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Plakatmotiv: Der Marshal (1969)

John Wayne karikiert sein Image
und belebt ein sieches Genre

Titel Der Marshal
(True Grit)
Drehbuch Marguerite Roberts
nach einem Roman "Die mutige Mattie / True Grit" von Charles Portis
Regie Henry Hathaway, USA 1969
Darsteller

John Wayne, Glen Campbell, Kim Darby, Jeremy Slate, Robert Duvall, Dennis Hopper, Alfred Ryder, Strother Martin, Jeff Corey, Ron Soble, John Fiedler, James Westerfield, John Doucette, Donald Woods, Edith Atwater u.a.

Genre Abenteuer, Drama, Western
Filmlänge 128 Minuten
Deutschlandstart
21. August 1969
Inhalt

Die halbwüchsige Mattie Ross kann in Fort Smith nur noch die Leiche ihres Vaters identifizieren. Dieser war vom Banditen Tom Chaney ermordet worden.

Obwohl Mattie auf Strafverfolgung und Gerechtigkeit – und nicht etwa Rache, wie man es von einem Mädchen in ihrem Alter erwarten würde – pocht, haben die Behörden Besseres zu tun, als dem Outlaw und seiner Bande nachzujagen. Also greift der resolute Teenager zur Selbsthilfe. Für 100 Dollar engagiert sie den abgewrackten Marshall Reuben J. "Rooster" Cogburn, um Chaney habhaft zu werden. Plakatmotiv (US): True Grit – Der Marshal (1969) Halb besoffen und halb belustigt ist der schon drauf und dran, die freche Göre wieder vor die Tür zu setzen, gibt ihrem Ansinnen aber dann trotzdem nach.

Einäugig, schwerbäuchig und arthritisch setzt sich das Urgestein noch mal in Bewegung und in den Sattel …

Was zu sagen wäre

Die Helden von einst sind ruppiger geworden, rauer, reiten edle Rösser zu Schanden, anstatt ihnen Pausen zu gönnen, greifen schon zum Frühstück zur Whiskyflasche und müssen sich von waffenfreien Anwälten vor Gericht Schüsse in Notwehr vorhalten lassen; obwohl man den Stern des Marshals an der Brust trägt. Der Erfolg des Sergio-Leone-Westerns, des sogenannten Italowestern, hat in Hollywood Eindruck hinterlassen und auch an der größten Inkarnation des Westernhelden, an John Wayne, ist dieser Erfolg nicht spurlos vorbei gegangen.

Die Männerfreunde Wayne und Henry Hathaway, der Meister des Kerle-inszenierens (Nevada Smith – 1966; Die vier Söhne der Katie Elder – 1965; Held der Arena – 1964; Das war der wilde Westen – 1962; Land der 1000 Abenteuer – 1960; Der Garten des Bösen – 1954; Prinz Eisenherz – 1954; Niagara – 1953) tun sich zusammen, um dem siechen Genre des US-amerikanischen Western Leben einzuhauchen. Der Bürgerkrieg ist vorbei, die alten Kämpen lecken noch die Wunden, die Zivilisation treibt erste Blüten, aber Gerechtigkeit bekommt nur, wer sie sich mit dem Revolver holt. Oder mit geschickter Verhandlungstaktik.

Heldin des Films ist ein Teenager, ein junges Mädchen, dass sich in der Welt der harten Männer und ausgefuchsten Geschäftemacher kein X für ein U vormachen lässt und immer bekommt, was es will. Erst in der Wildnis, in der zurückweichenden, archaischen Welt der alten Kerle, gerät sie an den Rand ihrer Möglichkeiten. Aber bis dahin scheucht sie den alten Marshal ganz schön durchs Gestrüpp. Das Mädchen sucht den Mörder ihres Vaters. Justizia ist damals noch nicht reif genug, so eine Suche einzuleiten. Plakatmotiv (US): True Grit – Der Marshal (1969) Und so ergibt sich eine halblegale Suchaktion, moralisch einigermaßen fragwürdig und gleichzeitig gerechtfertigt, bei der viele Männer zu Tode kommen, einige auf sehr schmerzhafte Weise.

Unter Sergio Leones Ägide hätte wohl Clint Eastwood ein junges Mädchen halb verdurstet in der Wüste aufgelesen, erfahren, dass ihr Vater ermordet und sie in der Wüste ausgesetzt wurde, und dann wäre er auf Rachefeldzug gegangen; gemeinsam mit dem Mädchen. John Wayne als alternder Ex-Haudegen (Die grünen Teufel – 1968; El Dorado – 1967; Die vier Söhne der Katie Elder – 1965; Held der Arena – 1964; McLintock – 1963; Der längste Tag – 1962; Hatari! – 1962; Der Mann, der Liberty Valance erschoss – 1962; Das war der Wilde Westen – 1962; Die Comancheros – 1961; Land der 1000 Abenteuer – 1960; Alamo – 1960; Rio Bravo – 1959; Der letzte Befehl – 1959; Der schwarze Falke – 1956; Der See-Fuchs – 1955; Man nennt mich Hondo – 1953; Rio Grande – 1950; In letzter Sekunde – 1949; Der Teufelshauptmann – 1949; Red River – 1948; Die Freibeuterin – 1942; Ringo – 1939; Westwärts! – 1935) lässt sich zum Jagen tragen, für wenigstens 200 Dollar.

Aber dann ist er ganz der Alte, schießt treffsicher aus der Hüfte, ist immer die Autorität im Sattel und kennt sich in der Gegend aus wie kein Zweiter. Am Lagerfeuer leert er seine zweite Flasche Whisky, aber wenn seine Damsel in Distress ist, steht er seinen Mann. Herrlich, wie Wayne in die Haut seiner Helden aus den 50er Jahren schlüpft und ironisch bricht. Das hat er so ähnlich schon in Howard Hawks' El Dorado vor zwei Jahren gemacht, da waren aber die Männer noch unter sich. Unter Henry Hathaways Regie ist ein junges Mädchen der treibende Faktor, der dem gebrochenen, einsamen Helden ein Leben zurückgibt. Und so geriert sich der große alte Mann als Ersatzvater, als großer Bruder und als bester Freund, um dem vorlauten Teenage-Gör, das die 22-jährige Kim Darby mit beeindruckender Präsenz und Nachhaltigkeit spielt, zu beweisen, dass er immer noch der Beste ist.

Hathaway inszeniert Wayne für diese Rolle in der prachtvollen Berglandschaft Arkansas'. Wayne liefert eine große Portion Selbstironie. Und erhielt für die Rolle des Rooster Cogburn prompt seinen zweiten Oscar.

Wertung: 5 von 8 D-Mark
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