Vic Beretton ist 13 Jahre alt, gerade neu an ihre Schule in Paris gekommen und sucht nach der großen Liebe. Schnell findet sie in der gleichaltrigen Pénélope eine Freundin und Verbündete, die ebenfalls Erfahrungen mit dem männlichen Geschlecht sammeln will. Insbesondere der süße Mathieu hat es Vic angetan.
Wenn da nur nicht ihre Eltern François und Françoise wären, eine Cartoonzeichnerin und ein Zahnarzt, die selbst in einer Ehekrise stecken, aber trotzdem noch überall mitreden und alles verbieten wollen. Nicht mal auf La Boum – die Fete, welche eine Riesenparty werden soll – wollen sie ihre Tochter gehen lassen.
Doch zum Glück kann Vic sich auf ihre Ur-Oma Poupette verlassen, auch wenn die Gefühle mal verrückt spielen und in Sachen Liebe das letzte Wort noch nicht gesprochen ist – insbesondere wenn bei den Männern die Untreue dazukommt …
Liebesirrungen und -wirrungen mögen je nach Alter der Beteiligten unterschiedlich aussehen. Schmerzlich sind sie aber in jedem Alter. Das führt uns diese charmante Komödie aus Frankreich vor Augen, in der ein solides Ehepaar sich trennt wegen eines zurückliegenden Seitensprungs und deren Tochter, die 13-jährige Vic, ihre erste Liebe erlebt.
Claude Pinoteau erzählt von diesen Wirrungen aus der Perspektive eines neugierigen Beobachters. Sein roter Faden durch die 100 Filmminuten ist die junge Vic, die lernen muss, wie man mit Jungs und dem ganzen Drumherum umgehen muss – oder umgehen kann. So reiht der Film zwar Szene an Szene. Die bauen aber nicht aufeinander auf. Pinoteaus Kamera besucht die Teenager im Laufe eines ganzen Schuljahres immer wieder. Es werden schulische Probleme Vics angedeutet, die sich aber nicht in den Vordergrund spielen. „Was hat sie denn nur“, fragt einmal ihr verdatterter Vater François und die Mutter Françoise antwortet „Sie ist 13.“ Es geht um die Emotionen der Figuren, nicht um deren Ratio, die sich nicht nur in der Pubertät ohnehin verändert, sondern die sich halt auch ausschaltet, wenn Liebe ins Spiel kommt oder auf dem Spiel steht, wie bei den Eltern. In Vics neuer Klasse leben schon einige Eltern getrennt, deren Kinder die jährlichen Fragebögen der Schule über Adressen und Lebensumfeld routiniert entsprechend ausfüllen. „Lasst Ihr Euch etwa scheiden oder sowas?“ fragt Vic, als Françoise ihr sagt, dass Papa für einige Monate woanders wohnen werde. Das mit der Liebe ist also für die Pubertierende schon eine Sache, die zu Beginn kompliziert ist und dann auch kompliziert bleibt: „Sollte sich später ein Mann in mich verlieben … na der kann was erleben“, droht sie, als Mathieu sich offenbar mit einem anderen Mädchen trifft, von der es heißt, die würde notfalls sogar mit Mathieu schlafen, um ihn zu halten. Von sowas fühlt sich Vic noch weit weg.
Ihre größte Ratgeberin in dieser verwirrten Zeit ist ihre Ur-Großmutter Poupette, eine in ganz Europa angesehene Harfenistin, die ihrer Ur-Enkelin mit allerlei Erfahrungen aus ihrem bewegten Leben zur Seite steht. Poupette wird gespielt von der 84-jährigen Denise Grey, die bald zum heimlichen Star dieses Films avanciert. Der französische Star Claude Brasseur (Ein schönes Mädchen wie ich – 1972) gibt einen brummigen, liebevollen Vater, der lernen muss, die Zügel seiner Tochter zu lockern. Brigitte Fossey (Der Mann, der die Frauen liebte – 1977) spielt die verständnisvolle Mutter mit Charme und pädagogischem Geschick.
"La Boum – Die Fete" ist ein wunderbar leichter Film geworden, der der wie eine Biene von Blüte zu Blüte, von Episode zu Episode schwebt und nicht einmal in seinen dramatischen Momenten, wenn Trauer, Zorn oder Wut regieren, unangenehm wird. Claude Pinoteau nimmt die Ängste und Nöte seiner jungen Charakter ernst, lässt sich auf den Rhythmus und die Sprache der Halbwüchsigen ein, was vor allem Schauspieldebütantin Sophie Marceau als Vic und Sheila O'Connor als deren beste Freundin Pénélope dankbar zu nutzen verstehen. Mit "La Boum" liefert er einen herzerwärmenden Weihnachtsfilm (in Frankreich startete er vor einem Jahr ebenfalls im Dezember) der etwas anderen Art.
Herrlich!
In "La Boum" gibt die 14-jährige Sophie Marceau ihr Kinodebüt, die später zum Bond-Girl und zur Braveheart-Prinzessin werden sollte, und die sechs Jahre nach "La Boum" Schlagzeilen machte, als sie in "Abstieg zur Hölle" als Ehefrau von Claude Brasseur, der in "La Boum" noch ihren fürsorglichen Vater spielt, erotische Szenen hatte. Der französische Teeager-Film entwickelte sich in Deutschland, nicht zuletzt wegen seines Songs "Reality" von Richard Sanderson, zum Hit. Der Song wurde zur Hymne der Stehblues-Tänzer. In Deutschland erreichte er allerdings erst nach der Fernsehpremiere des Films im Jahr 1987 Platz 1 der Single-Charts, wo er dann fünf Wochen lang blieb.
Zwei Jahre später, 1982, folgte die Fortsetzung La Boum 2 - Die Fete geht weiter, ebenfalls von Regisseur Claude Pinoteau.