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Plakatmotiv: Land der 1000 Abenteuer (1960)

Ein gut gelauntes Kerle-Spektakel,
dem ein geordnetes Drehbuch fehlt

Titel Land der 1000 Abenteuer
(North to Alaska)
Drehbuch John Lee Mahin & Martin Rackin & Claude Binyon
nach dem Bühnenstück Birthday Gift von Ladislas Fodor nach einer Idee von John H. Kafka
Regie Henry Hathaway, USA 1960
Darsteller
John Wayne, Stewart Granger, Ernie Kovacs, Fabian, Capucine, Mickey Shaughnessy, Karl Swenson, Joe Sawyer, Kathleen Freeman, John Qualen, Stanley Adams u.a.
Genre Komödie, Abenteuer
Filmlänge 122 Minuten
Deutschlandstart
16. Dezember 1960
Inhalt

Die Goldgräber Sam und George arbeiten in Alaska, Georges Verlobte lebt allerdings in Seattle. Deshalb bittet er Sam, sie dort abzuholen. Doch zu dessen Erstaunen ist sie längst mit einem anderen verheiratet.

Die Französin Angel erklärt sich stattdessen bereit, mit nach Alaska zu reisen. Zunächst versucht Sam, George und Angel zusammen zu bringen, doch dann verliebt er sich selbst in die Frau …

                         Plakatmotiv: Land der 1000 Abenteuer (1960)

Was zu sagen wäre

Eine bunt-fröhliche Abenteuer-Romanze. Wir erleben John Wayne, wie wir ihn kennen. Ein knurriger Einzelgänger, loyal zu seinen Freunden, hart mit seinen Feinden. Und von Frauen hält er nichts: „Anti-Ehefrau ist meine Politik: Jede Frau, die sich verpflichtet, einem Mann das Leben zu versalzen, statt es vielen zu versüßen, verliert meine Stimme.“ Die Rolle spielt er zur Not auch ohne Drehbuch, hat sie auch schon oft gespielt (Alamo – 1960; Rio Bravo – 1959; Der letzte Befehl – 1959; Der schwarze Falke – 1956; Der See-Fuchs – 1955; Rio Grande – 1950; In letzter Sekunde – 1949; Der Teufelshauptmann – 1949; Red River – 1948; Die Freibeuterin – 1942; Ringo – 1939; Westwärts! – 1935).

Nur ist das hier kein Western, also nicht Waynes gewöhnliches Habitat. Dieser Film ist eine Art Komödie mit Westernelementen. Es geht drunter und drüber, denn es ist immer klar: Am Ende wird Wayne domestiziert. Also sehen wir ihm zwei Stunden dabei zu, wie er zunächst ganz der alte Knurrer mit dem schiefen Gang ist, den die Frauen mögen, und wie er sich schließlich zum verliebten Affen macht; mit dem Whisky in der linken Hand und der Prügel in der rechten Faust.

Der Film ist ein übermütiger Spaß mit wunderbaren Schlägereien – die erste gibt es schon nach fünf Minuten im Saloon, bei der es eine reine Freude ist zuzuschauen; die letzte findet im Schlamm der Hauptstraße in Nome statt, eine klebrige Angelegenheit. Ein übermütiger Film, dem man ansieht, dass er gegen die junge, aber aufstrebende Konkurrenz des Fernsehens für die große Leinwand inszeniert ist – allerdings auch mit Längen. Bis Sam mit Angel aus Seattle zurück ist, ist das Timing noch im Lot, wenn ich von einem zeitraubenden Holzfällerpicknick absehe, auf dem Sam und Angel sich näher kommen, das sicher platzsparender hätte erzählt werden können. Aber zurück in Alaska verliert der Film seinen Faden und stolpert über lauter unnötige Handlungsstränge.

Plakatmotiv (US): Land der 1000 Abenteuer (1960)Plötzlich müssen Goldminen gegen Minenräuber verteidigt werden – das garantiert eine ordentliche Schießerei. Dann muss Georges 17-jähriger Bruder sich mit seiner ganzen pubertären Libido in Angel verknallen – was seinem Darsteller, dem Sänger Fabiano Anthony Forte, Künstlername Fabian, die Gelegenheit gibt, einen seiner Schmachtsongs zu singen. Schließlich treibt auch noch ein Falschspieler sein Unwesen, der George und Sam mit Intrigen deren Mine abluchsen will. Und natürlich muss sich Sam noch in den eifersüchtigen, verliebten Berserker verwandeln.

Die fehlende Stringenz im Drehbuch liegt wohl am Streik der Drehbuchautoren in Hollywood. Es gab kein fertiges Buch. Deswegen war auch Richard Fleischer abgesprungen, der den Film ursprünglich inszenieren sollte.

Der für ihn eingesprungene Henry Hathaway hatte mit dem gleichen Problem zu kämpfen, bewältigte die Angelegenheit aber zum Teil auf Improvisationsbasis – dass merkt man dann: Der Film ufert aus. Hathaway, der neben Raoul Walsh bekannteste "Männer-Filmer" Hollywoods (Der Garten des Bösen – 1954; Prinz Eisenherz – 1954; Niagara – 1953; "Die schwarze Rose" – 1950), also mit Schwerpunkt auf Western, Krimis sowie Kriegsfilmen, und John Wayne hatten bereits zweimal miteinander kooperiert: 1941 bei "Verfluchtes Land" und 1957 beim Sahara-Abenteuer "Die Stadt der Verlorenen". Sie kommen gut miteinander aus.

Aber hier gab es nicht nur kein Drehbuch. Hier stehen auch beide unter Spannung. Hathaway braucht dringend mal wieder einen Hit, John Wayne leidet unter finanziellen Engpässen, weil sein Prestige-Projekt Alamo gerade sein Konto ruiniert hat. Beide trieb also sowas wie der Mut der Verzweiflung. Und diese Energie tut dem nicht stringent erzählten Film gut; manchmal muss man sich, immerhin mit gut gelaunten Schauspielern, halt in Nebenszenen amüsieren.

Wertung: 4 von 7 D-Mark
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