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Plakatmotiv: Westwärts! (1935)

John Wayne in einem
frühen B-Western

Titel Westwärts!
(Westward Ho)
Drehbuch Robert Emmett Tansey & Lindsley Parsons
Regie Robert N. Bradbury, USA 1935
Darsteller

John Wayne, Sheila Bromley, Frank McGlynn Jr., Jim Farley, Jack Curtis, Bradley Metcalfe, Dickie Jones, Mary MacLaren, Yakima Canutt, Hank Bell, Glenn Strange, The Singing Riders, Silver Tip Baker, Chuck Baldra, Charles Brinley, Bob Burns, Fred Burns, Edward Coxen u.a.

Genre Western
Filmlänge 61 Minuten
Deutschlandstart
30. Juni 1978 (TV-Premiere)
Inhalt

Texas im mexikanischen Grenzgebiet, 1849: Eine Gang von Viehdieben überfällt einen Siedlertreck. Dabei verliert der kleine John Wyatt seine Eltern und seinen jüngeren Bruder. Siebzehn Jahre gehen ins Land, in denen kriminelle Gangs das Land in Unfrieden halten. Der Staat ist machtlos, hat für die effektive Bekämpfung der gangster im fernen Westen kein Geld übrig. Da macht sich ein Mann auf, um die Gangs zu stoppen: John Wyatt, der  die zurückliegenden Jahre damit verbracht hat, seinen verschollenen Bruder und die Mörder seiner Eltern zu finden.

John schart Gleichgesinnte um sich, Männer, die durch die brutalen Gangster ihre Familie verloren und also nicht weiter mehr zu verlieren haben. Die Männer legen sich weiße Pferde zu, tragen schwarze Hemden und weiße Halstücher, um sich jederzeit auch im hitzigsten, staubigen Gefecht gegenseitig zu erkennen. Sie nennen sich "Die Vigilanten". Es dauert nicht lang, da sind die ersten nicht sonderlich professionell agierenden Gangs gefasst und der Justiz übergeben. Aber John gibt nicht auf.

Er trifft auf einen Siedlertreck, ähnlich dem, in dem seine Familie damals in den Westen kam und in dem seine Eltern ermordet wurden. Ohne sich als Vigilant zu erkennen zu geben, schließt er sich dem Trek an, der bald einen durch die Prairie stolpernden Mann ohne Pferd aufgreift, der behauptet, von Banditen überfallen worden zu sein. In Wirklich kein ist der Mann ein Mitglied der berüchtigten Ballard-Gang, die für die Morde vor 17 Jahren verantwortlich ist. Und Jim, der durch die Prairie stolpernde Mann, ist Johns damals entführter Bruder – was weder der noch John ahnt …

Was zu sagen wäre

Ein Western mit John Wayne. Aus einer Zeit, als das noch nichts hieß. 1935, als dieser Film entstand, war John Wayne gerade erst den Schuhen des Marion Mitchell Morrison entwachsen, seinem Geburtsnamen, den der damals schon namhafte Regisseur Raoul Walsh (Die wilden Zwanziger – 1939; Nachts unterwegs – 1940; Entscheidung in der Sierra – 1941; Die Nackten und die Toten – 1958), der mit ihm in der Hauptrolle seinem Western "Der große Treck" inszenierte, änderte, weil John Wayne griffiger klinge. Das war 1930, brachte Wayne aber längst nicht den Durchbruch. Er tingelte jahrelang als Darsteller durch B-Western. Er spielte Hauptrollen. Aber die Filme waren schnell heruntergekurbelte, nach Schema F erzählte Dramen und Abenteuer, die nicht über den Tag hinaus reichten. "Westward Ho" ist ein B-Western aus jener Epoche, die von der neugegründeten Republic Pictures produziert wurde.

Der Film erzählt in wenigen Schnitten ein großes Drama: Ein kleiner Junge verliert in der Wildnis des Westens seines Familie und muss sich allein durchschlagen. Wie er das geschafft hat, wenn wir ihn 17 Jahre später als stattlichen Draufgänger – eben: John Wayne – wiedersehen, wird nicht erzählt. Wir müssen annehmen, dass er im von mörderischen Banden durchseuchten Westen auf freundliche Menschen getroffen ist, die ihm Obdach und womöglich rudimentäre Bildung gaben. In der ersten Szene, nachdem Zeitungsschlagzeilen und Jahreszeiten über die Leinwand huschten und den Lauf der Zeit symbolisierten, sehen wir John bei soignierten, älteren Herren, die Regierungsbeamte oder Honoratioren der Stadt sein können. wir erfahren auch das nicht, aber auf jeden Fall wissen sie, dass für die Einrichtung einer Polizeitruppe gegen die Gangs kein Geld vorhanden ist, woraufhin John den Aufbau der "Vigilanten" selbst in die Hand nimmt. Dieser Trupp wagemutiger, zielsicherer Männer ist schnell beisammen und wächst weiter, ohne, dass wir mit einzelnen der Männer näher bekannt werden. DVD-Cover: Westwärts! (1935) Einmal sitzen zwei am Lagerfeuer, ein alter Haudegen und ein neu rekrutierter Vigilant und der Alte erzählt dem Jungen, dass John nicht viel spricht, aber seit Jahren auf der suche nach den Mördern seiner Eltern ist. Damit ist der letzte Zweifel für den Zuschauer ausgeräumt, dass es sich bei John Wayne tatsächlich um den Jungen aus dem mörderischen Prolog handelt.

Mehr über seinen Werdegang erfahren wir bei Jim, der der Bruder Johns ist, der damals von den Gangster entführt wurde. Die haben ihn aufgezogen und einen skrupellosen, cleveren Banditen aus ihm gemacht, der am Ende die Seiten wechselt, mit John die Bande und damit die Mörder der Eltern endgültig ausschaltet und dann in Johns Armen stirbt. Als letzte Worte haucht er die Erkenntnis, er habe es nicht anders verdient, „jetzt werde ich für alles bezahlen“. Im letzten Bild bekommt John das Mädchen, in dem Fall Mary, die burschikose Tochter von Lafe Gordon, der den Siedlertreck anführte, zu dem John in der zweiten Filmhälfte stieß, mit der er sich auf seine offenbar einsam gelegene Ranch in Kalifornien begeben wird. Seinen Job als Vigilant hängt er, nachdem während des einstündigen Films drei Banden ausgeschaltet worden sind, an den Nagel; der Westen ist mit seiner Hilfe ein bisschen sicherer geworden.

Aus heutiger Sicht, ich sehe den Film erstmals 1978 im Fernsehen, kann man sagen: typische John-Wayne-Rolle. Aber das wusste man damals natürlich nicht. Aus damaliger Sicht ist der 1,93 Meter große Mann eine imposante Erscheinung mit markanter Präsenz auf der großen Leinwand. Er hat schon seinen charakteristischen Gang, zu dem ihn Yakima Canutt ermunterte, ein Schauspielert und damals schon bekannter Stuntman, der auch im vorliegenden Film eine kleine Rolle hat und 24 Jahre später das berühmte Wagenrennen in Ben Hur inszenieren sollte. Canutt hat Wayne beigebracht, wie man sich effektiv und kameragerecht vor der Kamera prügelt, und ihn auch zu dem wiegenden Gang inspiriert, den der später als "Duke" bezeichnete Western-Knurrer zu seinem Markenzeichen machte. (Stagecoach – Ringo – 1939; Die Freibeuterin – 1942; "Red River" – 1948; Der Teufelshauptmann – 1949; Rio Grande – 1950; Man nennt mich Hondo – 1953; Der See-Fuchs – 1955; Der schwarze Falke – 1956; Der letzte Befehl – 1959; Rio Bravo – 1959; Alamo – 1960; Land der 1000 Abenteuer – 1960; Die Comancheros – 1961; Das war der Wilde Westen – 1962; Der Mann, der Liberty Valance erschoss – 1962; Hatari! – 1962; McLintock – 1963; Held der Arena – 1964; Die vier Söhne der Katie Elder – 1965; El Dorado – 1967; Die Gewaltigen – 1967; Die grünen Teufel – 1968; Der Marshal – 1969; Die Unbesiegten – 1969; Chisum – 1970; Rio Lobo – 1970; Big Jake – 1971; McQ schlägt zu – 1974; Der letzte Scharfschütze – 1976).

Filmtechnisch atemberaubend sind manche wilde Galoppszenen und Schießereien auf dahin jagenden Pferden, die die Kamera parallel nebenher rasend verfolgt, immer wieder den Fokus auf andere Personen legt und damit vor allem in der Eröffnungsszene, in der schließlich Johns Eltern sterben, eine große Dynamik entfacht. Heute wären das Kinkerlitzchen. Damals mit den gigantischen Kameraapparaturen waren das atemberaubende, beinahe unglaubliche Sequenzen. Ich erkenne im Wohnzimmersessel vor dem Fernseher: Das mag ein simpel gestrickter B-Western sein; aber auch da sind schon professionelle Kreative am Werk.

John Waynes B-Movie-Durststrecke endete 1939, als John Ford mit ihm in der Hauptrolle den bahnbrechenden Western Stagecoach inszenierte, der von einer gefährlichen Postkutschenfahrt durchs Apachenland erzählt.

Wertung: 4 von 6 D-Mark
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