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Plakatmotiv: Ein schönes Mädchen wie ich (1972)

Und wieder haben Truffauts Männer
nur vordergründig was zu lachen

Titel Ein schönes Mädchen wie ich
(Une belle fille comme moi)
Drehbuch François Truffaut + Jean-Loup Dabadie
nach dem Roman "Such a Gorgeous Kid Like Me" von Henry Farrell
Regie François Truffaut, Frankreich 1972
Darsteller

Bernadette Lafont, Claude Brasseur, Charles Denner, Guy Marchand, André Dussollier, Anne Kreis, Philippe Léotard, Gilberte Géniat, Michel Delahaye, Danièle Girard, Jérôme Zucca, Gaston Ouvrard, Martine Ferrière, Jacob Weizbluth u.a.

Genre Komödie, Crime, Drama
Filmlänge 98 Minuten
Deutschlandstart
25. Mai 1974
Inhalt

Der junge Soziologe Stanislas Prévine bereitet eine Arbeit über kriminelle Frauen vor. Er trifft Camille Bliss für ein Interview im Gefängnis. Camille wird beschuldigt, ihren Liebhaber Arthur und ihren Ehemann Clovis ermordet zu haben.

Sie erzählt Stanislas von ihrem Leben und ihren Liebesaffären …

Was zu sagen wäre

In Deutschland reden sie über die Frau ohne Rechte, sagen Prominente Frauen auf Magazintitelbildern, dass sie abgetrieben haben, im Fernsehen streiten Alice Schwarzer und Esther Vilar über Frauen und Männer, da liegen im Nachbarland die Männer den Frauen zu Füßen. Zumindest die Regisseure.

Francois Truffaut, der uns in den zurückliegenden Jahren so manche Liebe in Moll mit armseligen Männern und ziellosen Frauen erzählt hat, lässt in seinem neuen Film das mit dem Moll mal beiseite. Sein Film ist eine kratzende Komödie über Männer, die glauben, die Frauen im Griff zu haben und eine Frau, die die Männer tatsächlich im Griff hat – wenn auch über die in Alice Schwarzers Kreisen sicher fragwürdige Methode des Sex. „Die Frau ist ein Flittchen“, schimpft die Sekretärin, die heimlich in ihren Chef Stanislas Prévine verliebt ist, als sie dessen Aufzeichnungen abtippt. „Nicht sie ist das Opfer ihrer Umgebung. Jeder in ihrer Umgebung ist ihr Opfer!

Die Frau, die kein Opfer ist, steht im Mittelpunkt des Films, dem sie auch den Titel spendiert: Ein schönes Mädchen wie ich. Das sich in der Gesellschaft wie sie nun mal ist eingerichtet hat, indem sie den Männern, die ihr körperlich überlegen sind und sich für den „Chef in der Beziehung“ halten, zu Willen ist und sie dann mit deren Waffen schlägt. Sie ist schlauer. Nachdem sie aus der Jugendanstalt geflohen ist, in der sie saß, weil sie für den Tod ihres Vaters verantwortlich gemacht wird, gelingt es ihr schnell zu heiraten, indem die noch Minderjährige eine Schwangerschaft vortäuscht. Mit Ehemann ist es leichter für eine Frau ohne Ausbildung sich durchzuschlagen. Von einem Liebhaber erhält sie Gesangsunterricht, von einem zweiter Liebhaber lässt sie sich zu Anwalts- und Krankenhausterminen chauffieren und erfährt, wie man überflüssig gewordene Männer aus dem Weg räumen kann. Und ein dritter Liebhaber holt sie sogar aus dem Gefängnis.

Truffaut tritt der gesellschaftlichen Norm mit ihrer verlogenen Moral in den Hintern und zaubert ein großartiges Panorama eingebildeter Männer und gut gebauter Frauen, in dem die Männer vor lauter Einbildung nicht merken, wie die gut aussehenden Frauen ihnen ein Bein stellen. Und machen wir uns nichts vor: Männer mögen gesellschaftlich die Hosen anhaben. Aber die Frauen genießen am Ende die Freiheit, während die Männer verrotten. Jedenfalls bei Francois Truffaut.

Wertung: 6 von 9 D-Mark
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