert: Sie will weg von ihrem unschuldigen Mädchen-Image aus La Boum, kaufte sich für eine Million Francs aus dem Vertrag mit dem Studio Gaumont und spielt nun Prostituierte und Nacktszenen mit Claude Brasseur, der in La Boum noch ihren Vater spielte (Chouans! – Revolution und Leidenschaft – 1988; Abstieg zur Hölle – 1986; Der Bulle von Paris – 1985; Fröhliche Ostern – 1984; La Boum 2 – Die Fete geht weiter – 1982; La Boum – Die Fete – 1980). In "Die Studentin" heißt sie Valentine. Plakatmotiv: Die Studentin (1988) Aber würde man sie Vic rufen, fiele das nicht weiter auf. Spötter sagen, dieser Film müsse eigentlich "La Boum 3" heißen. Denn geändert hat sich nichts. Valentine ist eine eifrige Studentin, die sich als Lehrerin ihren Lebensunterhalt verdient. Sie ist den ganzen Tag auf Achse und verliebt sich in einen Mann, der sein Geld nachts auf Musikbühnen und auf Tournee verdient. Darin liegt schon das ganze Problem der beiden. Sie leben unterschiedliche Leben und finden wenig Zeit füreinander, was bei einer gerade erst keimenden Liebe zu Schwierigkeiten führt.

Das Medium Film, jedenfalls der Unterhaltungsfilm, eignet sich kaum für die Debatten, die solch eine Problematik auslösen. Und also lässt Pinoteau die Studentin Valentine ein ums andere Mal explodieren, wegen Nichtigkeiten, um dann eine tränenreiche Versöhnungsszene zeigen zu können. Dazwischen rennt Valentine von Prüfung zu Vorlesung zu hitzigen Debatten über das Verhalten von Figuren aus den Schriften Molières. Und sie zieht in eine Wohngemeinschaft, was den noch frischen Kontakt zu Edouard beinahe abreißen lässt, weil der die neue Telefonnummer nicht kennt. Und steht Edouard auf der Bühne oder im Tonstudio am Keyboard und lernt die wirtschaftlichen Härten des Showgeschäftes kennen. Da stehen sich also Künstler und Intellektuelle gegenüber. Ein Mann, der erste Erfahrungen darüber gesammelt hat, was es im Leben braucht, um über die Runden zu kommen, welche Enttäuschungen es bereit hält und auch, welche Versuchungen. Und eine Studentin mit vielen Idealen. Das ließe sich als Buch sicher hinreißend erzählen. Als Film, der von Bildern lebt, nicht so. Da bleibt Sophie Marceau in Erinnerung, die eine hinreißende Vorstellung als leidenschaftliche Studentin und zickige Geliebte abliefert, die in der finalen Rede vor der großen Prüfungskommission anhand von Molières Stücken über eben jene Unvereinbarbarkeit von der Liebe und dem Lebensentwurf des Anderen philosophieren darf, um die es in diesem Film geht. Hier siegt dann endlich das Wort über das Bild, kann Marceau die These des Drehbuchs in einer Art Konklusion zusammenfassen: Niemand kann von einem anderen verlangen, dass er von ihm so geliebt wird, wie er es erwartet, denn dies wäre der Gipfel des Egoismus. Klare These, für die es die 100 Filmminuten vorher nicht gebraucht hätte, in denen viele Bilder produziert, aber wenig Inhalt erzeugt wurde.

In der letzten Szene fallen sich Valentine und Edouard dann wieder in die Arme. Das sieht man doch lieber als dass man es liest.

Wertung: 4 von 10 D-Mark
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