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Plakatmotiv: Die Flüchtigen (1986)

Romantischer Film mit
Richard und Depardieu

Titel Die Flüchtigen
(Les fugitifs)
Drehbuch Francis Veber
Regie Francis Veber, Frankreich 1986
Darsteller

Pierre Richard, Gérard Depardieu, Jean Carmet, Maurice Barrier, Jean Benguigui, Roland Blanche, Anaïs Bret, Philippe Lelièvre, Yveline Ailhaud, Didier Pain, Marc Adjadj, Alain Algara, Eric Averlant, Jean-Pierre Becker, Pierre Belot, Pierre Berriau, Michel Berto, Michel Bompoil u.a.

Genre Komödie, Krimi
Filmlänge 95 Minuten
Deutschlandstart
25. Juni 1987
Inhalt

Der arbeitslose Buchhalter François Pignon will endlich an das große Geld kommen. Nicht zuletzt um für seine kleine Tochter sorgen zu können, die seit dem Tod ihrer Mutter kein Wort mehr gesprochen hat. Dazu beschließt er die nächste Bank zu überfallen.

Doch dort trifft er ausgerechnet auf den soeben aus dem Knast entlassenen Profi Bankräuber Jean Lucas, welcher eigentlich auf dem Weg war, ein rechtschaffener Bürger zu werden. Und genau ihn nimmt der ahnungslose Pignon als Geisel. Kein Wunder, dass die angerückte Polizei diesen für den Drahtzieher hält.

Als auf die beiden das Feuer eröffnet wird und Pignon beinahe eine Handgranate fallen lässt, zerrt ihn Lucas in das Fluchtauto, um zumindest gefahrlos zu entkommen. Dabei schießt Pignon Lucas versehentlich ins Bein. Es beginnt eine abenteuerliche Flucht …

Was zu sagen wäre

Die Namen der handelnden Personen sind dieselben, es sind aber nicht dieselben Personen. Obwohl auch hier sich Francois Pignon und Jean Lucas als ungleiches Paar zusammenraufen müssen und beide von denselben Schauspielern gespielt werden, haben sie nichts mit den Namensvettern aus Zwei irre Spaßvögel (1983) zu tun. Der französische Regisseur Francis Veber hat offenbar einen Narren an diesen Namen gefressen. Jacques Brel hieß auch schon so, 1973 in "Die Filzlaus", zu dem Veber das Drehbuch geschrieben hat.

Zweimal schon hat Veber mit Pierre Richard und Gérard Depardieu die Fährnisse eines ungleichen Paars durchgespielt, beim zweiten Mal kompakter und lustiger, als beim ersten Mal. Bei diesem dritten Versuch läuft die Maschinerie nun wirklich rund. Diesmal haben beide Hauptfiguren diametral entgegengesetzte Ziele, das steigert die Dramatik. Lucas will endlich ein bürgerliches Leben ohne Kriminalität, Pignon mit seiner Tochter auch, aber eben – zwangsläufig – mit Kriminalität. Plakatmotiv (Fr.): Les fugitifs (1986) Weil seine süße Tochter doch sonst ins Heim kommt, wenn er arbeitslos auf der Straße endet. Was da vorher genau passiert ist, lässt der Film offen, skizziert lediglich eine vor vier Jahren gestorbene Ehefrau und Mutter, ein seither traumatisiertes Kind, jedenfalls alles Elemente, bei denen wir im Kinosessel sitzen und Verständnis haben: Der arme Mann kann ja nichts dafür. Und haut dann mit seinem augenscheinlich angeborenen Dilettantismus den frisch begonnenen Lebensaufbau des Ex-Knastis in Trümmer – für den wir in der Folge auch viel Verständnis aufbringen, zumal Gérard Depardieu einmal mehr die Gelegenheit nutzt, seinem Raubbauz-Charakter die weichen Züge eines liebevollen Ersatzpapas zu geben ("Der Bulle von Paris" – 1985; Zwei irre Spaßvögel – 1983; "Danton" – 1983; "Die Wiederkehr des Martin Guerre" – 1982; Der Hornochse und sein Zugpferd – 1981; "Wahl der Waffen" – 1981; Die letzte Metro – 1980; 1900 – 1976; Der Mann aus Marseille – 1972). Dass Pierre Richard dazu auf der Flucht in Frauenkleidern aus dem Film stolpert passt. "Les fugitifs" ist nämlich ein romantischer Film, in dem ein Mann und ein als Frau verkleideter Mann gemeinsam in den Sonnenuntergang gehen, um wenigstens dem kleinen Mädchen eine Zukunft zu geben.

Dass es soweit kommt, liegt an der verkommenen Gesellschaft. Frei nach dem Motto: Es kann der Beste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt. Das erste Mal trennen sich der entlassene Strafgefangene und der hilflose Bankräuber zehn Filmminuten, nachdem sie sich über den Weg gelaufen sind. Und sie werden sich noch häufiger trennen, eben weil sie sehr unterschiedliche Ziele haben. Aber sie werden immer wieder zusammengezwungen, mal von übereifrigen Polizeibeamten, mal von Subjekten aus der Unterwelt, die versuchen, mit den Flüchtigen ihren Schnitt zu machen. Wenn man sich auf niemanden mehr verlassen kann, bleibt nur der Kumpel auf der Flucht – und natürlich ist da dieses entzückende Mädchen mit den großen traurigen Kulleraugen, das sogar einen harten Kerl wie Depardieu erweicht, der hier, wenn schon nicht endgültig zum romantischen Liebhaber taugt, so doch zum Traum eines großen Bruders, der immer eine Lösung weiß.

Francis Veber hat mit Richard und Depardieu im dritten Anlauf eine charmante Komödie mit wunderbaren Slapstickeinlagen gedreht, der mit leisem Witz und großem Herz überzeugt.

Wertung: 9 von 10 D-Mark
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